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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Blut: sucht auf dem Kirchhof,
    Ein Paar von euch; geht, greifet, wen ihr trefft!
    Einige von der Wache ab.
    Betrübt zu sehn! Hier liegt der Graf erschlagen,
    Und Julia blutend, warm und kaum verschieden,
    Die schon zwei Tage hier begraben lag. –
    Geht, sagt’s dem Fürsten! Weckt die Capulets!
    Lauft zu den Montagues! Ihr andern sucht!
    Andre Wächter ab.
    Wir sehn den Grund, der diesen Jammer trägt;
    Allein den wahren Grund des bittern Jammers
    Erfahren wir durch näh’re Kundschaft nur.
    Einige von der Wache kommen mit Balthasar.
    Zweiter Wächter
.
    Hier ist der Diener Romeos; wir fanden
    Ihn auf dem Kirchhof.
    Erster Wächter
.
    Bewahrt ihn sicher, bis der Fürst erscheint!
    Ein andrer Wächter mit Lorenzo.
    Dritter Wächter
.
    Hier ist ein Mönch, der zittert, weint und ächzt;
    Wir nahmen ihm den Spaten und die Haue,
    Als er von jener Seit’ des Kirchhofs kam.
    Erster Wächter
.
    Verdächt’ges Zeichen! Haltet auch den Mönch!
    Der Prinz und Gefolge.
    Prinz
.
    Was für ein Unglück ist so früh schon wach,
    Das uns aus unsrer Morgenruhe stört?
    Capulet, Gräfin Capulet und andre kommen.
    Capulet
.
    (Was ist’s, daß draußen so die Leute schrein?)
    [Gräfin Capulet]
.
    Das Volk ruft auf den Straßen: »Romeo«,
    Und »Julia«, und »Paris«; alles rennt
    Mit lautem Ausruf unserm Grabmal zu.
    Prinz
.
    Welch Schrecken ist’s, das unser Ohr betäubt?
    Erster Wächter
.
    Durchlaucht’ger Herr, entleibt liegt hier Graf Paris;
    Tot Romeo; und Julia, tot zuvor,
    Noch warm und erst getötet.
    Prinz
.
    Sucht, späht, erforscht die Täter dieser Greuel!
    Erster Wärter
.
    Hier ist ein Mönch und Romeos Bedienter.
    Man fand Gerät bei ihnen, das die Gräber
    Der Toten aufzubrechen dient.
    Capulet
.
    O Himmel!
    O Weib! sieh hier, wie unsre Tochter blutet!
    Der Dolch hat sich verirrt; sieh, seine Scheide
    Liegt ledig auf dem Rücken Montagues,
    Er selbst steckt fehl in unsrer Tochter Busen.
    Gräfin Capulet
.
    O weh mir! Dieser Todesanblick mahnt
    Wie Grabgeläut’ mein Alter an die Grube.
    Montague und andre kommen.
    Prinz
.
    Komm, Montague! Früh hast du dich erhoben,
    Um früh gefallen deinen Sohn zu sehn.
    Montague
.
    Ach, gnäd’ger Fürst, mein Weib starb diese Nacht:
    Gram um des Sohnes Bann entseelte sie.
    Welch neues Leid bricht auf mein Alter ein?
    Prinz
.
    Schau hin, und du wirst sehn.
    Montague
.
    O Ungeratner! was ist das für Sitte,
    Vor deinem Vater dich ins Grab zu drängen?
    Prinz
.
    Versiegelt noch den Mund des Ungestüms,
    Bis wir die Dunkelheiten aufgehellt
    Und ihren Quell und wahren Ursprung wissen.
    Dann will ich Eurer Leiden Hauptmann sein,
    Und selbst zum Tod Euch führen. – Still indes!
    Das Mißgeschick sei Sklave der Geduld. –
    Führt die verdächtigen Personen vor!
    Lorenzo
.
    Mich trifft, obschon den unvermögendsten,
    Am meisten der Verdacht des grausen Mordes,
    Weil Zeit und Ort sich gegen mich erklärt.
    Hier steh’ ich, mich verdammend und verteid’gend,
    Der Kläger und der Anwalt meiner selbst.
    Prinz
.
    So sag ohn’ Umschweif, was du hievon weißt!
    Lorenzo
.
    Kurz will ich sein, denn kurze Frist des Odems
    Versagt gedehnte Reden. Romeo,
    Der tot hier liegt, war dieser Julia Gatte,
    Und sie, die tot hier liegt, sein treues Weib.
    Ich traute heimlich sie; ihr Hochzeittag
    War Tybalts letzter, des unzeit’ger Tod
    Den jungen Gatten aus der Stadt verbannte;
    Und Julia weint’ um ihn, nicht um den Vetter.
    Ihr, um den Gram aus ihrer Brust zu treiben,
    Verspracht und wolltet sie dem Grafen Paris
    Vermählen mit Gewalt. – Da kömmt sie zu mir
    Mit wildem Blick, heißt mich auf Mittel sinnen,
    Um dieser zweiten Heirat zu entgehn,
    Sonst wollt’ in meiner Zelle sie sich töten.
    Da gab ich, so belehrt durch meine Kunst,
    Ihr einen Schlaftrunk; er bewies sich wirksam
    Nach meiner Absicht, denn er goß den Schein
    Des Todes über sie. Indessen schrieb ich
    An Romeo, daß er sich herbegäbe,
    Und hülf’ aus dem erborgten Grab sie holen
    In dieser Schreckensnacht, als um die Zeit,
    Wo jenes Trankes Kraft erlösche. Doch
    Den Träger meines Briefs, den Bruder Marcus,
    Hielt Zufall auf, und gestern abend bracht’ er
    Ihn mir zurück. Nun ging ich ganz allein
    Um die bestimmte Stunde des Erwachens,
    Sie zu befrein aus ihrer Ahnen Gruft,
    Und dacht’ in meiner Zelle sie zu bergen,
    Bis ich es Romeon berichten könnte.
    Doch wie ich kam, Minuten früher nur,
    Eh’ sie erwacht, fand ich hier tot zu früh
    Den treuen Romeo, den edlen Paris.
    Jetzt wacht sie auf; ich bat sie,

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