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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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in vor’ger Zeit,
    Von der uns Kunde zukam, ward gekreuzt,
    Und im Versuch weit abgelenkt vom Ziel
    Und jenem geist’gen Vorbild des Gedankens,
    Das ihr ein Traumbild schuf. Weshalb denn, Fürsten,
    Seht ihr beschämten Blicks auf unser Werk,
    Als wäre Schmach, was doch nichts anders ist,
    Als des erhabnen Zeus verzögert Prüfen,
    Ob noch im Menschen fest Beharren sei?
    Denn nicht erprobt sich dieser echte Stahl,
    Begünstigt uns Fortuna – denn alsdann
    Scheint Held und Feiger, Narr und Weiser, Künstler
    Und Tor, Weichling und Starker nah verwandt –
    Doch in dem Sturm und Schnauben ihres Zorns
    Wirft Sond’rung mit gewalt’ger, breiter Schaufel
    Alles aufschüttelnd, leichte Spreu hinweg;
    Und was Gewicht und Stoff hat in sich selbst,
    Bleibt reich an Tugend liegen, unvermischt.
    Nestor
.
    In schuld’ger Ehrfurcht deinem heil’gen Thron,
    O Agamemnon, wird dein letztes Wort
    Nestor erläutern. In dem Kampf mit Wechsel
    Bewährt sich echte Kraft. Auf stiller See,
    Wie fährt so mancher gaukelnd winz’ge Kahn
    Auf ihrer ruh’gen Brust und gleitet hin
    Mit Seglern mächt’gen Baus?
    Doch laß den Raufer Boreas erzürnen
    Die sanfte Thetis, – rasch durchschneidet dann
    Das starkgerippte Schiff die Wellenberge,
    Springt zwischen beiden feuchten Elementen
    Gleich Perseus’ Roß – wo bleibt das eitle Boot,
    Des schwachgefügte Seiten eben noch
    Wettkämpften mit der Kraft? Es flieht zum Hafen,
    Wenn’s nicht Neptun verschlingt. So trennt sich auch
    Des Mutes Schein vom wahren Kern des Muts
    Im Sturm des Glücks; denn strahlt es hell und mild,
    Dann wird die Bremse quälender der Herde
    Als selbst der Tiger; doch wenn Stürme spaltend
    Der knot’gen Eiche Knie darniederbeugen
    Und Schutz die Fliege sucht, – ja, dann das Tier des Muts,
    Wie aufgeregt von Wut, wird selber Wut,
    Und brüllt, in gleichen Tönen widerhallend,
    Dem zorn’gen Glück entgegen.
    Ulysses
.
    Agamemnon,
    Du großer Fürst, Gebein und Nerv der Griechen,
    Herz unsrer Scharen, Seel’ und einz’ger Geist,
    In dem Gemüt und Wesen aller sollte
    Beschlossen sein, – hör’, was Ulysses spricht,
    Den Beifall und die Huld’gung abgerechnet,
    Die, Mächt’ger du durch Rang und Herrscherwürde,
    Und du, Ehrwürd’ger durch dein hohes Alter,
    Ich euren Reden zolle (die so trefflich,
    Daß Agamemnon und der Griechen Hand
    Sie sollt’ in Erz erhöhn, und deine gleichfalls,
    Ehrwürd’ger Nestor, silberweiß, mit Banden
    Aus Luft gewebt, stark wie die Ax’, um die
    Der Himmel kreist, sollt’ aller Griechen Ohr
    An deine weise Zunge fesseln) – doch,
    Du Staatsmann und du Fürst, vergönnt Ulysses,
    Nach euch zu reden.
    Agamemnon
.
    Sprich, Held von Ithaka: so sicher ist’s,
    Daß kein unnützes, kein gehaltlos Wort
    Je deine Lippen teilt, als wir erwarten,
    Wenn Hund Thersites anstimmt sein Gebell,
    Je Witz, Musik, Orakel zu vernehmen.
    Ulysses
.
    Troja, noch unerschüttert, wär’ gefallen,
    Und herrenlos des großen Hektor Schwert,
    Wenn folgendes nicht hemmte:
    Verkannt wird Seel’ und Geist des Regiments;
    Und seht! So viele Griechenzelte hohl
    Stehn auf dem Feld, so viel Parteien-Hohlheit. –
    Wenn nicht der Feldherr gleicht dem Bienenstock,
    Dem alle Schwärme ihre Beute zollen,
    Wie hofft ihr Honig? Wenn sich Abstufung verlarvt,
    Scheint auch der Schlechtste in der Maske edel.
    Die Himmel selbst, Planeten und dies Zentrum,
    Reihn sich nach Abstand, Rang und Würdigkeit,
    Beziehung, Jahrszeit, Form, Verhältnis, Raum,
    Amt und Gewohnheit in der Ordnung Folge;
    Und deshalb thront der majestät’sche Sol,
    Als Hauptplanet, in höchster Herrlichkeit
    Vor allen andern; sein heilkräftig Auge
    Verbessert den Aspekt bösart’ger Sterne,
    Und trifft, wie Königs Machtwort, allbeherrschend
    Auf Gut’ und Böses. Doch wenn die Planeten
    In schlimmer Mischung irren ohne Regel,
    Welch Schrecknis! Welche Plag’ und Meutereil
    Welch Stürmen auf der See! Wie bebt die Erde!
    Wie rast der Wind! Furcht, Umsturz, Graun und Zwiespalt
    Reißt nieder, wühlt, zerschmettert und entwurzelt
    Die Eintracht und vermählte Ruh’ der Staaten
    Ganz aus den Fugen! Oh, wird Abstufung,
    Die Leiter aller hohen Plan’, erschüttert,
    So krankt die Ausführung. Wie könnten Gilden,
    Würden der Schule, Brüderschaft in Städten,
    Friedsamer Handelsbund getrennter Ufer,
    Der Vorrang und das Recht der Erstgeburt,
    Ehrfurcht vor Alter, Szepter, Kron’ und Lorbeer
    Ihr ewig Recht ohn’ Abstufung behaupten?
    Tilg’ Abstufung, verstimme diese

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