Sämtliche Dramen
ist, und mit ihm die sterbliche Venus, das Herzblatt der Schönheit, der Liebe unsichtbare Seele –
Pandarus
. Wer? Meine Nichte Cressida?
Diener
. Nein, Herr, Helena; konntet Ihr das nicht aus ihren Ehrentiteln erraten?
Pandarus
. Ich sehe schon, lieber Freund, du kennst das Fräulein Cressida noch nicht. Ich komme, um mit Paris vom Prinzen Troilus zu sprechen; ich will eine freundliche Bestellung ihm eilend beibringen, denn mein Geschäft ist siedend.
Diener
. Ein gesottnes Geschäft! Das nenn’ ich eine Phrase für die Schwitzbäder.
Es treten auf Paris und Helena mit Gefolge.
Pandarus
. Alles Schöne für Euch, mein Prinz, und für Eure schöne Umgebung! Schöne Wünsche in schönem Maß begleiten Euch schönstens! Vor allen Euch, schönste Königin! Schöne Träume seien Euer schönes Kopfkissen!
Helena
. Werter Herr, Ihr seid voll von schönen Worten.
Pandarus
. Ihr sprecht Euer schönstes Wohlgefallen aus, holde Königin. Schönster Prinz, hier ist vortreffliche fugierte Musik.
Paris
. Ihr habt sie aus den Fugen gebracht, Vetter; so wahr ich lebe, Ihr sollt sie wieder herstellen: Ihr sollt ein Stück von Eurer Komposition anstücken. Er ist ein Meister in der Harmonie, Lenchen.
Pandarus
. Ach nein, Königin!
Helena
. Oh, mein Herr. ...
Pandarus
. Rauh, bei den Göttern; ja, bei den Göttern, sehr rauh und unmelodisch.
Paris
. In den Dissonanzen; gut gesagt, Vetter!
Pandarus
. Ich habe ein Geschäft mit dem Prinzen, teure Königin. Gnädiger Herr, wollt Ihr mir ein Wort vergönnen?
Helena
. Nein, damit sollt Ihr uns das Tor nicht sperren; wir müssen Euch singen hören, ganz gewiß.
Pandarus
. Ihr habt die Gnade, mit mir zu scherzen, süße Königin. Aber die Sache ist die, mein Prinz, ... mein gnädigster Prinz und höchst geehrter Freund, Euer Bruder Troilus –
Helena
. Herr Pandarus! Mein honigsüßer Pandarus –
Pandarus
. Laßt mich, süße Königin, laßt mich;..empfiehlt sich Euch aufs inständigste –
Helena
. Ihr sollt uns nicht aus unsrer Melodie foppen; wenn Ihr’s tut, so komme unsre Melancholie über Euch!
Pandarus
. Süße Königin! Das ist eine süße Königin! Nein, welche süße Königin!
Helena
. Und eine süße Königin traurig machen, ist ein bittrer Frevel.
Pandarus
. Nein, damit setzt Ihr’s nicht durch, damit wahrhaftig nicht! Nein! Solche Worte machen mich nicht irre, nein! Nein! – Und, mein gnädiger Prinz, er bittet Euch, Ihr wollt seine Entschuldigung übernehmen, wenn der König bei der Abendtafel nach ihm fragt.
Helena
. Bester Pandarus –
Pandarus
. Was sagt die süße Königin? Die allersüßeste Königin?
Paris
. Was hat er denn vor? Wo speist er zu Nacht?
Helena
. Aber, bester Pandarus –
Pandarus
. Was sagt die süße Königin? Meine Nichte würde sich mit Euch erzürnen.
Helena
. Ihr dürft nicht fragen, wo er zu Nacht speist! –
Paris
. Ich setze mein Leben dran, bei meiner Herzenskaiserin Cressida.
Pandarus
. Ach nein, nichts dergleichen: nein, da irrt Ihr; Eure Herzenskaiserin ist krank.
Paris
. Gut, ich will ihn entschuldigen.
Pandarus
. Schön, mein teurer Prinz. Wie kommt Ihr auf Cressida? Nein, Eure arme Herzenskaiserin ist krank.
Paris
. Ich errate.
Pandarus
. Ihr erratet? Was erratet Ihr? Kommt, gebt mir eine Zither! Nun, süße Königin?
Helena
. So, das ist recht artig von Euch.
Pandarus
. Meine Nichte ist erschrecklich verliebt in ein Ding, das Ihr habt, süße Königin.
Helena
. Sie soll’s haben, wenn’s nicht mein Gemahl Paris ist.
Pandarus
. Den? Nein, nach dem fragt sie nicht. Er und sie sind entzweit.
Helena
. Heut zwieträchtig, morgen einträchtig: so könnten wohl drei draus werden.
Pandarus
. Geht, geht, nichts mehr davon: ich will Euch nun mein Lied singen. –
Helena
. Ja; singt es gleich! Meiner Treu, Pandarus, Ihr habt eine hübsche Stirn.
Pandarus
. Ei, ei! –
Helena
. Singt uns ein verliebtes Lied: die Liebe wird uns noch alle verderben. O Cupido, Cupido, Cupido!
Pandarus
. Ein Liebeslied! Ja, wahrhaftig!
Paris
. Ja, von Liebe; nichts als von Liebe! –
Pandarus
.
Wahrhaftig, so fängt’s auch an:
O Liebe, Lieb’ in jeder Stunde! –
Dein Pfeil mit Weh
Trifft Hirsch und Reh;
Doch nicht entrafft
Sie gleich der Schaft,
Er kitzelt nur die Wunde.
Verliebte schrein:
O Todespein!
Doch was so tödlich erst gedroht,
Daraus wird Jubeln und Juchhein.
Die Sterbenden sind frisch und rot;
O weh, ein Weilchen, dann ha! Ha!
O weh seufzt nur nach ha! Ha! Ha!
Juchhei!
Helena
. Verliebt,
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