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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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dünkt.
    Angelo
.
    Wo ist der Schließer?
    Schliesser
.
    Hier, gnäd’ger Herr.
    Angelo
.
    Ihr steht dafür, daß Claudio
    Enthauptet werde morgen früh um neun.
    Bringt ihm den Beicht’ger, laßt ihn sich bereiten,
    Denn das ist seiner Wallfahrt letzte Stunde.
    Schließer ab.
    Escalus
.
    Nun, Gott verzeih’ ihm und verzeih’ uns allen!
    Der steigt durch Schuld, der muß durch Tugend fallen;
    Vom Eis, das bricht, kommt der gesund herab,
    Den stürzt ein einz’ger Fehltritt in das Grab.
    Es treten auf Elbogen, Schaum, Pompejus, Gerichtsdiener.
    Elbogen
. Kommt, bringt sie herbei! Wenn das rechtschaffne Leute im gemeinen Wesen sind, die nichts taten, als ihre Untaten in gemeinen Häusern auszurichten, so weiß ich nicht, was Jura ist. Bringt sie herbei!
    Angelo
. Was gibt’s, Freund, wovon ist die Rede? Wie heißt Ihr?
    Elbogen
. Mit Euer Gnaden Vergunst, ich bin des armen Herzogs Konstabel, und mein Name ist Elbogen; ich bin ein Stück Justiz, Herr, und führe Eurer gestrengen Gnaden hier ein paar notorische Benefikanten vor.
    Angelo
. Benefikanten? Was denn für Benefikanten? Ihr meint wohl Malefikanten?
    Elbogen
. Nichts für ungut, gnädiger Herr; ich weiß nicht recht, was sie sind; aber zwei absolutgesinnte Spitzbuben sind sie, und ohne ein Körnchen von der Kontribution, die ein guter Christ haben muß.
    Escalus
. Vortrefflich vorgetragen! Da haben wir einen verständigen Konstabel! –
    Angelo
. Zur Sache: Was für Leute sind es? Elbogen heißt du? Warum sprichst du nicht, Elbogen? –
    Pompejus
. Er kann nicht, Herr, er ist am Ellbogen zerrissen.
    Angelo
. Wer seid Ihr, Freund?
    Elbogen
. Der , gnädiger Herr? Ein Bierzapfer, Herr; ein Stück von einem Kuppler; dient einem schlechten Weibsbilde, deren Haus, wie es heißt, in den Vorstädten eingerissen ist: und nun macht sie Prozession von einem Badehause, und das ist auch ein recht schlechtes Haus.
    Escalus
. Wie wißt Ihr das?
    Elbogen
. Mein Weib, gnädiger Herr, wie ich’s vor Euer Gnaden detestiere, –
    Escalus
. Wie! Dein Weib?
    Elbogen
. Ja, Herr, maßen es, Gott sei Dank, ein ehrliches Weib ist, –
    Escalus
. Und darum detestierst du’s?
    Elbogen
. Ich sage, Herr, ich für meine eigne Person detestiere hierin eben so gut, wie sie: wenn dieses Haus nicht einer Kupplerin Haus ist, so wär’s schade drum; denn es ist ein ganz nichtsnutziges Haus.
    Escalus
. Wie weißt du das, Konstabel? –
    Elbogen
. Blitz, Herr, von meiner Frau: denn wenn sie eine Frau wäre, die den kardinalischen Lüsten nachhinge, so hätte sie in diesem Hause zu Proskription und Ehebruch und aller Unsauberkeit verführt werden können.
    Escalus
. Durch dieses Weibes Anstiften?
    Elbogen
. Ja, Herr, durch das Anstiften der Frau Überley; wie sie ihm aber ins Gesicht spuckte, so wußte er, woran er war.
    Pompejus
. Herr, mit Euer Gnaden Erlaubnis, so war’s nicht.
    Elbogen
. Das beweise mir einmal vor diesen Schlingeln, du ehrenwerter Mann, das beweise mir! –
    Escalus
. Hört Ihr, wie er sich verspricht?
    Pompejus
. Herr, sie kam an, und war hochschwanger, und hatte – (mit Eu’r Gnaden Respekt) – ein Gelust nach gekochten Pflaumen. Nun hatten wir nur zwei im Hause, gnädiger Herr, und die lagen eben in dem Monument gleichsam auf einem Fruchtteller, ein Teller für drei oder vier Pfennige: Euer Gnaden müssen solche Teller schon gesehn haben; es sind keine Teller aus China, aber doch sehr gute Teller.
    Escalus
. Weiter; weiter; am Teller ist nichts gelegen.
    Pompejus
. Nein, wahrhaftig, Herr, nicht so viel, als eine Stecknadel wert ist, das ist vollkommen richtig. Aber nun zur Hauptsache: Wie gesagt, die Frau Elbogen war, wie gesagt, guter Hoffnung, und ansehnlich stark, und hatte, wie gesagt, ein Gelust nach Pflaumen; und weil, wie gesagt, nur zwei auf dem Teller lagen, – denn Junker Schaum, der nämliche Herr hier, hatte, wie gesagt, die andern gegessen; – und er bezahlte sie sehr gut, das muß ich sagen; denn wie Ihr wohl wißt, Junker Schaum, ich konnte Euch keinen Dreier herausgeben, –
    Schaum
. Ja, das ist wahr.
    Pompejus
. Seht Ihr wohl? Ihr wart eben dabei, wenn Ihr’s Euch noch besinnt, und knacktet die Steine von den vorbesagten Pflaumen.
    Schaum
. Ja, das tat ich auch, mein’ Seel.
    Pompejus
. Nun, seht Ihr wohl? Ich sagte Euch just, wenn Ihr’s Euch noch besinnt, daß der und der und dieser und jener von der Krankheit, die Ihr wohl wißt, nicht durchkuriert worden wären, wenn sie nicht so sehr gute Diät gehalten hätten, sagte ich

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