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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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    Für eines Einz gen abgebrochenen Hauch.
    Der rohe Augenblick, mit Diebes Hast,
    Zwängt ein den reichen Raub fast unbesehn.
    So manch Lebwohl als Stern’ am Himmel, jedes
    Mit eignem Kuß und Abschiedswort besiegelt,
    Huscht er zusammen in ein kalt Ade
    Und speist uns ab mit einem dürft’gen Kuß,
    Verbittert mit dem Salz verhalt’ner Tränen.
    Äneas
draußen.
    Prinz, ist das Fräulein nun bereit?
    Troilus
.
    Sie rufen dich! So ruft der Todesengel
    Sein » Komm !« dem Mann, der plötzlich sterben soll. –
    Heißt jene warten, sie wird gleich erscheinen.
    Pandarus
. Wo sind meine Tränen? Regnet, damit dieser Sturm sich lege, sonst reißt es mein Herz mit allen Wurzeln aus.
    Pandarus geht.
    Cressida
.
    So muß ich zu den Griechen?
    Troilus
.
    ’s ist kein Mittel!
    Cressida
.
    Ein trauernd Mädchen bei den lust’gen Griechen?
    Wann werden wir uns wiedersehn?
    Troilus
.
    Hör’ mich, Geliebte, bleibe du nur treu –
    Cressida
.
    Ich treu? Wie das? Welch schmählicher Verdacht!
    Troilus
.
    Nein, laß uns freundlich schlichten diesen Streit,
    Er scheidet gleich von uns.
    Ich sage nicht aus Argwohn: Sei mir treu,
    Denn selbst dem Tod werf’ ich den Handschuh hin,
    Daß ohne Fleck und Makel sei dein Herz;
    Dies »Sei mir treu« war nur, um einzuleiten
    Die folgende Beteu’rung: Sei mir treu,
    Und bald seh’ ich dich wieder.
    Cressida
.
    O dann, mein Prinz, wagt Ihr Euch in Gefahren,
    Zahllos und furchtbar. Doch ich bleib’ Euch treu!
    Troilus
.
    Dann lockt Gefahr mich. Tragt die Ärmelkrause!
    Cressida
.
    Und Ihr den Handschuh. Wann seh’ ich Euch wieder?
    Troilus
.
    Erkaufen werd’ ich mir die griech’schen Wachen
    Und dann dich nachts besuchen. Doch sei treu!
    Cressida
.
    O Himmel! Wieder dies: Sei treu!
    Troilus
.
    Hör’ an,
    Geliebteste, weshalb ich dir’s gesagt.
    Die griech’schen Jünglinge sind reich begabt;
    Ihr Lieben schmücken sie mit Körperschönheit,
    Und Kunst und List vollenden ihren Reiz.
    Wie Neuheit rühren mag und Wohlgestalt,
    Ach! Läßt mich eine fromme Eifersucht
    (Ich bitt’ dich, nenn’ es tugendhafte Sünde)
    Zu sehr befürchten.
    Cressida
.
    Oh, Ihr liebt mich nimmer! –
    Troilus
.
    Dann mag ich sterben als ein Bösewicht!
    Nicht deine Treu’ und Liebe macht mich zweifeln
    So sehr, als mein Verdienst. Ich kann nicht dichten,
    Nicht springen wie ein Tänzer, künstlich kosen,
    Noch feine Spiele spielen: lauter Gaben,
    Worin die Griechen meisterlich gewandt;
    Allein ich weiß, in jeder dieser Zierden
    Lauert ein list’ger, stummberedter Teufel,
    Der schlau versucht. O laß dich nicht versuchen! –
    Cressida
.
    Glaubst du, ich werd’ es?
    Troilus
.
    Nein!
    Doch oft geschieht uns, was wir nicht gewollt,
    Und oftmals sind wir unsre eignen Teufel,
    Wenn wir des Willens Schwäche selbst versuchen,
    Zu stolz auf unsre wandelbare Kraft.
    Äneas
draußen.
    Nun, werter Prinz –
    Troilus
.
    Noch einen Kuß zum Abschied!
    Paris
draußen.
    Auf, Bruder Troilus!
    Troilus
.
    Paris, komm herein,
    Und bring’ Äneas mit und Diomedes!
    Cressida
.
    Ihr bleibt doch treu, mein Prinz?
    Troilus
.
    Wer, ich? Das ist mein Fehl ja, meine Schwäche!
    Wenn andre listig Gunst und Ehre fischen,
    Fang’ ich mit echter Treu’ mir schlichte Einfalt;
    Wenn mancher schlau sein Kupferblech vergoldet,
    Trag’ ich es schlicht und ehrlich ungeschmückt.
    Sorg’ nicht um meine Treu’; denn all mein Sinnen
    Ist ehrlich, treu: mehr will ich nicht gewinnen.
    Äneas, Paris und Diomedes treten auf.
    Willkommen, Diomed! Hier ist die Dame,
    Die für Antenor wir euch überliefern.
    Am Tor, Herr, geb’ ich sie in deine Hand
    Und schildre unterwegs dir, was sie ist.
    Begegn’ ihr gut, und dann, beim Himmel, Grieche,
    Fällst du jemals in meines Schwerts Gewalt
    Und nennst mir Cressida, dann bleibst du sicher,
    Wie Priamus in Ilium.
    Diomedes
.
    Schöne Dame,
    Ihr spart den Dank mir, den der Prinz erwartet.
    Eu’r glänzend Aug’, der Himmel dieser Wangen,
    Heischt wackern Dienst; und Diomedes nennt
    Euch seine Herrin, ist Euch ganz gewidmet.
    Troilus
.
    Grieche, nicht höflich gegen mich verfährst du,
    Das Siegel meiner Bitte nicht zu achten
    Durch solchen Preis. Ich sag’ dir, griech’scher Fürst,
    Sie überstrahlt so hoch dein Lob, als du
    Unwürdig bist, dich ihrem Dienst zu weihn.
    Ich heiß’ dir, halt’ sie gut, weil ich’s dir heiße:
    Denn, beim furchtbaren Pluto, tust du’s nicht,
    Wär’ auch dein Schutz Achilles’ ries’ge Wucht,
    Du hast gelebt.
    Diomedes
.
    O nicht so

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