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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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heute abend bei mir speisen, Casca?
    Casca
. Nein, ich bin schon versagt.
    Cassius
. Wollt Ihr morgen bei mir zu Mittag speisen?
    Casca
. Ja, wenn ich lebe, und Ihr bei Eurem Sinne bleibt, und Eure Mahlzeit das Essen verlohnt.
    Cassius
. Gut, ich erwart’ Euch.
    Casca
. Tut das: lebt beide wohl! Ab.
    Brutus
.
    Was für ein plumper Bursch ist dies geworden?
    Er war voll Feuer als mein Schulgenoß.
    Cassius
.
    Das ist er jetzt noch bei der Ausführung
    Von jedem kühnen, edlen Unternehmen,
    Stellt er sich schon so unbeholfen an.
    Dies rauhe Wesen dient gesundem Witz
    Bei ihm zur Brüh’: es stärkt der Leute Magen,
    Eßlustig seine Reden zu verdaun.
    Brutus
.
    So ist es auch. Für jetzt verlass’ ich Euch,
    Und morgen, wenn Ihr wünscht mit mir zu sprechen,
    Komm’ ich zu Euch ins Haus; doch wenn Ihr wollt,
    So kommt zu mir, und ich will Euch erwarten.
    Cassius
.
    Das will ich: bis dahin gedenkt der Welt!
    Brutus ab.
    Gut, Brutus, du bist edel; doch ich sehe,
    Dein löbliches Gemüt kann seiner Art
    Entwendet werden. Darum ziemt es sich,
    Daß Edle sich zu Edlen immer halten.
    Wer ist so fest, den nichts verführen kann?
    Cäsar ist feind mir, und er liebt den Brutus.
    Doch wär’ ich Brutus nun, er Cassius,
    Er sollte mich nicht lenken. Diese Nacht
    Werf’ ich ihm Zettel von verschiednen Händen,
    Als ob sie von verschiednen Bürgern kämen,
    Durchs Fenster, alle voll der großen Meinung,
    Die Rom von seinem Namen hegt, wo dunkel
    Auf Cäsars Ehrsucht soll gedeutet sein.
    Dann denke Cäsar seines nahen Falles;
    Wir stürzen bald ihn, oder dulden alles.
    Ab.
    ¶

Dritte Szene
    Eine Straße. Ungewitter.
    Casca, mit gezognem Schwert, und Cicero kommen von verschiednen Seiten.
    Cicero
.
    Guten Abend, Casca! Kommt Ihr her vom Cäsar?
    Warum so atemlos und so verstört?
    Casca
.
    Bewegt’s Euch nicht, wenn dieses Erdballs Feste
    Wankt wie ein schwaches Rohr? O Cicero!
    Ich sah wohl Stürme, wo der Winde Schelten
    Den knot’gen Stamm gespaltet, und ich sah
    Das stolze Meer anschwellen, wüten, schäumen,
    Als wollt’ es an die droh’nden Wolken reichen.
    Doch nie bis heute nacht, noch nie bis jetzt
    Ging ich durch einen Feuerregen hin.
    Entweder ist im Himmel innrer Krieg,
    Wo nicht, so reizt die Welt durch Übermut
    Die Götter, uns Zerstörung herzusenden.
    Cicero
.
    Ja, saht Ihr jemals wundervoll’re Dinge?
    Casca
.
    Ein Sklave, den Ihr wohl von Ansehn kennt,
    Hob seine linke Hand empor; sie flammte
    Wie zwanzig Fackeln auf einmal, und doch,
    Die Glut nicht fühlend, blieb sie unversengt.
    Auch kam (seitdem steckt’ ich mein Schwert nicht ein)
    Beim Kapitol ein Löwe mir entgegen.
    Er gaffte starr mich an, ging mürrisch weiter,
    Und tat mir nichts. Auf einen Haufen hatten
    Wohl hundert bleiche Weiber sich gedrängt,
    Entstellt von Furcht; die schwuren, daß sie Männer
    Mit feur’gen Leibern wandern auf und ab
    Die Straßen sahn. Und gestern saß der Vogel
    Der Nacht sogar am Mittag auf dem Markte,
    Und kreischt’ und schrie. Wenn dieser Wunderzeichen
    So viel zusammentreffen, sage niemand:
    »Dies ist der Grund davon, sie sind natürlich.«
    Denn Dinge schlimmer Deutung, glaub’ ich, sind’s
    Dem Himmelstrich, auf welchen sie sich richten.
    Cicero
.
    Gewiß, die Zeit ist wunderbar gelaunt.
    Doch Menschen deuten oft nach ihrer Weise
    Die Dinge, weit entfernt vom wahren Sinn.
    Kommt Cäsar morgen auf das Kapitol?
    Casca
.
    Ja, denn er trug es dem Antonius auf,
    Euch kund zu tun, er werde morgen kommen.
    Cicero
.
    Schlaft wohl denn, Casca! Dieser Aufruhr läßt
    Nicht draußen weilen.
    Casca
.
    Cicero, lebt wohl!
    Cicero ab.
    Cassius tritt auf.
    Cassius
.
    Wer da?
    Casca
.
    Ein Römer.
    Cassius
.
    Casca, nach der Stimme.
    Casca
.
    Eu’r Ohr ist gut. Cassius, welch eine Nacht!
    Cassius
.
    Die angenehmste Nacht für wackre Männer.
    Casca
.
    Wer sah den Himmel je so zornig drohn?
    Cassius
.
    Die, welche so voll Schuld die Erde sahn.
    Ich, für mein Teil, bin durch die Stadt gewandert,
    Mich unterwerfend dieser grausen Nacht,
    Und so entgürtet, Casca, wie Ihr seht,
    Hab’ ich die Brust dem Donnerkeil entblößt.
    Und wenn des Blitzes schlängelnd Blau zu öffnen
    Des Himmels Busen schien, bot ich mich selbst
    Dem Strahl des Wetters recht zum Ziele dar.
    Casca
.
    Warum versuchtet Ihr den Himmel so?
    Es steht den Menschen Furcht und Zittern an,
    Wenn die gewalt’gen Götter solche Boten
    Furchtbarer Warnung, uns zu schrecken, senden.
    Cassius
.
    O Casca! Ihr seid stumpf: der Lebensfunke,
    Der glühen

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