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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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sollt’ in Römern, fehlt Euch, oder
    Ihr braucht ihn nicht. Ihr sehet bleich und starrt,
    Von Furcht ergriffen und versenkt in Staunen,
    Des Himmels ungewohnten Grimm zu schauen.
    Doch wolltet Ihr den wahren Grund erwägen,
    Warum die Feu’r, die irren Geister alle,
    Was Tier’ und Vögel macht vom Stamm entarten,
    Und Greise faseln, Kinder prophezein;
    Warum all diese Dinge ihr Gesetz,
    Natur und angeschaffne Gaben wandeln
    In Mißbeschaffenheit: nun, so erkennt Ihr,
    Der Himmel hauchte diesen Geist in sie,
    Daß sie der Furcht und Warnung Werkzeug würden
    Für irgendeinen mißbeschaffnen Staat.
    Nun könnt’ ich, Casca, einen Mann dir nennen,
    Ganz ähnlich dieser schreckenvollen Nacht,
    Der donnert, blitzt, die Gräber öffnet, brüllt,
    So wie der Löwe dort im Kapitol;
    Ein Mann, nicht mächtiger als ich und du
    An Leibeskraft, doch drohend angewachsen
    Und furchtbar, wie der Ausbruch dieser Gärung.
    Casca
.
    s’ ist Cäsar, den Ihr meint. Nicht, Cassius?
    Cassius
.
    Es sei auch, wer es sei: die Römer haben
    Jetzt Mark und Bein, wie ihre Ahnen hatten.
    Doch weh uns! unsrer Väter Geist ist tot,
    Und das Gemüt der Mütter lenket uns,
    Denn unser Joch und Dulden zeigt uns weibisch.
    Casca
.
    Ja freilich heißt’s, gewillt sei der Senat,
    Zum König morgen Cäsarn einzusetzen;
    Er soll zur See, zu Land die Krone tragen,
    An jedem Ort, nur in Italien nicht.
    Cassius
.
    Ich weiß, wohin ich diesen Dolch dann kehre:
    Denn Cassius soll von Knechtschaft Cassius lösen.
    Darin, ihr Götter, macht ihr Schwache stark,
    Darin, ihr Götter, bändigt ihr Tyrannen:
    Noch felsenfeste Burg, noch eh’rne Mauern,
    Noch dumpfe Kerker, noch der Ketten Last
    Sind Hindernisse für des Geistes Stärke.
    Das Leben, dieser Erdenschranken satt,
    Hat stets die Macht, sich selber zu entlassen.
    Und weiß ich dies, so wiss’ auch alle Welt:
    Den Teil der Tyrannei, der auf mir liegt,
    Werf’ ich nach Willkür ab.
    Casca
.
    Das kann auch ich.
    So trägt ein jeder Sklav’ in eigner Hand
    Gewalt, zu brechen die Gefangenschaft.
    Cassius
.
    Warum denn wäre Cäsar ein Tyrann?
    Der arme Mann! Ich weiß, er wär’ kein Wolf,
    Wenn er nicht säh’, die Römer sind nur Schafe.
    Er wär’ kein Leu, wenn sie nicht Rehe wären.
    Wer eilig will ein mächtig Feuer machen,
    Nimmt schwaches Stroh zuerst: was für Gestrüpp
    Ist Rom, und was für Plunder, wenn es dient
    Zum schlechten Stoff, der einem schnöden Dinge
    Wie Cäsar Licht verleiht? Doch oh, mein Gram!
    Wo führtest du mich hin? Ich spreche dies
    Vielleicht vor einem will’gen Knecht: dann weiß ich,
    Daß ich muß Rede stehn; doch führ’ ich Waffen,
    Und mich bekümmern die Gefahren nicht.
    Casca
.
    Ihr sprecht mit Casca, einem Mann, der nie
    Ein Ohrenbläser war. Hier meine Hand!
    Werbt nur Partei zur Abstellung der Übel,
    Und dieser Fuß soll Schritt mit jedem halten,
    Der noch so weit geht.
    Cassius
.
    Ein geschloßner Handel!
    Nun, Casca, wißt: ich habe manche schon
    Der Edelmütigsten von Rom beredet,
    Mit mir ein Unternehmen zu bestehn
    Von ehrenvoll-gefährlichem Erfolg.
    Ich weiß, sie warten in Pompejus’ Halle
    Jetzt eben mein: denn in der furchtbar’n Nacht
    Kann niemand unter freiem Himmel dauern.
    Des Elementes Antlitz und Gestalt
    Ist wie das Werk beschaffen, das wir treiben,
    Höchst blutig, feurig und höchst fürchterlich.
    Cinna tritt auf.
    Casca
.
    Seid still ein Weilchen, jemand kommt in Eil’.
    Cassius
.
    Ich hör’ am Gange, daß es Cinna ist;
    Er ist ein Freund. – Cinna, wohin so eilig?
    Cinna
.
    Euch sucht’ ich. Wer ist das? Metellus Cimber?
    Cassius
.
    Nein, es ist Casca, ein Verbündeter
    Zu unsrer Tat. Werd’ ich erwartet, Cinna?
    Cinna
.
    Das ist mir lieb. Welch eine grause Nacht!
    Ein paar von uns sahn seltsame Gesichte.
    Cassius
.
    Werd’ ich erwartet, sagt mir?
    Cinna
.
    Ja.
    Ihr werdet es. O Cassius! könntet Ihr
    In unsern Bund den edlen Brutus ziehn –
    Cassius
.
    Seid ruhig! Guter Cinna, diesen Zettel,
    Seht, wie Ihr in des Prätors Stuhl ihn legt,
    Daß Brutus nur ihn finde; diesen werft
    Ihm in das Fenster; diesen klebt mit Wachs
    Ans Bild des alten Brutus! Dies getan,
    Kommt zu Pompejus’ Hall’ und trefft uns dort!
    Ist Decius Brutus und Trebonius da?
    Cinna
.
    Ja, alle bis auf Cimber, und der sucht
    In Eurem Haus Euch auf. Gut, ich will eilen,
    Die Zettel anzubringen, wie Ihr wünscht.
    Cassius
.
    Dann stellt Euch ein bei des Pompejus Bühne!
    Cinna ab.
    Kommt, Casca, laßt uns beide noch vor Tag
    In seinem Hause Brutus

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