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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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töten, doch nicht zornig;
    Zerlegen laßt uns ihn, ein Mahl für Götter,
    Nicht ihn zerhauen wie ein Aas für Hunde!
    Laßt unsre Herzen, schlauen Herren gleich,
    Zu rascher Tat aufwiegeln ihre Diener,
    Und dann zum Scheine schmälen. Dadurch wird
    Notwendig unser Werk und nicht gehässig;
    Und wenn es so dem Aug’ des Volks erscheint,
    Wird man uns Reiniger, nicht Mörder nennen.
    Was Mark Anton betrifft, denkt nicht an ihn,
    Denn er vermag nicht mehr als Cäsars Arm,
    Wenn Cäsars Haupt erst fiel.
    Cassius
.
    Doch fürcht’ ich ihn,
    Denn seine Liebe hängt so fest am Cäsar –
    Brutus
.
    Ach, guter Cassius, denket nicht an ihn!
    Liebt er den Cäsar, so vermag er nichts
    Als gegen sich: sich härmen, für ihn sterben.
    Und das wär’ viel von ihm, weil er der Lust,
    Der Wüstheit, den Gelagen sich ergibt.
    Trebonius
.
    Es ist kein Arg in ihm: er sterbe nicht,
    Denn er wird leben und dies einst belachen.
    Die Glocke schlägt.
    Brutus
.
    Still! Zählt die Glocke!
    Cassius
.
    Sie hat drei geschlagen.
    Trebonius
.
    Es ist zum Scheiden Zeit.
    Cassius
.
    Doch zweifl’ ich noch,
    Ob Cäsar heute wird erscheinen wollen.
    Denn kürzlich ist er abergläubisch worden,
    Ganz dem entgegen, wie er sonst gedacht
    Von Träumen, Einbildung und heil’gen Bräuchen.
    Vielleicht, daß diese großen Wunderdinge,
    Daß ungewohnte Schrecken dieser Nacht
    Und seiner Augurn Überredung ihn
    Entfernt vom Kapitol für heute hält.
    Decius
.
    Das fürchtet nimmer: wenn er das beschloß,
    So übermeistr’ ich ihn. Er hört es gern,
    Das Einhorn lasse sich mit Bäumen fangen,
    Der Löw’ im Netz, der Elefant in Gruben,
    Der Bär mit Spiegeln und der Mensch durch Schmeichler.
    Doch sag’ ich ihm, daß er die Schmeichler haßt,
    Bejaht er es, am meisten dann geschmeichelt.
    Laßt mich gewähren.
    Denn ich verstehe sein Gemüt zu lenken,
    Und will ihn bringen auf das Kapitol.
    Cassius
.
    Ja, laßt uns alle gehn, um ihn zu holen!
    Brutus
.
    Zur achten Stund’ aufs späteste, nicht wahr?
    Cinna
.
    Das sei das spät’ste, und dann bleibt nicht aus!
    Metellus
.
    Cajus Ligarius ist dem Cäsar feind,
    Der’s ihm verwies, daß er Pompejus lobte:
    Es wundert mich, daß niemand sein gedacht.
    Brutus
.
    Wohl, guter Cimber, geht nur vor bei ihm:
    Er liebt mich herzlich, und ich gab ihm Grund.
    Schickt ihn hieher, so will ich schon ihn stimmen.
    Cassius
.
    Der Morgen übereilt uns: wir gehen, Brutus.
    Zerstreut euch, Freunde: doch bedenket alle,
    Was ihr gesagt, und zeigt euch echte Römer!
    Brutus
.
    Seht, werte Männer, frisch und fröhlich aus;
    Tragt euren Vorsatz nicht auf eurer Stirn!
    Nein, führt’s hindurch wie Helden unsrer Bühne,
    Mit munterm Geist und äußrer Festigkeit!
    Und somit insgesamt euch guten Morgen!
    Alle ab, außer Brutus.
    Brutus
.
    He, Lucius! – Fest im Schlaf? Es schadet nichts.
    Genieß’ den honigschweren Tau des Schlummers!
    Du siehst Gestalten nicht noch Phantasien,
    Womit geschäft’ge Sorg’ ein Hirn erfüllt;
    Drum schläfst du so gesund.
    Portia tritt auf.
    Portia
.
    Mein Gatte! Brutus!
    Brutus
.
    Was wollt Ihr, Portia? Warum steht Ihr auf?
    Es dient Euch nicht, die zärtliche Natur
    Dem rauhen kalten Morgen zu vertraun.
    Portia
.
    Euch gleichfalls nicht. Unfreundlich stahlt Ihr, Brutus,
    Von meinem Bett Euch; und beim Nachtmahl gestern
    Erhobt Ihr plötzlich Euch und gingt umher,
    Sinnend und seufzend, mit verschränkten Armen.
    Und wenn ich Euch befragte, was es sei,
    So starrtet Ihr mich an mit finstern Blicken.
    Ich drang in Euch, da riebt Ihr Euch die Stirn
    Und stampftet ungeduldig mit dem Fuß;
    Doch hielt ich an, doch gabt Ihr keine Rede,
    Und winktet mit der Hand unwillig weg,
    Damit ich Euch verließ. Ich tat es auch,
    Besorgt, die Ungeduld noch zu verstärken,
    Die schon zu sehr entflammt schien, und zugleich
    Mir schmeichelnd, nur von Laune rühr’ es her,
    Die ihre Stunden hat bei jedem Mann.
    Nicht essen, reden, schlafen läßt es Euch,
    Und könnt’ es Eure Bildung so entstellen,
    Als es sich Eurer Fassung hat bemeistert,
    So kennt’ ich Euch nicht mehr. Mein teurer Gatte,
    Teilt mir die Ursach’ Eures Kummers mit!
    Brutus
.
    Ich bin nicht recht gesund, und das ist alles.
    Portia
.
    Brutus ist weise: wär’ er nicht gesund,
    Er nähm’ die Mittel wahr, um es zu werden.
    Brutus
.
    Das tu’ ich – gute Portia, geh zu Bett!
    Portia
.
    Ist Brutus krank? und ist es heilsam, so
    Entblößt umherzugehn und einzusaugen
    Den Dunst des Morgens? Wie, ist Brutus krank,
    Und schleicht er vom

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