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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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gesunden Bett sich weg,
    Der schnöden Ansteckung der Nacht zu trotzen?
    Und reizet er die böse Fieberluft,
    Sein Übel noch zu mehren? Nein, mein Brutus,
    Ihr tragt ein krankes Übel im Gemüt,
    Wovon, nach meiner Stelle Recht und Würde,
    Ich wissen sollte; und auf meinen Knie’n
    Fleh’ ich bei meiner einst gepriesnen Schönheit,
    Bei allen Euren Liebesschwüren, ja
    Bei jenem großen Schwur, durch welchen wir
    Einander einverleibt und eins nur sind:
    Enthüllt mir, Eurer Hälfte, Eurem Selbst,
    Was Euch bekümmert, was zu Nacht für Männer
    Euch zugesprochen; denn es waren hier
    Sechs oder sieben, die ihr Antlitz selbst
    Der Finsternis verbargen.
    Brutus
.
    O kniet nicht, liebe Portia!
    Portia
.
    Ich braucht’ es nicht, wärt Ihr mein lieber Brutus.
    Ist’s im Vertrag der Ehe, sagt mir, Brutus,
    Bedungen, kein Geheimnis sollt’ ich wissen,
    Das Euch gehört? Und bin ich Euer Selbst
    Nur gleichsam, mit gewissen Einschränkungen:
    Beim Mahl um Euch zu sein, Eu’r Bett zu teilen,
    Auch wohl mit Euch zu sprechen? Wohn’ ich denn
    Nur in der Vorstadt Eurer Zuneigung?
    Ist es nur das, so ist ja Portia
    Des Brutus Buhle nur und nicht sein Weib.
    Brutus
.
    Ihr seid mein echtes, ehrenwertes Weib,
    So teuer mir als wie die Purpurtropfen,
    Die um mein trauernd Herz sich drängen.
    Portia
.
    Wenn dem so wär’, so wüßt’ ich dies Geheimnis.
    Ich bin ein Weib, gesteh’ ich, aber doch
    Ein Weib, das Brutus zur Gemahlin nahm.
    Ich bin ein Weib, gesteh’ ich, aber doch
    Ein Weib von gutem Rufe, Catos Tochter.
    Denkt Ihr, ich sei so schwach wie mein Geschlecht,
    Aus solchem Stamm erzeugt und so vermählt?
    Sagt mir, was Ihr beschloßt: ich will’s bewahren.
    Ich habe meine Stärke hart erprüft,
    Freiwillig eine Wunde mir versetzend
    Am Schenkel hier: ertrüg’ ich das geduldig
    Und das Geheimnis meines Gatten nicht?
    Brutus
.
    Ihr Götter, macht mich wert des edlen Weibes!
    Man klopft draußen.
    Horch! horch! man klopft; geh eine Weil’ hinein,
    Und unverzüglich soll dein Busen teilen,
    Was noch mein Herz verschließt.
    Mein ganzes Bündnis will ich dir enthüllen
    Und meiner finstern Stirne Zeichenschrift.
    Verlaß mich schnell!
    Portia ab.
    Lucius und Ligarius kommen.
    Brutus
.
    Wer klopft denn, Lucius?
    Lucius
.
    Hier ist ein Kranker, der Euch sprechen will.
    Brutus
.
    Ligarius ist’s, von dem Metellus sprach.
    Du, tritt beiseit! – Cajus Ligarius, wie?
    Ligarius
.
    Nehmt einen Morgengruß von matter Zunge!
    Brutus
.
    O welche Zeit erwählt Ihr, wackrer Cajus,
    Ein Tuch zu tragen! Wärt Ihr doch nicht krank!
    Ligarius
.
    Ich bin nicht krank, hat irgendeine Tat,
    Des Namens Ehre würdig, Brutus vor.
    Brutus
.
    Solch eine Tat, Ligarius, hab’ ich vor,
    Wär’ Euer Ohr gesund, davon zu hören.
    Ligarius
.
    Bei jedem Gott, vor dem sich Römer beugen!
    Hier sag’ ich ab der Krankheit. Seele Roms!
    Du wackrer Sohn, aus edlem Blut entsprossen!
    Wie ein Beschwörer riefst du auf in mir
    Den abgestorbnen Geist. Nun heiß’ mich laufen,
    So will ich an Unmögliches mich wagen,
    Ja, Herr darüber werden. Was zu tun?
    Brutus
.
    Ein Wagestück, das Kranke heilen wird.
    Ligarius
.
    Doch gibt’s nicht auch Gesunde krank zu machen?
    Brutus
.
    Die gibt es freilich. Was es ist, mein Cajus,
    Eröffn’ ich dir auf unserm Weg zu ihm,
    An dem es muß geschehn.
    Ligarius
.
    Macht Euch nur auf;
    Mit neu entflammtem Herzen folg’ ich Euch,
    Zu tun, was ich nicht weiß. Doch es genügt,
    Daß Brutus mir vorangeht.
    Brutus
.
    Folgt mir denn!
    Beide ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein Zimmer in Cäsars Palaste.
    Donner und Blitz. Cäsar in seinem Nachtkleide
    Cäsar
.
    Zu Nacht hat Erd’ und Himmel Krieg geführt.
    Calpurnia rief im Schlafe dreimal laut:
    »O helft! Sie morden Cäsarn!« – Niemand da?
    Ein Diener kommt.
    Diener
.
    Herr?
    Cäsar
.
    Geh, heiß’ die Priester gleich zum Opfer schreiten,
    Und bring’ mir ihre Meinung vom Erfolg!
    Diener
.
    Es soll geschehn.
    Ab.
    Calpurnia
tritt auf.
    Was meint Ihr, Cäsar? Denkt Ihr auszugehn?
    Ihr müßt heut keinen Schritt vom Hause weichen.
    Cäsar
.
    Cäsar geht aus. Mir haben stets Gefahren
    Im Rücken nur gedroht; wenn sie die Stirn
    Des Cäsar werden sehn, sind sie verschwunden.
    Calpurnia
.
    Cäsar, ich hielt auf Wunderzeichen nie,
    Doch schrecken sie mich nun. Im Haus ist jemand,
    Der außer dem, was wir gesehn, gehört,
    Von Greueln meldet, so die Wach’ erblickt.
    Es warf auf offner Gasse eine Löwin,
    Und Grüft’ erlösten gähnend ihre Toten.
    Wildglüh’nde Krieger

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