Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Ihr seht die Hände nur
    Und dieses blut’ge Werk, so sie vollbracht;
    Nicht unsre Herzen: sie sind mitleidsvoll,
    Und Mitleid gegen Roms gesamte Not
    (Wie Feuer Feuer löscht, so Mitleid Mitleid)
    Verübt’ an Cäsarn dies. Was Euch betrifft,
    Für Euch sind unsre Schwerter stumpf, Anton.
    Seht, unsre Arme, trotz verübter Tücke,
    Und unsre Herzen, brüderlich gesinnt,
    Empfangen Euch mit aller Innigkeit,
    Mit redlichen Gedanken und mit Achtung.
    Cassius
.
    Und Eure Stimme soll so viel als jede
    Bei der Verteilung neuer Würden gelten.
    Brutus
.
    Seid nur geduldig, bis wir erst das Volk
    Beruhigt, das vor Furcht sich selbst nicht kennt!
    Dann legen wir den Grund Euch dar, weswegen
    Ich, der den Cäsar liebt’, als ich ihn schlug,
    Also verfahren.
    Antonius
.
    Ich bau’ auf eure Weisheit.
    Mir reiche jeder seine blut’ge Hand:
    Erst, Marcus Brutus, schütteln wir sie uns;
    Dann, Cajus Cassius, fass’ ich Eure Hand;
    Nun Eure, Decius Brutus; Eure, Cinna;
    Metellus, Eure nun; mein tapfrer Casca,
    Die Eure; reicht, Trebonius, Eure mir,
    Zuletzt, doch nicht der letzte meinem Herzen!
    Ach, all ihr edlen Herrn! Was soll ich sagen?
    Mein Ansehn steht jetzt auf so glattem Boden,
    Daß ich euch eines von zwei schlimmen Dingen,
    Ein Feiger oder Schmeichler, scheinen muß.
    Daß ich dich liebte, Cäsar, oh, es ist wahr!
    Wofern dein Geist jetzt niederblickt auf uns,
    Wird’s dich nicht kränken, bittrer als dein Tod,
    Zu sehn, wie dein Antonius Frieden macht
    Und deiner Feinde blut’ge Hände drückt,
    Du Edelster, in deines Leichnams Nähe?
    Hätt’ ich so manches Aug’ als Wunden du,
    Und jedes strömte Tränen, wie sie Blut,
    Das ziemte besser mir, als einen Bund
    Der Freundschaft einzugehn mit deinen Feinden.
    Verzeih’ mir, Julius! – Du edler Hirsch,
    Hier wurdest du erjagt, hier fielest du;
    Hier stehen deine Jäger, mit den Zeichen
    Des Mordes und von deinem Blut bepurpurt.
    O Welt! du warst der Wald für diesen Hirsch,
    Und er, o Welt! war seines Waldes Stolz. –
    Wie ähnlich einem Wild, von vielen Fürsten
    Geschossen, liegst du hier!
    Cassius
.
    Antonius –
    Antonius
.
    Verzeiht mir, Cajus Cassius;
    Dies werden selbst die Feinde Cäsars sagen,
    An einem Freund ist’s kalte Mäßigung.
    Cassius
.
    Ich tadl’ Euch nicht, daß Ihr den Cäsar preist;
    Allein, wie denkt Ihr Euch mit uns zu stehen?
    Seid Ihr von unsern Freunden? oder sollen
    Wir vorwärts dringen, ohn’ auf Euch zu baun?
    Antonius
.
    Deswegen faßt’ ich eure Hände, nur
    Vergaß ich mich, als ich auf Cäsarn blickte.
    Ich bin euch allen Freund und lieb’ euch alle,
    In Hoffnung, eure Gründe zu vernehmen,
    Wie und warum gefährlich Cäsar war.
    Brutus
.
    Jawohl, sonst wär’ dies ein unmenschlich Schauspiel.
    Und unsre Gründe sind so wohl bedacht:
    Wärt Ihr der Sohn des Cäsar, Mark Anton,
    Sie g’nügten Euch.
    Antonius
.
    Das such’ ich einzig ja.
    Auch halt’ ich an um die Vergünstigung,
    Den Leichnam auszustellen auf dem Markt
    Und auf der Bühne, wie’s dem Freunde ziemt,
    Zu reden bei der Feier der Bestattung.
    Brutus
.
    Das mögt Ihr, Mark Anton!
    Cassius
.
    Brutus, ein Wort mit Euch!
    Beiseit.
    Ihr wißt nicht, was Ihr tut: gestattet nicht,
    Daß ihm Antonius die Rede halte:
    Wißt Ihr, wie sehr das Volk durch seinen Vortrag
    Sich kann erschüttern lassen?
    Brutus
.
    Nein, verzeiht:
    Ich selbst betrete erst die Bühn’ und lege
    Von unsers Cäsars Tod die Gründe dar.
    Was dann Antonius sagen wird, erklär’ ich,
    Gescheh’ erlaubt und mit Bewilligung;
    Es sei uns recht, daß Cäsar jeder Ehre
    Teilhaftig werde, so die Sitte heiligt.
    Dies wird uns mehr Gewinn als Schaden bringen.
    Cassius
. Wer weiß, was vorfällt? Ich bin nicht dafür.
    Brutus
.
    Hier, Mark Anton, nehmt Ihr die Leiche Cäsars!
    Ihr sollt uns nicht in Eurer Rede tadeln,
    Doch sprecht von Cäsarn Gutes nach Vermögen,
    Und sagt, daß Ihr’s mit unserm Willen tut!
    Sonst sollt Ihr gar mit dem Begängnis nichts
    Zu schaffen haben. Auf derselben Bühne,
    Zu der ich jetzo gehe, sollt Ihr reden,
    Wenn ich zu reden aufgehört.
    Antonius
.
    So sei’s,
    Ich wünsche weiter nichts.
    Brutus
.
    Bereitet denn die Leich’ und folget uns!
    Alle bis auf Antonius ab.
    Antonius
.
    O du, verzeih’ mir, blutend Stückchen Erde,
    Daß ich mit diesen Schlächtern freundlich tat!
    Du bist der Rest des edelsten der Männer,
    Der jemals lebt’ im Wechsellauf der Zeit.
    Weh! weh der Hand, die dieses Blut vergoß!
    Jetzt prophezei’ ich über deinen Wunden,
    Die ihre

Weitere Kostenlose Bücher