Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
müssen also sterben, deren Namen
    Hier angezeichnet stehn.
    Octavius
.
    Auch Euer Bruder
    Muß sterben, Lepidus. Ihr willigt drein?
    Lepidus
.
    Ich will’ge drein.
    Octavius
.
    Zeichn’ ihn, Antonius!
    Lepidus
.
    Mit dem Beding, daß Publius nicht lebe,
    Der Eurer Schwester Sohn ist, Mark Anton.
    Antonius
.
    Er lebe nicht: sieh her, ein Strich verdammt ihn.
    Doch, Lepidus, geht Ihr zu Cäsars Haus,
    Bringt uns sein Testament: wir wollen sehn,
    Was an Vermächtnissen sich kürzen läßt.
    Lepidus
.
    Wie? soll ich hier euch finden?
    Octavius
.
    Hier oder auf dem Kapitol.
    Lepidus ab.
    Antonius
.
    Dies ist ein schwacher, unbrauchbarer Mensch,
    Zum Botenlaufen nur geschickt. Verdient er,
    Wenn man die dreibenamte Welt verteilt,
    Daß er, als dritter Mann, sein Teil empfange?
    Octavius
.
    Ihr glaubtet es und hörtet auf sein Wort,
    Wen man im schwarzen Rate unsrer Acht
    Zum Tode zeichnen sollte.
    Antonius
.
    Octavius, ich sah mehr Tag’ als Ihr.
    Ob wir auf diesen Mann schon Ehren häufen,
    Um manche Last des Leumunds abzuwälzen,
    Er trägt sie doch nur wie der Esel Gold,
    Der unter dem Geschäfte stöhnt und schwitzt,
    Geführt, getrieben, wie den Weg wir weisen;
    Und hat er unsern Schatz, wohin wir wollen,
    Gebracht, dann nehmen wir die Last ihm ab,
    Und lassen ihn als led’gen Esel laufen,
    Daß er die Ohren schütteln mög’ und grasen
    Auf offner Weide.
    Octavius
.
    Tut, was Euch beliebt;
    Doch ist er ein geprüfter, wackrer Krieger.
    Antonius
.
    Das ist mein Pferd ja auch, Octavius,
    Dafür bestimm’ ich ihm sein Maß von Futter.
    Ist’s ein Geschöpf nicht, das ich lehre fechten,
    Umwenden, halten, grade vorwärts rennen,
    Des körperliches Tun mein Geist regiert?
    In manchem Sinn ist Lepidus nichts weiter:
    Man muß ihn erst abrichten, lenken, mahnen;
    Ein Mensch von dürft’gem Geiste, der sich nährt
    Von Gegenständen, Künsten, Nachahmungen,
    Die, alt und schon von andern abgenutzt,
    Erst seine Mode werden: sprecht nicht anders
    Von ihm als einem Eigentum! – Und nun,
    Octavius, vernehmet große Dinge:
    Brutus und Cassius werben Völker an:
    Wir müssen ihnen stracks die Spitze bieten.
    Drum laßt die Bundsgenossen uns versammeln,
    Die Freunde sichern, alle Macht aufbieten;
    Und laßt zu Rat uns sitzen alsobald,
    Wie man am besten Heimliches entdeckt
    Und offnen Fährlichkeiten sicher trotzt.
    Octavius
.
    Das laßt uns tun: denn uns wird aufgelauert,
    Und viele Feinde bellen um uns her;
    Und manche, so da lächeln, fürcht’ ich, tragen
    Im Herzen tausend Unheil.
    Beide ab.
    ¶

Zweite Szene
    Vor Brutus’ Zelte, im Lager nahe bei Sardes. Die Trommel gerührt.
    Brutus, Lucilius, Lucius und Soldaten treten auf; Pindarus und Titinius kommen ihnen entgegen.
    Brutus
.
    Halt!
    Lucilius
.
    He! gebt das Wort und haltet!
    Brutus
.
    Was gibt’s, Lucilius? Ist Cassius nahe?
    Lucilius
.
    Er ist nicht weit, und hier kommt Pindarus,
    Im Namen seines Herrn Euch zu begrüßen.
    Pindarus überreicht dem Brutus einen Brief.
    Brutus
.
    Sein Gruß ist freundlich. Wißt, daß Euer Herr,
    Von selbst verändert oder schlecht beraten,
    Mir gült’gen Grund gegeben, ungeschehn
    Geschehenes zu wünschen. Aber ist er
    Hier in der Näh’, so wird er mir genugtun.
    Pindarus
.
    Ich zweifle nicht, voll Ehr’ und Würdigkeit
    Wird, wie er ist, mein edler Herr erscheinen.
    Brutus
.
    Wir zweifeln nicht an ihm. – Ein Wort, Lucilius!
    Laßt mich erfahren, wie er Euch empfing!
    Lucilius
.
    Mit Höflichkeit und Ehrbezeugung g’nug,
    Doch nicht mit so vertrauter Herzlichkeit,
    Nicht mit so freiem, freundlichem Gespräch,
    Als er vordem wohl pflegte.
    Brutus
.
    Du beschreibst,
    Wie warme Freund’ erkalten. Merke stets,
    Lucilius, wenn Lieb’ erkrankt und schwindet,
    Nimmt sie gezwungne Höflichkeiten an.
    Einfält’ge schlichte Treu’ weiß nichts von Künsten;
    Doch Gleisner sind wie Pferde, heiß im Anlauf;
    Sie prangen schön mit einem Schein von Kraft;
    Doch sollen sie den blut’gen Sporn erdulden,
    So sinkt ihr Stolz, und falschen Mähren gleich
    Erliegen sie der Prüfung. – Naht sein Heer?
    Lucilius
.
    Sie wollten Nachtquartier in Sardes halten.
    Der größte Teil, die ganze Reuterei,
    Kommt mit dem Cassius.
    Ein Marsch hinter der Szene.
    Brutus
.
    Horch! er ist schon da.
    Rückt langsam ihm entgegen!
    Cassius tritt auf mit Soldaten.
    Cassius
.
    Halt!
    Brutus
.
    Halt! Gebt das Befehlswort weiter!
    Hinter der Szene: »Halt! – Halt! – Halt.« –
    Cassius
.
    Ihr tatet mir zu nah, mein edler Brutus.
    Brutus
.
    Ihr

Weitere Kostenlose Bücher