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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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nutze sie nach Lust! –
    Doch nun, mein Vetter Hamlet und mein Sohn –
    Hamlet
beiseit.
    Mehr als befreundet, weniger als Freund.
    König
.
    Wie, hängen stets noch Wolken über Euch?
    Hamlet
.
    Nicht doch, mein Fürst, ich habe zu viel Sonne.
    Königin
.
    Wirf, guter Hamlet, ab die nächt’ge Farbe,
    Und laß dein Aug’ als Freund auf Dänmark sehn!
    Such’ nicht beständig mit gesenkten Wimpern
    Nach deinem edlen Vater in dem Staub:
    Du weißt, es ist gemein: was lebt, muß sterben
    Und Ew’ges nach der Zeitlichkeit erwerben.
    Hamlet
.
    Ja, gnäd’ge Frau, es ist gemein.
    Königin
.
    Nun wohl,
    Weswegen scheint es so besonders dir?
    Hamlet
.
    Scheint, gnäd’ge Frau? Nein, ist; mir gilt kein »scheint«.
    Nicht bloß mein düstrer Mantel, gute Mutter,
    Noch die gewohnte Tracht von ernstem Schwarz,
    Noch stürmisches Geseufz’ beklemmten Odems,
    Noch auch im Auge der ergieb’ge Strom,
    Noch die gebeugte Haltung des Gesichts,
    Samt aller Sitte, Art, Gestalt des Grames,
    Ist das, was wahr mich kund gibt; dies scheint wirklich:
    Es sind Gebärden, die man spielen könnte.
    Was über allen Schein, trag’ ich in mir;
    All dies ist nur des Kummers Kleid und Zier.
    König
.
    Es ist gar lieb und Eurem Herzen rühmlich, Hamlet,
    Dem Vater diese Trauerpflicht zu leisten.
    Doch wißt, auch Eurem Vater starb ein Vater;
    Dem seiner, und der Nachgelaßne soll,
    Nach kindlicher Verpflichtung, ein’ge Zeit
    Die Leichentrauer halten. Doch zu beharren
    In eigenwill’gen Klagen, ist das Tun
    Gottlosen Starrsinns; ist unmännlich Leid;
    Zeigt einen Willen, der dem Himmel trotzt,
    Ein unverschanztes Herz und wild Gemüt;
    Zeigt blöden, ungelehrigen Verstand.
    Wovon man weiß, es muß sein; was gewöhnlich
    Wie das Gemeinste, das die Sinne rührt:
    Weswegen das in mürr’schem Widerstande
    Zu Herzen nehmen? Pfui! es ist Vergehn
    Am Himmel; ist Vergehen an dem Toten,
    Vergehn an der Natur; vor der Vernunft
    Höchst töricht, deren allgemeine Predigt
    Der Väter Tod ist, und die immer rief
    Vom ersten Leichnam bis zum heut verstorbnen:
    »Dies muß so sein.« Wir bitten, werft zu Boden
    Dies unfruchtbare Leid, und denkt von uns
    Als einem Vater; denn wissen soll die Welt,
    Daß Ihr an unserm Thron der Nächste seid,
    Und mit nicht minder Überschwang der Liebe,
    Als seinem Sohn der liebste Vater widmet,
    Bin ich Euch zugetan. Was Eure Rückkehr
    Zur hohen Schul’ in Wittenberg betrifft,
    So widerspricht sie höchlich unserm Wunsch,
    Und wir ersuchen Euch, beliebt zu bleiben,
    Hier in dem milden Scheine unsers Aug’s,
    Als unser erster Hofmann, Vetter, Sohn.
    Königin
.
    Laß deine Mutter fehl nicht bitten, Hamlet:
    Ich bitte, bleib’ bei uns, geh nicht nach Wittenberg!
    Hamlet
.
    Ich will Euch gern gehorchen, gnäd’ge Frau.
    König
.
    Wohl, das ist eine liebe, schöne Antwort.
    Seid wie wir selbst in Dänmark! – Kommt, Gemahlin!
    Dies will’ge, freundliche Nachgeben Hamlets
    Sitzt lächelnd um mein Herz; und dem zu Ehren
    Soll das Geschütz heut jeden frohen Trunk,
    Den Dänmark ausbringt, an die Wolken tragen,
    Und wenn der König anklingt, soll der Himmel
    Nachdröhnen ird’schem Donner. – Kommt mit mir!
    König, Königin, Laertes und Gefolge ab.
    Hamlet
.
    O schmölze doch dies allzu feste Fleisch,
    Zerging’, und löst’ in einen Tau sich auf!
    Oder hätte nicht der Ew’ge sein Gebot
    Gerichtet gegen Selbstmord! – O Gott! O Gott!
    Wie ekel, schal und flach und unersprießlich
    Scheint mir das ganze Treiben dieser Welt!
    Pfui! pfui darüber! ’s ist ein wüster Garten,
    Der auf in Samen schießt; verworfnes Unkraut
    Erfüllt ihn gänzlich. Dazu mußt’ es kommen!
    Zwei Mond’ erst tot! – nein, nicht so viel, nicht zwei;
    Solch trefflicher Monarch! der neben diesem
    Apoll bei einem Satyr; so meine Mutter liebend,
    Daß er des Himmels Winde nicht zu rauh
    Ihr Antlitz ließ berühren. Himmel und Erde!
    Muß ich gedenken? Hing sie doch an ihm,
    Als stieg’ der Wachstum ihrer Lust mit dem,
    Was ihre Kost war. Und doch, in einem Mond –
    Laßt mich’s nicht denken! – Schwachheit, dein Nam’ ist Weib! –
    Ein kurzer Mond; bevor die Schuh’verbraucht,
    Womit sie meines Vaters Leiche folgte,
    Wie Niobe, ganz Tränen – sie, ja sie;
    O Himmel! würd’ ein Tier, das nicht Vernunft hat,
    Doch länger trauren. – Meinem Ohm vermählt,
    Dem Bruder meines Vaters, doch ihm ähnlich
    Wie ich dem Herkules: in einem Mond!
    Bevor das Salz höchst frevelhafter Tränen
    Der wunden Augen Röte noch verließ,
    War

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