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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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zu Grunde geht wer sie vorgesehen hat, so gut als der sie nicht ahnete. Man sieht in dieser Ungeheuern Empirie nichts als Natur und nichts von dem was wir Philosophen so gern Freiheit nennen möchten. Wir wollen erwarten ob uns Bonapartes Persönlichkeit noch ferner mit dieser herrlichen und herrschenden Erscheinung erfreuen wird.
    Da ich in den wenigen Tagen schon vier Bände dieses Werks durchgelesen habe, so weiß ich freilich sonst nicht viel zu sagen. Das schöne Wetter hat mich einigemal hinaus in das Freie gelockt, wo es auch noch sehr feucht ist.
    Leben Sie recht wohl und sagen mir gelegentlich etwas von den weimarischen Zuständen und in wie fern Ihnen einige Arbeit glückt .
    Jena den 9. März 1802.
    G.
     
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845. An Goethe.
    Weimar, 10. März 1802.
    Indem Sie in Jena sich unter den Freunden wohl befinden und gar nicht Unrecht daran thun, zu leben und zu genießen, habe ich mich hier ganz zu Hause gehalten und bin nicht unthätig gewesen, wiewohl ich von meinem Thun noch lange keine Rechenschaft geben kann. Ein mächtiger Interesse als der Warbeck hat mich schon seit sechs Wochen beschäftigt und mit einer Kraft und Innigkeit angezogen, wie es mir lange nicht begegnet ist. Noch ist zwar bloß der Moment der Hoffnung und der dunkeln Ahnung, aber er ist fruchtbar und vielversprechend, und ich weiß, daß ich mich auf dem rechten Weg befinde.
    Von der hiesigen Welt kann ich Ihnen also wenig berichten, da ich niemand gesehen. Ich höre, daß Wieland sich hat bereden lassen, den Jon des Euripides zu übersetzen, und daß man ganz erstaunliche Entdeckungen macht, wie viel hinter diesem griechischen Jon steckt.
    Der fünfte März ist mir glücklicher vorübergegangen als dem Cäsar der fünfzehente und ich höre von dieser großen Angelegenheit gar nichts mehr. Hoffentlich werden Sie bei Ihrer Zurückkunft die Gemüther besänftigt finden. Wie aber der Zufall immer naiv ist und sein muthwilliges Spiel treibt, so hat der Herzog den Bürgermeister den Morgen nach jenen Geschichten wegen seiner großen Verdienste zum Rath erklärt. Auch wird heute auf dem Theater Ueble Laune von Kotzebue vorgestellt.
    Meine Frau empfiehlt sich Ihnen bestens und bittet, sich an die Histoire des Favorits zu erinnern.
    Ich lese jetzt eine Geschichte der Päpste von einem Engländer, der selbst Jesuit war, und der, indem er sich von den Grundfesten des Pabstthums aus den Quellen zu unterrichten suchte, auf diesem Wege, wo er sich in seinem Glauben zu befestigen meinte, das Gegentheil gefunden hat, und der nun seine Gelehrsamkeit gegen das Pabstthum anwendet. Es ist, ungeachtet der flachen Behandlung, eine durch ihre Consequenz sehr anziehende Geschichte, unendlich mannigfaltig, weil sie sich mit allem verschlingt, und doch wieder auf eine furchtbare Art identisch , weil alles Individuelle selbst in der idealen Einheit sich verliert.
    Leben Sie recht wohl und fördern Ihr Geschäft, daß wir uns bald wieder Ihrer Gegenwart erfreuen.
    Sch.
     
 * 
846. An Schiller.
    Jena, (16.) März 1802.
    Die Nachricht, daß Sie mit entschiedenem Interesse einen neuen Gegenstand bei sich herumtragen, macht mir viel Freude, sowohl für Sie als für uns. Ich wünsche guten Succeß.
    Seitdem ich mich aus den weimarischen Stürmen gerettet, lebe ich recht zufrieden und froh und auch nicht ganz unthätig, indem sich einige lyrische Kleinigkeiten eingestellt haben, mit denen ich zwar nicht als Werken, doch aber als Symptomen ganz wohl zufrieden bin.
    Dafür daß Sie den 5. März so glücklich überstanden, wären Sie dem Bürgermeister als einem zweiten Aesculap einen Hahnen schuldig geworden; da er unterdessen von oben herein solchen Lohn empfangen, können Sie Ihre Dankbarkeit in petto behalten.
    Bei dieser Gelegenheit dachte ich wieder was es für ein sonderbares Ding um die Geschichte ist, wenn man von ihr die Ursachen, Anlässe und Verhältnisse der Begebenheiten im einzelnen fordert; ich lebe diesen letzten Ereignissen so nahe, ja ich bin mit darin verwickelt und weiß eigentlich immer noch nicht, wie sie zusammenhängen. Vielleicht waren Sie glücklicher als ich.
    Schelling hat ein Gespräch geschrieben: Bruno oder über das göttliche und natürliche Princip der Dinge. Was ich davon verstehe oder zu verstehen glaube ist vortrefflich und trifft mit meinen innigsten Ueberzeugungen zusammen. Ob es uns andern aber möglich sein wird dieser Composition durch alle ihre Theile zu folgen und sie sich wirklich als im Ganzen zu denken, daran muß ich noch

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