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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Eröffnung abgelaufen. Das Wetter begünstigte uns und das Vorspiel hat Glück gemacht. Der Schluß, ob er gleich besser sein könnte, ist mir doch verhältnißmäßig zu dem Drang der Umstände, in welchen ich fertig werden mußte, leidlich gelungen. Hätte ich alles voraussehen können so hätte ich Ihnen keine Ruhe gelassen, bis Sie mir das letzte Motiv ausgearbeitet hätten. Nun mag’s denn so hingehen.
    Mit Wolf habe ich heute schon angefangen das Büchlein von den Farben durchzulesen und dadurch schon großen Vortheil und Sicherheit zur Ausarbeitung des Ganzen erlangt, und ich erwarte noch manches schöne Resultat von unsern Conferenzen. Nächstens mehr, wenn die Stunden ruhiger werden.
    Die ganze jugendliche Welt wünscht und hofft Sie zu sehen, doch gestehe ich aufrichtig daß ich keinen rechten Muth habe Sie einzuladen: seitdem ich kein eigentlich Geschäft mehr habe, weiß ich schon nicht recht was ich anfangen soll.
    Sie werden einen Schlüssel zu meinem Garten und Gartenhaus erhalten; machen Sie sich den Aufenthalt einigermaßen leidlich und genießen der Ruhe die in dem Thale herrscht. Vermuthlich werde ich mich bald nach Weimar zurückziehen, denn ein sonderlich Heil ist für uns nicht in der äußern Welt zu suchen, wo man überall nur gestückelt antrifft, was man schon ganz besitzt. Auf die Anschauung des Hallischen Zustandes will ich auch einige Tage wenden. Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Ich wünsche zu hören daß Ihnen gelungen ist etwas zu arbeiten.
    Lauchstädt am 28. Juni 1802.
    G.
     
 * 
866. An Schiller.
    Es geht mit allen Geschäften wie mit der Ehe: man denkt wunder was man zu Stande gebracht habe, wenn man copulirt ist und nun geht der Teufel erst recht los. Das macht weil nichts in der Welt einzeln steht und irgend ein Wirksames nicht als ein Ende, sondern als ein Anfang betrachtet werden muß.
    Verzeihen Sie mir diese pragmatische Reflexion zum Anfange meines Briefs; einige mehr oder weniger bedeutende Geschäfte, die mir dieses Jahr aufliegen, nöthigen mir diese Betrachtung ab. Ich glaubte sie abzuthun und sehe nun erst was sich für die Zukunft daraus entwickelt.
    Gestern Abend habe ich die neunte Vorstellung überstanden. 1500 Rthlr. sind eingenommen und jedermann ist mit dem Hause zufrieden. Man sitzt, sieht und hört gut und findet, für sein Geld, immer noch einen Platz. Mit fünf- bis sechstehalbhundert Menschen kann sich niemand über Unbequemlichkeit beschweren.
    Unsere Vorstellungen waren:
    Was wir bringen und Titus
    672 Personen und die Brüder
    467 "
    Wallenstein 241 "
    Die Müllerin 226 "
    Die beiden Klingsberge 96 "
    Tancred 148 "
    Wallenstein auf Verlangen 149 "
    Oberon 531 "
    Der Fremde 476 "
    Es kommt darauf an daß eine geschickte Wahl der Stücke, bezüglich auf die Tage, getroffen werde, so kann man auch für die Zukunft gute Einnahmen hoffen. Ueberhaupt ist es mir nicht bange das Geld, was in der Gegend zu solchem Genuß bestimmt sein kann, ja etwas mehr, in die Kasse zu ziehen. Die Studenten sind ein närrisches Volk, dem man nicht feind sein kann und das sich mit einigem Geschick recht gut lenken läßt. Die ersten Tage waren sie musterhaft ruhig, nachher fanden sich einige sehr verzeihliche Unarten ein, die aber, worauf ich hauptsächlich acht gebe, sich nicht wie ein Schneeball fortwälzen, sondern nur momentan und, wenn man billig sein will, durch äußere Umstände gewissermaßen provocirt waren. Der gebildetere Theil, der mir alles zu Liebe thun möchte, entschuldigt sich deshalb, mit einer gewissen Aengstlichkeit und ich suche die Sache, sowohl in Worten, als in der That, im Ganzen läßlich zu nehmen, da mir doch überhaupt von dieser Seite nur um ein Experiment zu thun sein kann.
    Auch ein eigenes Experiment mache ich auf unsere Gesellschaft selbst, indem ich mich unter so vielen Fremden auch als ein Fremder in das Schauspielhaus setze. Mich dünkt ich habe das Ganze sowohl, als das einzelne, mit seinen Vorzügen und Mängeln noch nicht so lebhaft angeschaut .
    Mein alter Wunsch, in Absicht auf die poetischen Productionen, ist mir auch hier wieder lebhaft geworden: daß es Ihnen möglich sein könnte, gleich anfangs concentrirter zu arbeiten, damit Sie mehr Productionen und, ich darf wohl sagen, theatralisch wirksamere lieferten. Das Epitomisiren eines poetischen Werks, das zuerst in eine große Weite und Breite angelegt war, bringt ein Schwanken zwischen Skizze und Ausführung hervor, das dem ganz befriedigenden Effect durchaus schädlich

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