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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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8. Mai 1802.
    Für den Alarcos wollen wir unser möglichstes thun, aber bei einer neuen Durchsicht des Stücks sind mir bedenkliche Sorgen aufgestiegen. Leider ist es ein so seltsames Amalgam des Antiken und Neuest-Modernen daß es weder die Gunst noch den Respekt wird erlangen können. Ich will zufrieden sein, wenn wir nur nicht eine totale Niederlage damit erleiden, die ich fast fürchte. Und es sollte mir leid thun, wenn die elende Partei, mit der wir zu kämpfen haben, diesen Triumph erhielte. Meine Meinung ist, die Vorstellung des Stücks so vornehm und ernst als möglich ist zu halten, und alles was wir von dem Anstand des französischen Trauerspiels dabei brauchen können, anzuwenden. Können wir es nur so weit bringen, daß dem Publicum imponirt wird, daß etwas höheres und strengeres anklingt, so wird es zwar unzufrieden bleiben, aber doch nicht wissen wie es daran ist. Einen Schritt zum Ziele werden wir durch diese Vorstellung nicht thun, oder ich müßte mich ganz betrügen.
    Die Iphigenia soll auf den 15ten einstudirt sein. Auf den nächsten Dienstag wollen wir mit dem Stück auf das Theater.
    Elise Bürger wird Ihnen ihren Besuch nicht schenken. Sie ist jetzt wie ich höre noch hier: was sie hier festhält, weiß ich nicht.
    Leben Sie recht wohl. Ich freue mich auf die Produkte Ihrer Muße . Bei mir hat sich die gehörige Ruhe noch nicht ganz eingefunden. Ich erwarte heute den Cotta auf seiner Meßreise.
    Sch.
     
 * 
856. An Schiller.
    Ihre Sorgfalt für die Iphigenie danke ich Ihnen zum allerbesten. Künftigen Sonnabend werde ich am Schauspielhause anfahren, wie ein anderer Jenenser auch, und hoffe Sie in Ihrer Loge zu treffen.
    Ueber den Alarcos bin ich völlig Ihrer Meinung; allein mich dünkt wir müssen alles wagen, weil am Gelingen oder nicht Gelingen nach außen gar nichts liegt. Was wir dabei gewinnen scheint mir hauptsächlich das zu sein, daß wir diese äußerst obligaten Sylbenmaße sprechen lassen und sprechen hören. Uebrigens kann man auf das stoffartige Interesse doch auch was rechnen.
    Im Ganzen geht es mir hier sehr gut und es würde noch besser gehen und werden, wenn ich meinen Aufenthalt noch einige Wochen hin ausdehnen könnte.
    Leben Sie recht wohl, richten Sie sich immer besser ein und gedenken unser.
    Jena am 9. Mai 1802.
    Ich wünsche daß beikommender Band Sie nicht von einer andern Seite her schon heimgesucht habe, damit Sie diese gereimte Tollhausproduction zuerst als ein Curiosissimum , durch meine Hand, erhalten. So einen, auf der äußern Form des Nächstvergangenen sich herumdrehenden Wahnsinn habe ich doch noch nicht gesehen; doch wer will ein Wort für so eine Erscheinung finden.
    G.
     
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857. An Schiller.
    Ob noch Sonnabend den fünfzehnten Iphigenie wird sein können, hoffe ich durch Ihre Güte morgen zu erfahren, und werde alsdann eintreffen, um, an Ihrer Seite, einige der wunderbarsten Effecte zu erwarten, die ich in meinem Leben gehabt habe: die unmittelbare Gegenwart eines, für mich, mehr als vergangenen Zustandes. Mit meinem hiesigen Aufenthalt bin ich recht wohl zufrieden. Das Geschäft ist weiter gediehen als ich hoffte, obgleich, wenn man strenge will, noch wenig geschehen ist. Wenn man aber denkt, daß man in solchem Falle eigentlich nur auf Execution liegt und, vom handwerksmäßigsten bis zum literarischten Mitarbeiter, jeder bestimmt, geleitet, angestoßen, rectificirt und wieder ermuntert sein will, so ist man zufrieden, wenn man nur einigermaßen vorrückt.
    Der Bibliothekssecretär Vulpius hat sich musterhaft gezeigt, er hat, in dreizehen Tagen, 2134 Stück Zettel geschrieben: das heißt Bücher-Titel, auf einzelne Zettel, ausgeschrieben. Ueberhaupt sind vier Personen etwa mit 6000 Zetteln in dieser Zeit fertig geworden, wo man ohngefähr sieht was zu thun ist.
    Diese Büchermasse war die ungeordnete, nachgelassene, nun kommen wir auch an die schon stehende, ältere. Indessen muß das Ganze doch, oberflächlich, auf einen wirken, und es ist wie eine Art von Bad, ein schwereres Element, in dem man sich bewegt und in dem man sich leichter fühlt, weil man getragen wird.
    Ich habe in dieser Zeit manches gelernt und einiges gethan. Könnte ich Sie und Meyern, über den andern Abend, mit meinem neugefundenen unterhalten und dagegen wieder von dem Ihrigen einnehmen, so wüßte ich mir nichts besseres. Vielleicht wird aber für uns alle dieses dreiwöchentlich zusammengedrängte nur desto erfreulicher.
    Leben Sie recht wohl und sagen mir von sich nur

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