Sämtliche Werke
eleganten Zeitung. Nun bin ich auch bei der letzten Vorlesung wieder zu einiger Ueberzeugung gelangt: daß doch noch manches von der wunderlichen Erscheinung auf dem Papiere steht. Und so wäre ich nicht abgeneigt das Manuscript an Cotta zu schicken, der es denn, in klein Octav, eben wie Mahomet und Tancred drucken möchte. Zu einer größern Ausgabe mit Kupfern wäre ich nicht geneigt, weil es immer kostbar wird und mehr als billig ist, zu thun macht, auch dadurch die Sachen in die Länge gezogen werden; denn mir wäre vorzüglich darum zu thun, diesen Spaß los zu werden und an etwas anders zu gehen. Was meinen Sie wegen des Honorars und was könnte man mit Billigkeit fordern? Haben Sie doch die Güte die Sache mit Meyern zu besprechen und mir Ihre Gedanken zu sagen. Geben Sie mir auch Nachricht wie es Ihnen geht. Bei mir hat sich leider kaum eine Spur von Production spüren lassen, indessen will ich es noch einige Zeit geduldig ansehen und von der nächsten Zeit etwas hoffen.
Leben Sie recht wohl und gedenken mein.
Jena am 10. August 1802.
G.
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870. An Schiller.
Ob ich gleich von meinem hiesigen Aufenthalt wenig Productives rühmen kann und sonst eigentlich nicht wüßte warum ich hier sein sollte, so will ich doch wieder von mir hören lassen und Ihnen im allgemeinen sagen, wie es mit mir aussieht.
Heute bin ich 14 Tage da und da ich auch sonst hier so viel Zeit brauchte um mich in Positur zu setzen, so will ich sehen ob von nun an die Thätigkeit gesegneter wird. Einige unangenehme äußere Vorfälle, die zufälligerweise auch auf mich stärker, als unter andern Umständen einwirkten, haben mich auch hin und wieder retardirt. Selbst daß ich Morgens badete war meinen Vorsätzen nicht günstig.
Hier haben Sie also die negative Seite. Dagegen habe ich einiges erfunden das auf die Zukunft etwas verspricht, besonders auch sind gewisse Betrachtungen und Erfahrungen im naturhistorischen Fache nicht unfruchtbar geblieben. Einige Lücken in der Lehre der Metamorphose der Insecten habe ich nach Wunsch ausgefüllt. Bei dieser Arbeit ist wie Sie wissen nur darum zu thun, daß die schon gefundnen Formeln anwendbarer werden und also gehaltvoller erscheinen, und daß man gedrängt werde neue Formeln zu erfinden, oder vielmehr die alten zu potentiiren. Vielleicht kann ich bald von beiden Operationen erfreuliche Beispiele geben.
Das Vorspiel habe ich nochmals durchgesehen und es an Cotta abgeschickt. Es mag nun auch in der weiten Welt grassiren.
Wegen des Honorars habe ich es in Suspenso gelassen und nur geäußert: daß ich von meiner Seite auf Sie zu compromittiren in jedem Falle gern gesinnt bin. Es kann ja ohnehin nur von etwas auf oder ab hier die Rede sein.
Ich bin neugierig ob Ihnen die Muse günstiger war, und ob sie mir vielleicht auch in diesen letzten Tagen noch etwas bescheren mag.
Die Erscheinung von einem friedlich Besitz nehmenden Heere wird Ihnen einige Tage Unterhaltung geben. Was mich betrifft, so will ich, wo möglich, diese Expedition in der Stille abwarten und hinterdrein vernehmen wie es abgelaufen ist.
Leben Sie recht wohl. Sagen Sie mir ein Wort und trösten mich über meine lange Entfernung von Ihnen, welche nur durch eine bedeutende Fruchtbarkeit einigermaßen entschuldigt und entschädigt werden könnte.
Jena am 17. August 1802.
G.
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871. An Goethe.
Weimar, 18. August 1802.
Sie können nie unthätig sein, und was Sie eine unproductive Stimmung nennen, würden sich die meisten andern als eine vollkommen ausgefüllte Zeit anrechnen. Möchte nur irgend ein subalterner Genius, einer von denen die gerade auf Universitäten wohnen und walten, die letzte Hand an Ihre wissenschaftlichen Ideen thun, um sie zu sammeln, leidlich zu redigiren und so für die Welt zu erhalten. Denn Sie selbst werden dieses Geschäft leider immer in die Ferne schieben, weil Ihnen, däucht mir, das eigentlich didaktische gar nicht in der Natur ist. Sie sind eigentlich recht dazu geeignet, um von andern bei Lebzeiten beerbt und ausgeplündert zu werden, wie Ihnen schon mehrmal widerfahren ist, und noch mehr widerfahren würde, wenn die Leute nur ihren Vortheil besser verständen.
Hätten wir uns ein halb Dutzend Jahre früher gekannt, so würde ich Zeit gehabt haben, mich Ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen zu bemächtigen; ich würde Ihre Neigung vielleicht unterhalten haben, diesen wichtigen Gegenständen die letzte Gestalt zu geben, und in jedem Fall würde ich ein redlicher Verwalter des
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