Sämtliche Werke
heraus haben will.
Wenn ich das Papier los werde, habe ich alles gewonnen; denn das Hauptübel lag darin, daß ich, ehe ich der Sache gewachsen war, immer wieder einmal schriftlich ansetzte, sie zu behandeln und zu überliefern. Dadurch gewann ich jedesmal! Nun aber liegen von Einem Capitel manchmal drei Aufsätze da, wovon der erste die Erscheinungen und Versuche lebhaft darstellt, der zweite eine bessere Methode hat und besser geschrieben ist, der dritte, auf einem höhern Standpunkt, beides zu vereinigen sucht und doch den Nagel nicht auf den Kopf trifft. Was ist nun mit diesen Versuchen zu thun? sie auszusaugen gehört Muth und Kraft, und Resolution sie zu verbrennen, denn Schade ist’s immer. Wenn ich fertig bin, in so fern ich fertig werden kann, so wünsche ich mir sie gewiß wieder, um mich mir selbst historisch zu vergegenwärtigen und ich komme nicht zum Ziel, wenn ich sie nicht vertilge.
Und so viel von meinen Freuden und Leiden. Schreiben Sie mir auch bald was, wie es Ihnen geht.
Hermann und sein Gefolge hat sich also schlecht exhibirt. Das Goldene Zeitalter hat seine Nachkömmlinge nicht sonderlich versorgt.
Leben Sie recht wohl.
Jena den 22. Mai 1803.
G.
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903. An Goethe.
Weimar, 24. Mai 1803.
Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie sich Ihres Stoffs so gut erwehren. Möchten Sie einmal alle diese Schlacken aus Ihrem reinen Sonnenelement herausschleudern, wenn auch ein Planet daraus werden sollte, der sich dann ewig um Sie herum bewegt.
Ich habe jetzt auch meine Noth mit dem Stoffe anderer Art; denn da ich eben daran bin, ein Wort über den tragischen Chor zu sagen, welches an der Spitze meiner Braut von Messina stehen soll, so drückt das ganze Theater mit sammt dem ganzen Zeitalter auf mich ein, und ich weiß kaum wie ich es abfertigen soll. Uebrigens interessirt mich diese Arbeit, ich will suchen etwas recht ordentliches zu sagen, und der Sache die uns gemeinsam wichtig ist, dadurch zu dienen.
Mit Cotta ist neulich alles abgethan worden, wie Sie es wünschen. Ueber den Druck der Natürlichen Tochter werden Sie selbst Frommann seine Instruktionen geben. Ehlers habe ich die zehn Louisdor auf Cottas Rechnung pränumerirt.
Cotta scheint wegen Cellinis bessern Muth zu haben; es sind wenigstens viele Exemplare davon auf Commission bestellt worden, so daß das Werk doch nun von dem Strom des Handels und der Literatur ergriffen worden. Er hat mir kein Exemplar davon geben können, ich muß mir also eins von Ihnen ausbitten.
Humboldt hat wieder geschrieben und läßt Sie schönstens grüßen. Es ist ordentlich Krankheit, wie er mitten in Rom nach dem übersinnlichen und unsinnlichen schmachtet, so daß Schellings Schriften jetzt seine heftigste Sehnsucht sind; er wird ihn nun bald selbst zu sehen bekommen, und dann wahrscheinlich im Vatican die Gespräche beim Jenaischen Fuchsthurm erneuren. Ich zweifle ob er es lange dort aushalten wird.
Hier schicke ich Ihnen einige poetische Fabrikate. Das Siegesfest ist die Ausführung einer Idee, die unser Kränzchen vor anderthalb Jahren mir gegeben hat, weil alle gesellschaftlichen Lieder, die nicht einen poetischen Stoff behandeln, in den platten Ton der Freimaurer-Lieder verfallen. Ich wollte also gleich in das volle Saatenfeld der Ilias hineinfallen, und mir da holen was ich nur schleppen könnte .
Leben Sie recht wohl und bleiben Sie auch nicht zu lange. Zelter höre ich reist am 1. Juni von Dresden ab.
Sch.
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904. An Schiller.
Hier überschicke ich meine Lieder mit Bitte das Einzelne und Ganze zu beherzigen. Auch dem fünften eine Ueberschrift zu geben.
Heute Abend seh’ ich Sie ja wohl bei mir.
Weimar den 15. Juni 1803.
G.
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905. An Schiller.
Hier das erste Concept. Lassen Sie uns das Eisen, da es heiß ist, schmieden! Wenig wird zu brauchen sein. Zu mancherlei Betrachtungen giebt dieser erste Versuch Anlaß.
Mündlich mehr. Mögen Sie wohl heute kommen und wann?
Weimar den 23. Juni 1803.
G.
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906. An Schiller.
Jena am 5. Juli 1803.
Wegen dem Druck des verschiednen Zeugs, das ich in die Welt sende, bin ich hier, um mit Frommann Abrede zu nehmen, der in seiner Sache gut eingerichtet ist und dem es an einem fürtrefflichen Metteur en page nicht fehlt. Daher dieß Geschäft mit wenigem abgemacht ist.
Loder ist eben von Halle zurückgekehrt, wo er sich ein Haus gemiethet hat. Wenn ich mit ihm über seinen neuen Zustand spreche, so freut mich’s herzlich daß seine Würfel so gefallen sind. Welcher Lebemann
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