Sämtliche Werke
schönere.
Erster Knecht .
Nicht doch! Mach, dass Du fort kommst.
Zweiter Knecht .
Horch!
Erster Knecht (springt aus Fenster) .
Hilf heiliger Gott! Sie ermorden unsern Herrn. Er fliegt vom Pferd! Georg stürzt!
Zweiter Knecht .
Wo retten wir uns! An der Mauer den Nussbaum hinunter ins Feld. (Ab.)
Erster Knecht .
Franz hält sich noch, ich will zu ihm. Wenn sie sterben, mag ich nicht leben. (Ab.)
*
Akt IV.
(Wirtshaus zu Heilbronn.)
Götz
Götz .
Ich komme mir vor wie der böse Geist, den der Kapuziner in einen Sack beschwur. Ich arbeite mich ab und furchte mir nichts. Die Meineidigen!
Elisabeth kommt.
Götz .
Was für Nachrichten, Elisabeth, von meinen lieben Getreuen?
Elisabeth .
Nichts Gewisses. Einige sind erstochen, einige liegen im Turm. Es konnte oder wollte niemand mir sie näher bezeichnen.
Götz .
Ist das Belohnung der Treue? Des kindlichen Gehorsams? – auf dass Dir’s wohl gehe, und Du lange lebest auf Erden!
Elisabeth .
Lieber Mann, schilt unsern himmlischen Vater nicht. Sie haben ihren Lohn, er ward mit ihnen geboren, ein freies, edles Herz. Lass sie gefangen sein, sie sind frei! Gib auf die deputierten Räte acht, die großen, goldnen Ketten stehen ihnen zu Gesicht –
Götz .
Wie dem Schwein das Halsband. Ich möchte Georgen und Franzen geschlossen sehn!
Elisabeth .
Es wäre ein Anblick, um Engel weinen zu machen.
Götz .
Ich wollt’ nicht weinen. Ich wollte die Zähne zusammenbeißen und an meinem Grimm kauen. In Ketten meine Augäpfel! Ihr lieben Jungen, hättet ihr mich nicht geliebt! – Ich würde mich nicht satt an ihnen sehen können. – Im Namen des Kaisers ihr Wort nicht zu halten!
Elisabeth .
Entschlagt Euch dieser Gedanken. Bedenkt, dass Ihr vor den Räten erscheinen sollt. Ihr sied nicht gestellt, ihnen wohl zu begegnen, und ich fürchte alles.
Götz .
Was wollen sie mir anhaben?
Elisabeth .
Der Gerichtsbote!
Götz .
Esel der Gerechtigkeit! Schleppt ihre Säcke zur Mühle und ihren Kehrig aufs Feld. Was gibt’s?
Gerichtsdiener kommt.
Gerichtsdiener .
Die Herrn Kommissarii sind auf dem Rathaus versammelt und schicken nach Euch.
Götz .
Ich komme.
Gerichtsdiener .
Ich werde Euch begleiten.
Götz .
Viel Ehre.
Elisabeth .
Mäßigt Euch.
Götz .
Sei außer Sorgen. (Ab.)
(Rathaus.)
Kaiserliche Räte. Hauptmann. Ratsherrn von Heilbronn.
Ratsherr .
Wir haben auf Euern Befehl die stärksten und tapfersten Bürger versammelt, sie warten hier in der Nähe auf Euern Wink, um sich Berlichingens zu bemeistern.
Erster Rat .
Wir werden Ihro Kaiserlichen Majestät Eure Bereitwilligkeit, Ihrem höchsten Befehl zu gehorchen, mit vielem Vergnügen zu rühmen wissen. – Es sind Handwerker?
Ratsherr .
Schmiede, Weinschröter, Zimmerleute, Männer mit geübten Fäusten und hier wohl beschlagen. (Auf die Brust deutend.)
Rat .
Wohl
Gerichtsdiener kommt.
Gerichtsdiener .
Götz von Berlichingen wartet vor der Tür.
Rat .
Lasst ihn herein.
Götz kommt.
Götz .
Gott grüß’ Euch, Ihr Herrn, was wollt Ihr mit mir?
Rat .
Zuerst, dass Ihr bedenkt: Wo Ihr seid, und vor wem.
Götz .
Bei meinem Eid, ich verkenn’ Euch nicht, meine Herrn.
Rat .
Ihr tut Eure Schuldigkeit.
Götz .
Von ganzem Herzen.
Rat .
Setzt Euch.
Götz .
Da unten hin? Ich kann stehn. Das Stühlchen riecht so nach armen Sündern, wie überhaupt die ganze Stube.
Rat .
So steht!
Götz .
Zur Sache, wenn’s gefällig ist.
Rat .
Wir werden in der Ordnung verfahren.
Götz .
Bin’s wohl zufrieden, wollt’, es wär’ von jeher geschehen.
Rat .
Ihr wisst, wie Ihr auf Gnad und Ungnad in unsere Hände kamt.
Götz .
Was gebt ihr mir, wenn ich’s vergesse?
Rat .
Wenn ich Euch Bescheidenheit geben könnte, würd’ ich Eure Sache gut machen.
Götz .
Gut machen! Wenn Ihr das könntet! Dazu gehört freilich mehr als zum Verderben.
Schreiber .
Soll ich das alles protokollieren?
Rat .
Was zur Handlung gehört.
Götz .
Meintwegen dürft ihr’s drucken lassen.
Rat .
Ihr wart in der Gewalt des Kaisers, dessen väterliche Gnade an den Platz der majestätischen Gerechtigkeit trat, Euch anstatt eines Kerkers Heilbronn, eine seiner geliebten Städte, zum Aufenthalt anwies. Ihr verspracht mit einem Eid, Euch, wie es einem Ritter geziemt, zu stellen, und das Weitere demütig zu erwarten.
Götz .
Wohl, und ich bin hier und warte.
Rat .
Und wir sind hier, Euch Ihro Kaiserlichen Majestät Gnade und Huld zu verkündigen. Sie verzeiht Euch Eure Übertretungen,
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