Sämtliche Werke
wärest längst verkleinert,
Hätt ich nicht deine Lieb und deine Pflicht verfeinert.
Dir kam allein durch mich der König unters Joch,
Und durch mich ganz allein besitzest du ihn noch.
Esther .
Von selbsten hab ich wohl nicht Gunst noch Glück erworben;
Dir dank ich’s ganz allein, auch wenn du längst gestorben.
Mardochai .
O stürb ich für mein Volk und unser heilig Land!
Allein ich sterb umsonst durch die verruchte Hand.
Dort hängt mein graues Haupt, dem ungestümen Regen,
Dem glühnden Sonnenschein und bittern Schnee entgegen;
Dort nascht geschäftig mir, zum Winter – Zeitvertreib,
Ein garstig Rabenvolk das schöne Fett vom Leib!
Dort schlagen ausgedörrt zuletzt die edlen Glieder
Von jedem leichten Wind mit Klappern hin und wider!
Ein Greuel allem Volk, ein ew’ger Schandfleck mir,
Ein Fluch auf Israel und, Königin – was dir?
Esther .
Gewiß groß Herzeleid! Doch kann ich es erlangen,
So sollst du mir nicht lang am leid’gen Galgen hangen;
Und mit sorgfält’gem Schmerz vortrefflich balsamiert,
Begrab ich dein Gebein, recht wie es sich gebührt.
Mardochai .
Vergebens wirst du dann den treuen Freund beweinen!
Er wird dir in der Not nicht mehr wie sonst erscheinen.
Mit keinem Beutel Geld, den du so eifrig nahmst,
Wenn du mit Schuldverdruß von Spiel und Handel kamst;
Mit keinem neuen Kleid noch Perlen und Juwelen:
Mein Geist erscheint dir leer, und, um dich recht zu quälen,
Bringt er nur die Gestalt von Schätzen aus der Gruft,
Und wenn du’s fassen willst, verschwindet’s in die Luft.
Esther .
Ei, weißt du was, mein Freund? Bedenke mich am Ende
Mit einem Kapital in deinem Testamente.
Mardochai .
Wie gerne tät ich das, von deiner Huld gerührt!
Doch leider! ist mein Gut auch sämtlich konfisziert.
Und dann muß ich den Tod der Brüder auch besorgen!
Kein einz’ger bleibt zurück, dir künftig mehr zu borgen.
Der schöne Handel fällt, es kommt kein Contreband
Durch unsre Industrie dir künftig mehr zur Hand.
Die kleinste Zofe wird nichts mehr an dir beneiden;
Dich werden, Mägden gleich, inländ’sche Zeuge kleiden;
Und endlich wirst du so mit hoffnungsloser Pein
Die Sklavin deines Manns und seiner Leute sein!
Esther .
Das ist nicht schön von dir! Was brauchst du’s mir zu sagen?
Kommt einmal diese Zeit, dann ist es Zeit zu klagen.
Weinend.
Nein! Wird mir’s so ergehn?
Mardochai .
Ich schwör dir, anders nicht!
Esther .
Was tu ich?
Mardochai .
Rett uns noch!
Esther .
Ach, geh mir vom Gesicht!
Ich wollte –
Mardochai .
Königin, ich bitte dich, erhöre!
Was willst du?
Esther .
Ach, ich wollt – daß alles anders wäre!
Ab.
Mardochai allein.
Bei Gott! hier soll mich nicht manch schönes Wort verdrießen!
Ich laß ihr keine Ruh, sie muß sich doch entschließen.
Ab.
Marktschreier .
Seiltänzer und Springer sollten nun kommen;
Doch haben die Tage so abgenommen.
Allein morgen früh bei guter Zeit
Sind wir mit unsrer Kunst bereit.
Und wem zuletzt noch ein Päckel gefällt,
Der hat es um die Hälfte Geld.
Schattenspielmann hinter der Szene.
Orgelum, orgelei!
Dudeldumdei!
Doktor .
Laßt ihn herbeikommen.
Amtmann .
Bringt den Schirm heraus.
Doktor .
Tut die Lichter aus;
Sind ja in einem honetten Haus.
Nicht wahr, Herr Amtmann, man ist, was man bleibt?
Amtmann .
Man ist, wie man’s treibt.
Schattenspielmann .
Orgelum, orgelei!
Dudeldumdei!
Lichter weg! mein Lämpchen nur!
Nimmt sich sonst nicht aus.
Ins Dunkle da, Mesdames.
Doktor .
Von Herzen gern.
Schattenspielmann .
Orgelum, orgelei!:,:
Ach, wie Sie is alles dunkel!
Finsternis is,
War sie all wüst und leer,
Hab Sie all nicks auf dieser Erd gesehn.
Orgelum:,:
Sprach Sie Gott: »’s werd Licht!«
Wie’s hell da reinbricht!
Wie sie all durkeinandergehn,
Die Element’ alle vier!
In sechs Tag’ alles gemacht is,
Sonn, Mond, Stern, Baum und Tier.
Orgelum, orgelei!
Dudeldumdei!
Seh Sie Adam in die Paradies,
Seh Sie Eva, hat sie die Schlang verführt.
Nausgejagt,
Mit Dorn und Disteln,
Geburtsschmerzen geplagt,
O weh!
Orgelum:,:
Hat sie die Welt vermehrt
Mit viel gottlose Leut,
Waren so fromm vorher!
Habe gesunge, gebett!
Glaube mehr an keine Gott,
Is e Schand und e Spott!
Seh Sie die Ritter und Damen,
Wie sie zusammenkamen,
Sich begeh, sich begatte
In alle grüne Schatte,
Uf alle grüne Heide:
Kann das unser Herr Gott leide?
Orgelum, orgelei!
Dudeldumdei!
Fährt da die Sündflut rein,
Wie sie gottserbärmlick
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