Sämtliche Werke
sein.
Satyros .
O weh, mein Rücken! o weh, mein Bein!
Einsiedler .
Gut Freund, was ist Euch Leids geschehn?
Satyros .
Dumme Frag! Ihr könnt's ja sehn.
Ich bin gestürzt – entzwei mein Bein!
Einsiedler .
Hockt auf! Hier in die Hütte rein.
(Einsiedler bockt ihn auf, trägt ihn in die Hütte und legt ihn aufs Bett.)
Einsiedler .
Halt still, daß ich die Wund beseh!
Satyros .
Ihr seid ein Flegel! Ihr tut mir weh.
Einsiedler .
Ihr seid ein Fratz! So halt denn still!
Wie, Teufel, ich Euch da schindeln will?
(Verbindet ihn.)
So bleibt nur wenigstens in Ruh.
Satyros .
Schafft mir Wein und Obst dazu.
Einsiedler .
Milch und Brot, sonst nichts auf der Welt.
Satyros .
Eure Wirtschaft ist schlecht bestellt.
Einsiedler .
Des vornehmen Gasts mich nicht versah.
Da, kostet von dem Topfe da.
Satyros .
Pfui! was ist das ein ä Geschmack
Und magrer als ein Bettelsack.
Da droben im G'birg die wilden Ziegen,
Wenn ich eine bei 'n Hörnern tu kriegen,
Faß mit dem Maul ihre vollen Zitzen,
Tu mir mit Macht die Gurgel bespritzen,
Das ist, bei Gott! ein ander Wesen.
Einsiedler .
Drum eilt Euch, wieder zu genesen.
Satyros .
Was blast Ihr da so in die Hand?
Einsiedler .
Seid Ihr nicht mit der Kunst bekannt?
Ich hauch die Fingerspitzen warm.
Satyros .
Ihr seid doch auch verteufelt arm.
Einsiedler .
Nein, Herr! ich bin gewaltig reich;
Meinem eignen Mangel helf ich gleich.
Wollt Ihr von Supp und Kraut nicht was?
Satyros .
Das warm Geschlapp, was soll mir das?
Einsiedler .
So legt Euch denn einmal zur Ruh,
Bringt ein paar Stund' mit Schlafen zu.
Will sehen, ob ich nicht etwan
Für Euren Gaum was finden kann.
(Ende des ersten Akts.)
*
Zweiter Akt
Satyros (erwachend.)
Das ist eine Hunde-Lagerstätt!
Ein's Missetäters Folterbett!
Aufliegen hab ich tan mein' Rücken,
Und die Unzahl verfluchter Mücken!
Bin kommen in ein garstig Loch.
In meiner Höhl da lebt man doch;
Hat Wein im wohlgeschnitzten Krug
Und fette Milch und Käs genug. –
Kann doch wohl wieder den Fuß betreten? –
Da ist dem Kerl sein Platz zu beten.
Es tut mir in den Augen weh,
Wenn ich dem Narren seinen Herrgott seh.
Wollt lieber eine Zwiebel anbeten,
Bis mir die Trän' in die Augen träten,
Als öffnen meines Herzens Schrein
Einem Schnitzbildlein, Querhölzelein.
Mir geht in der Welt nichts über mich:
Denn Gott ist Gott, und ich bin ich.
Ich denk, ich schleiche so hinaus;
Der Teufel hol den Herrn vom Haus!
Könnt ich nicht etwa brauchen was?
Das Leinwand nu wär so ein Spaß.
Die Maidels laufen so vor mir;
Ich denk, ich bind's so etwa für.
Seinen Herrgott will ich runter reißen
Und draußen in den Gießbach schmeißen.
(Ende des zweiten Akts.)
*
Dritter Akt
Satyros .
Ich bin doch müd; 's ist höllisch schwül.
Der Brunn, der ist so schattenkühl.
Hier hat mir einen Königsthron
Der Rasen ja bereitet schon;
Und die Lüftelein laden mich all
Wie lose Buhlen ohne Zahl.
Natur ist rings so liebebang;
Ich will dich letzen mit Flöt und Sang.
(Zwei Mägdlein mit Wasserkrügen.)
Arsinoe .
Hör, wie's daher so lieblich schallt!
Es kömmt vom Brunn oder aus 'm Wald.
Psyche .
Es ist kein Knab von unsrer Flur;
So singen Himmelsgötter nur.
Komm, laß uns lauschen!
Arsinoe .
Mir ist bang.
Psyche .
Mein Herz, ach! lechzt nach dem Gesang.
Satyros (singt.)
Dein Leben, Herz, für wen erglüht's?
Dein Adlerauge, was ersieht's?
Dir huldigt ringsum die Natur,
's ist alles dein;
Und bist allein,
Bist elend nur!
Arsinoe .
Der singt wahrhaftig gar zu schön!
Psyche .
Mir will das Herz in meiner Brust vergehn.
Satyros (singt.)
Hast Melodie vom Himmel geführt
Und Fels und Wald und Fluß gerührt;
Und wonnlicher war dein Lied der Flur
Als Sonnenschein;
Und bist allein,
Bist elend nur!
Psyche .
Welch göttlich hohes Angesicht!
Arsinoe .
Siehst denn seine langen Ohren nicht?
Psyche .
Wie glühend stark umher er schaut!
Arsinoe .
Möcht drum nicht sein des Wunders Braut.
Satyros .
O Mädchen hold, der Erde Zier!
Ich bitt euch, fliehet nicht vor mir.
Psyche .
Wie kommst du an den Brunnen hier?
Satyros .
Woher ich komm, kann ich nicht sagen,
Wohin ich geh, müßt ihr nicht fragen.
Gebenedeit sind mir die Stunden,
Da ich dich, liebes Paar! gefunden.
Psyche .
O lieber Fremdling! sag uns recht,
Welch ist dein Nam und dein Geschlecht?
Satyros .
Meine Mutter hab ich nie gekannt,
Hat niemand mir mein' Vater genannt.
Im fernen Land hoch Berg und
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