Sämtliche Werke
Brief und Siegel weisen
Von der Kaiserin aller Reußen
Und von Friedrich, dem König in Preußen,
Und allen Europens Potentaten –
Doch wer spricht gern von seinen Taten?
Sind auch viele meiner Vorfahren,
Die leider! nichts als Prahler waren.
Ihr könntet’s denken auch von mir,
Drum rühm ich nichts und zeig euch hier
Ein Päckel Arzenei, köstlich und gut;
Die Ware sich selber loben tut.
Wozu es alles schon gut gewesen,
Ist auf ’m gedruckten Zettel zu lesen;
Und enthält das Päckel ganz
Ein Magenpulver und Purganz,
Ein Zahnpülverlein, honigsüße,
Und einen Ring gegen alle Flüsse.
Wird nur dafür ein Batzen begehrt;
Ist in der Not wohl hundert wert.
Hanswurst .
Schnupftuch rauf!
Die Zuschauer kaufen beim Marktschreier.
Milchmädchen .
Kauft meine Milch!
Kauft meine Eier!
Sie sind gut
Und sind nicht teuer,
Frisch, wie’s einer nur begehrt!
Zigeunerhauptmann .
Das Milchmädchen da ist ein hübsches Ding;
Ich kauft ihr wohl so einen zinnernen Ring.
Zigeunerbursch .
O ja, mir wär sie eben recht.
Zigeunerhauptmann .
Zuerst der Herr und dann der Knecht.
Beide .
Wie verkauft Sie Ihre Eier?
Milchmädchen .
Drei, ihr Herrn, für einen Dreier.
Beide .
Straf mich Gott, das sind sie wert.
Sie macht sich von ihnen los.
Milchmädchen .
Kauft meine Milch!
Kauft meine Eier!
Beide sie halten sie.
Nicht so wild!
O nicht so teuer!
Milchmädchen .
Was sollen mir
Die tollen Freier?
Kauft meine Milch,
Kauft meine Eier!
Dann seid ihr mir lieb und wert.
Doktor .
Wie gefällt Ihnen das Drama?
Amtmann .
Nicht! Sind doch immer Scandala.
Hab auch gleich ihnen sagen lassen,
Sie sollten das Ding geziemlicher fassen.
Doktor .
Was sagte denn der Entrepreneur?
Amtmann .
Es käme dergleichen Zeug nicht mehr,
Und zuletzt Haman gehenkt erscheine
Zu Warnung und Schrecken der ganzen Gemeine.
Hanswurst .
Schnupftuch rauf!
Marktschreier .
Die Herren gehn doch nicht von hinnen,
Wir wollen den zweiten Akt beginnen.
Indessen können sie sich besinnen,
Ob sie von meiner Ware was brauchen.
Hanswurst .
Gebt acht! kommen euch Tränen in die Augen.
Musik.
Esther und Mardochai treten auf.
Mardochai weinend und schluchzend.
O greuliches Geschick! o schreckenvoller Schluß!
O Untat, die dir heut mein Mund verkünden muß!
Erbärmlich, Königin, muß ich vor dir erscheinen.
Esther .
So sag mir, was du willst, und hör nur auf zu weinen!
Mardochai .
Hü hü! es hält’s mein Herz, hü hü! es hält’s nicht aus.
Esther .
Geh, weine dich erst satt, sonst bringst du nichts heraus.
Mardochai .
Hü hü! es wird mir noch, hü hü! das Herz zersprengen.
Esther .
Was gibt’s denn?
Mardochai .
U hu hu, ich soll heut abend hängen!
Esther .
Ei, was du sagst, mein Freund! Ei, woher weißt du dies?
Mardochai .
Das ist sehr einerlei, genug, es ist gewiß.
Darf denn der Glückliche dem schönsten Tage trauen?
Darf einer denn auf Fels sein Haus geruhig bauen?
Mich machte deine Gunst so sicher, Königin;
Wie zittr’ ich, da ich nun von den Verworfnen bin!
Esther .
Sag, wen gelüstet’s denn, mein Freund, nach deinem Leben?
Mardochai .
Der stolze Haman hat’s dem König angegeben.
Wenn du dich nicht erbarmst, nicht eilst, mir beizustehn,
Nicht schnell zum König gehst, so ist’s um mich geschehn.
Esther .
Die Bitte, armer Mann, kann ich dir nicht gewähren;
Man kommt zum König nicht, er müßt es erst begehren.
Tritt einer unverlangt dem König vors Gesicht,
Du weißt, der Tod steht drauf! Gewiß, dein Ernst ist’s nicht.
Mardochai .
O Unvergleichliche, du hast gar nichts zu wagen;
Wer deine Schönheit sieht, der kann dir nichts versagen.
Und in Gesetzen sind die Strafen nur gehäuft,
Weil man sonst gar zu grob den König überläuft.
Esther .
Und sollt ich auch, mein Freund, das Leben nicht verlieren,
Mich warnt der Vasthi Sturz, ich mag es nicht probieren.
Mardochai .
So ist dir denn der Tod des Freundes einerlei?
Esther .
Allein, was hülf es dir? Wir stürben alle zwei.
Mardochai .
Erhalt mein graues Haupt, Geld, Kinder, Weib und Ehre!
Esther .
Von Herzen gern, wenn’s nur nicht so gefährlich wäre.
Mardochai .
Ich seh, dein hartes Herz ruf ich vergebens an.
Gedenk, Undankbare, was ich für dich getan!
Erzogen hab ich dich von deinen ersten Tagen,
Ich habe dich gelehrt, bei Hof dich zu betragen.
Du hättest lange schon des Königs Gunst verscherzt,
Er hätte lange schon sich satt an dir geherzt;
Du bist oft gar zu grad und
Weitere Kostenlose Bücher