Sämtliche Werke
Wunderwerk nicht ein.
Haman .
Ach warum drängst du mich, dir alles zu erzählen?
Ahasverus .
So sag es gradheraus, statt mich ringsum zu quälen;
So ein Gespräch ist mir ein schlechter Zeitvertreib.
Haman .
Ach Herr, sie wagen sich vielleicht an deinen Leib.
Ahasverus zusammenfahrend.
Wie? was?
Haman .
Es ist gesagt. So fließet denn, ihr Klagen!
Wer ist wohl Manns genug, um hier nicht zu verzagen?
Tief in der Hölle ward die schwarze Tat erdacht,
Und noch verbirgt ein Teil der Schuldigen die Nacht.
Vergebens, daß dich Thron und Kron und Zepter schützen;
Du sollst nicht Babylon, nicht mehr dein Reich besitzen!
In fürchterlicher Nacht trennt die Verräterei
Mit Vatermörderhand dein Lebensband entzwei;
Dein Blut, wofür das Blut von Tausenden geflossen,
Wird über Bett und Pfühl erbärmlich hingegossen.
Weh heulet im Palast, Weh heult durch Reich und Stadt,
Und weh, wer deinem Dienst sich aufgeopfert hat!
Dein hoher Leichnam wird wie schlechtes Aas geachtet,
Und deine Treuen sind in Reihen hingeschlachtet!
Zuletzt, vom Morden satt, tilgt die Verräterhand
Ihr eigen schändlich Werk durch allgemeinen Brand.
Ahasverus .
O weh! was will mir das? Mir wird ganz grün und blau!
Ich glaub, ich sterbe gleich. – Geh, sag es meiner Frau!
Die Zähne schlagen mir, die Kniee mir zusammen,
Mir läuft ein kalter Schweiß! schon seh ich Blut und Flammen.
Haman .
Ermanne dich!
Ahasverus .
Ach! Ach!
Haman .
Es ist wohl hohe Zeit;
Doch treues Volk ist stets zu deinem Dienst bereit.
Du wirst den Redlichsten an seinem Eifer kennen.
Ahasverus .
Je nun, was zaudert ihr? So laßt sie gleich verbrennen!
Haman .
Man muß behutsam gehn; so schnell hat’s keine Not.
Ahasverus .
Derweile stechen sie mich zwanzig Male tot.
Haman .
Das wollen wir nun schon mit unsern Waffen hindern.
Ahasverus .
Und ich war so vergnügt als unter meinen Kindern!
Mir wünschen sie den Tod? Das schmerzt mich gar zu sehr!
Haman .
Und, Herr, wer einmal stirbt, der ißt und trinkt nicht mehr.
Ahasverus .
Man kann den Hochverrat nicht schrecklich gnug bestrafen.
Haman .
Du solltest schon so früh bei deinen Vätern schlafen?
Ahasverus .
Ei pfui! mir ist das Grab mehr als der Tod verhaßt!
Ach! ach! mein würd’ger Freund! – Nun still! ich bin gefaßt.
Nun soll’s der ganzen Welt vor meinem Zorne grauen!
Geh, laß mir auf einmal zehntausend Galgen bauen.
Haman kniend.
Unüberwindlichster! hier lieg ich, bitte Gnad!
Es wär ums viele Volk – und um die Waldung schad.
Ahasverus .
Steh auf! Dich hat kein Mensch an Großmut überschritten;
Dich lehrt dein edel Herz, für Feinde selbst zu bitten.
Steh auf! Wie meinst du das?
Haman .
Gar mancher Bösewicht
Ist unter diesem Volk, doch alle sind es nicht;
Und vor unschuld’gem Blut mög sich dein Schwert behüten!
Bestrafen muß ein Fürst, nicht wie ein Tiger wüten!
Das Ungeheu’r, das sich mit tausend Klauen regt,
Liegt kraftlos, wenn man ihm die Häupter niederschlägt.
Ahasverus .
O wohl! So hängt mir sie, nur ohne viel Geschwätze!
Der Kaiser will es so, so sagen’s die Gesetze.
Wer sind sie? Sag mir an.
Haman .
Ach, das ist nicht bestimmt;
Doch geht man niemals fehl, wenn man die Reichsten nimmt.
Ahasverus .
Vermaledeite Brut, du sollst nicht länger leben!
Und dir sei all ihr Gut und Hab und Haus gegeben!
Haman .
Ein trauriges Geschenk!
Ahasverus .
Wer kommt dir erst in Sinn?
Haman .
Der erst’ ist Mardochai, Hofjud der Königin.
Ahasverus .
O weh! da wird sie mir kein Stündchen Ruhe lassen!
Haman .
Ist er nur einmal tot, so wird sie schon sich fassen.
Ahasverus .
So hängt ihn denn geschwind und laßt sie nicht zu mir!
Haman .
Wen du nicht rufen läßt, der kommt so nicht zu dir.
Ahasverus .
Wo ist ein Galgen nur? Hängt ihn, eh’s jemand spüret!
Haman .
Schon hab ich einen hier vorsorglich aufgeführet.
Ahasverus .
Und fragt mich jetzt nicht mehr! Ich hab genug getan;
Beschlossen hab ich es, nun geht’s mich nicht mehr an.
Ab.
Hanswurst .
Der erste Aktus ist nun vollbracht,
Und der nun folgt – das ist der zweite.
Marktschreier .
Liebe Freunde, gute Leute,
Daß Menschenlieb und Freundlichkeit,
Sorge für eure Gesundheit
Und Leibeswohl zu dieser Zeit
Mich diesen weiten Weg geführt,
Das seid ihr alle perschwadiert;
Und von meiner Wissenschaft und Kunst
Werdet ihr, liebe Freunde, mit Gunst
Euch selbst am besten überführen,
Und ist so wenig zu verlieren.
Zwar könnt ich euch
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