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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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gibt es?‹ rief ich verwundert.
    ›Das ist der Gans in Berlin, der liest
    Dort über das letzte Jahrhundert.‹
    Zu Göttingen blüht die Wissenschaft,
    Doch bringt sie keine Früchte.
    Ich kam dort durch in stockfinstrer Nacht,
    Sah nirgendswo ein Lichte.
    Zu Celle im Zuchthaus sah ich nur
    Hannoveraner – O Deutsche!
    Uns fehlt ein Nationalzuchthaus
    Und eine gemeinsame Peitsche!
    Zu Hamburg frug ich: warum so sehr
    Die Straßen stinken täten?
    Doch Juden und Christen versicherten mir,
    Das käme von den Fleeten.
    Zu Hamburg, in der guten Stadt,
    Wohnt mancher schlechte Geselle;
    Und als ich auf die Börse kam,
    Ich glaubte, ich wär noch in Celle.
    Zu Hamburg sah ich Altona,
    Ist auch eine schöne Gegend;
    Ein andermal erzähl ich dir,
    Was mir alldort begegent.«
Schöpfungslieder
    ~
    1. Im Beginn schuf Gott die Sonne
    2. Und der Gott sprach zu dem Teufel:
    3. »Ich hab mir zu Ruhm und Preis erschaffen
    4. »Kaum hab ich die Welt zu schaffen begonnen
    5. Sprach der Herr am sechsten Tage:
    6. »Der Stoff, das Material des Gedichts
    7. »Warum ich eigentlich erschuf
    ~
    1.
    Im Beginn schuf Gott die Sonne,
    Dann die nächtlichen Gestirne;
    Hierauf schuf er auch die Ochsen,
    Aus dem Schweiße seiner Stirne.
    Später schuf er wilde Bestien,
    Löwen mit den grimmen Tatzen;
    Nach des Löwen Ebenbilde
    Schuf er hübsche kleine Katzen.
    Zur Bevölkerung der Wildnis
    Ward hernach der Mensch erschaffen;
    Nach des Menschen holdem Bildnis
    Schuf er intressante Affen.
    Satan sah dem zu und lachte:
    »Ei, der Herr kopiert sich selber!
    Nach dem Bilde seiner Ochsen
    Macht er noch am Ende Kälber!«
    2.
    Und der Gott sprach zu dem Teufel:
    »Ich, der Herr, kopier mich selber,
    Nach der Sonne mach ich Sterne,
    Nach den Ochsen mach ich Kälber,
    Nach den Löwen mit den Tatzen
    Mach ich kleine liebe Katzen,
    Nach den Menschen mach ich Affen;
    Aber du kannst gar nichts schaffen.«
    3.
    »Ich hab mir zu Ruhm und Preis erschaffen
    Die Menschen, Löwen, Ochsen, Sonne;
    Doch Sterne, Kälber, Katzen, Affen
    Erschuf ich zu meiner eigenen Wonne.«
    4.
    »Kaum hab ich die Welt zu schaffen begonnen,
    In einer Woche war’s abgetan.
    Doch hatt ich vorher tief ausgesonnen
    Jahrtausendlang den Schöpfungsplan.
    Das Schaffen selbst ist eitel Bewegung,
    Das stümpert sich leicht in kurzer Frist;
    Jedoch der Plan, die Überlegung,
    Das zeigt erst, wer ein Künstler ist.
    Ich hab allein dreihundert Jahre
    Tagtäglich drüber nachgedacht,
    Wie man am besten Doctores juris
    Und gar die kleinen Flöhe macht.«
    5.
    Sprach der Herr am sechsten Tage:
    »Hab am Ende nun vollbracht
    Diese große, schöne Schöpfung,
    Und hab alles gut gemacht.
    Wie die Sonne rosengoldig
    In dem Meere widerstrahlt!
    Wie die Bäume grün und glänzend!
    Ist nicht alles wie gemalt?
    Sind nicht weiß wie Alabaster
    Dort die Lämmchen auf der Flur?
    Ist sie nicht so schön vollendet
    Und natürlich, die Natur?
    Erd’ und Himmel sind erfüllet
    Ganz von meiner Herrlichkeit,
    Und der Mensch, er wird mich loben
    Bis in alle Ewigkeit!«
    6.
    »Der Stoff, das Material des Gedichts,
    Das saugt sich nicht aus dem Finger;
    Kein Gott erschafft die Welt aus nichts,
    Sowenig wie irdische Singer.
    Aus vorgefundenem Urweltsdreck
    Erschuf ich die Männerleiber,
    Und aus dem Männerrippenspeck
    Erschuf ich die schönen Weiber.
    Den Himmel erschuf ich aus der Erd’
    Und Engel aus Weiberentfaltung;
    Der Stoff gewinnt erst seinen Wert
    Durch künstlerische Gestaltung.«
    7.
    »Warum ich eigentlich erschuf
    Die Welt, ich will es gern bekennen:
    Ich fühlte in der Seele brennen
    Wie Flammenwahnsinn, den Beruf.
    Krankheit ist wohl der letzte Grund
    Des ganzen Schöpferdrangs gewesen;
    Erschaffend konnte ich genesen,
    Erschaffend wurde ich gesund.«
Friedrike
    1823
    ~
    1. Verlaß Berlin, mit seinem dicken Sande
    2. Der Ganges rauscht, mit klugen Augen schauen
    3. Der Ganges rauscht, der große Ganges schwillt
    ~
    1.
    Verlaß Berlin, mit seinem dicken Sande
    Und dünnen Tee und überwitz’gen Leuten,
    Die Gott und Welt, und was sie selbst bedeuten,
    Begriffen längst mit Hegelschem Verstande.
    Komm mit nach Indien, nach dem Sonnenlande,
    Wo Ambrablüten ihren Duft verbreiten,
    Die Pilgerscharen nach dem Ganges schreiten,
    Andächtig und im weißen Festgewande.
    Dort, wo die Palmen wehn, die Wellen blinken,
    Am heil’gen Ufer Lotosblumen ragen
    Empor zu Indras Burg, der ewig blauen;
    Dort will ich gläubig vor dir niedersinken,
    Und deine Füße drücken, und dir sagen:
    »Madame! Sie sind die

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