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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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dir sagen wollte –
     
    Eginhardt.   Mein Gebieter!
     
    Hermann (heimlich).
Hast du ein Häuflein wackrer Leute wohl,
Die man zu einer List gebrauchen könnte?
     
    Eginhardt.
Mein Fürst, die War’ ist selten, wie du weißt.
– Was wünschest du, sag an?
     
    Hermann.   Was? Hast du sie?
Nun hör, schick sie dem Varus, Freund,
Wenn er zur Weser morgen weiter rückt,
Schick sie in Römerkleidern doch vermummt ihm nach.
Laß sie, ich bitte dich, auf allen Straßen,
Die sie durchwandern, sengen, brennen, plündern:
Wenn sies geschickt vollziehn, will ich sie lohnen!
     
    Eginhardt.
Du sollst die Leute haben. Laß mich machen.
(Er mischt sich unter die Hauptleute.)
     

Dritter Auftritt
     
    Thusnelda tritt aus dem Zelt. – Die Vorigen.
     
    Hermann (heiter).
Ei, Thuschen! Sieh! Mein Stern! Was bringst du mir?
(Er sieht wieder, mit vorgeschützter Hand, in die Ferne hinaus.)
     
    Thusnelda.
Ei nun! Die Römer, sagt man, ziehen ein;
Die muß Arminius’ Frau doch auch begrüßen.
     
    Hermann.
Gewiß, gewiß! So wills die Artigkeit.
Doch weit sind sie im Felde noch;
Komm her und laß den Zug heran uns plaudern!
(Er winkt ihr, sich unter der Eiche niederzulassen.)
     
    Thusnelda (den Sitz betrachtend).
Der Sybarit! Sieh da! Mit seinen Polstern!
Schämst du dich nicht? – Wer traf die Anstalt hier?
(Sie setzt sich nieder.)
     
    Hermann.
Ja, Kind! Die Zeiten, weißt du, sind entartet.
Holla, schafft Wein mir her, ihr Knaben,
Damit der Perserschach vollkommen sei!
(Er läßt sich an Thusneldens Seite nieder und umarmt sie.)
Nun, Herzchen, sprich, wie gehts dir, mein Planet?
Was macht Ventidius, dein Mond? Du sahst ihn?
     
    (Es kommen Knaben und bedienen ihn mit Wein.)
     
    Thusnelda.
Ventidius? Der grüßt dich.
     
    Hermann.   So! Du sahst ihn?
     
    Thusnelda.
Aus meinem Zimmer eben ging er fort!
– Sieh mich mal an!
     
    Hermann.      Nun?
     
    Thusnelda. Siehst du nichts?
     
    Hermann.       Nein, Thuschen.
     
    Thusnelda.
Nichts? Gar nichts? Nicht das Mindeste?
     
    Hermann.
Nein, in der Tat! Was soll ich sehn?
     
    Thusnelda.    Nun wahrlich,
Wenn Varus auch so blind, wie du,
Der Feldherr Roms, den wir erwarten,
So war die ganze Mühe doch verschwendet.
     
    Hermann (indem er dem Knaben, der ihn bedient, den Becher zurückgibt).
Ja, so! Du hast, auf meinen Wunsch, den Anzug
Heut mehr gewählt, als sonst –
     
    Thusnelda.    So! Mehr gewählt!
Geschmückt bin ich, beim hohen Himmel,
Daß ich die Straßen Roms durchschreiten könnte!
     
    Hermann.
Potz! Bei der großen Hertha! Schau! – Hör, du!
Wenn ihr den Adler seht, so ruft ihr mich.
     
    (Der Knabe, der ihn bedient, nickt mit dem Kopf.)
     
    Thusnelda.
Was?
     
    Hermann.
     Und Ventidius war bei dir?
     
    Thusnelda.
Ja, allerdings. Und zeigte mir am Putztisch,
Wie man, in Rom, das Haar sich ordnet,
Den Gürtel legt, das Kleid in Falten wirft.
     
    Hermann.
Schau, wie er göttlich dir den Kopf besorgt!
Der Kopf, beim Styx, von einer Juno!
Bis auf das Diadem sogar,
Das dir vom Scheitel blitzend niederstrahlt!
     
    Thusnelda.
Das ist das schöne Prachtgeschenk,
Das du aus Rom mir jüngsthin mitgebracht.
     
    Hermann.
So? Der geschnittne Stein, gefaßt mit Perlen?
Ein Pferd war, dünkt mich, drauf?
     
    Thusnelda.    Ein wildes, ja,
Das seinen Reiter abwirft. –
     
    (Er betrachtet das Diadem.)
     
    Hermann.   Aber, Thuschen! Thuschen!
Wie wirst du aussehn, liebste Frau,
Wenn du mit einem kahlen Kopf wirst gehn?
     
    Thusnelda.
Wer? Ich?
     
    Hermann. Du, ja! – Wenn Marbod erst geschlagen ist,
So läuft kein Mond ins Land, beim Himmel!
Sie scheren dich so kahl wie eine Ratze.
     
    Thusnelda.
Ich glaub, du träumst, du schwärmst! Wer wird den Kopf mir –?
     
    Hermann.
Wer? Ei, Quintilius Varus und die Römer,
Mit denen ich alsdann verbunden bin.
     
    Thusnelda.
Die Römer! Was!
     
    Hermann.      Ja, was zum Henker, denkst du?
– Die römschen Damen müssen doch,
Wenn sie sich schmücken, hübsche Haare haben?
     
    Thusnelda.
Nun haben denn die römschen Damen keine?
     
    Hermann.
Nein, sag ich! Schwarze! Schwarz und fett, wie Hexen!
Nicht hübsche, trockne, goldne, so wie du!
     
    Thusnelda.
Wohlan! So mögen sie! Der triftge Grund!
Wenn sie mit hübschen nicht begabt,
So mögen sie mit schmutzgen sich behelfen.
     
    Hermann. So! In der Tat! Da sollen die Kohorten
Umsonst wohl übern Rhein gekommen sein?
     
    Thusnelda.
Wer? Die Kohorten?
     
    Hermann.       Ja, die Varus führt.
     
    Thusnelda (lacht).
Das muß ich

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