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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Wort, o Herr, genau vollziehn.
     
    Varus (zu Hermann).
Bist du zufrieden, Freund?
     
    Hermann.   Du überfleuchst,
Quintilius, die Wünsche deines Knechts.
     
    Varus (nimmt ein Kissen, auf welchem Geschenke liegen, aus der Hand eines Sklaven, und bringt sie der Thusnelda).
Hier, meine Fürstin, überreich ich dir,
Von August, meinem hohen Herrn,
Was er für dich mir jüngsthin zugesandt,
Es sind Gesteine, Perlen, Federn, Öle –
Ein kleines Rüstzeug, schreibt er, Kupidos.
August, erlauchte Frau, bewaffnet deine Schönheit,
Damit du Hermanns großes Herz,
Stets in der Freundschaft Banden ihm erhaltest.
     
    Thusnelda (empfängt das Kissen und betrachtet die Geschenke).
Quintilius! Dein Kaiser macht mich stolz.
Thusnelda nimmt die Waffen an,
Mit dem Versprechen, Tag und Nacht,
Damit geschirrt, für ihn zu Feld zu ziehn.
(Sie übergibt das Kissen ihren Frauen.)
     
    Varus (zu Hermann).
Hier stell ich Gueltar , Fust dir und Aristan,
Die tapfern Fürsten Deutschlands vor,
Die meinem Heereszug sich angeschlossen.
(Er tritt zurück und spricht mit Ventidius.)
     
    Hermann (indem er sich dem Fürsten der Cimbern nähert).
Wir kennen uns, wenn ich nicht irre, Fust,
Aus Gallien, von der Schlacht des Ariovist.
     
    Fust.
Mein Prinz, ich kämpfte dort an deiner Seite.
     
    Hermann (lebhaft).
Ein schöner Tag, beim hohen Himmel,
An den dein Helmbusch lebhaft mich erinnert!
– Der Tag, an dem Germanien zwar
Dem Cäsar sank, doch der zuerst
Den Cäsar die Germanier schätzen lehrte.
     
    Fust (niedergeschlagen).
Mir kam er teuer, wie du weißt, zu stehn.
Der Cimbern Thron, nicht mehr, nicht minder,
Den ich nur Augusts Gnade jetzt verdanke.
     
    Hermann (indem er sich zu dem Fürsten der Nervier wendet).
Dich, Gueltar, auch sah ich an diesem Tag?
     
    Gueltar.
Auf einen Augenblick. Ich kam sehr spät.
Mich kostet’ er, wie dir bekannt sein wird,
Den Thron von Nervien; doch August hat
Mich durch den Thron von Äduen entschädigt.
     
    Hermann (indem er sich zu dem Fürsten der Ubier wendet).
Wo war Aristan an dem Tag der Schlacht?
     
    Aristan (kalt und scharf).
Aristan war in Ubien,
Diesseits des Rheines, wo er hingehörte.
Aristan hat das Schwert niemals
Den Cäsarn Roms gezückt, und er darf kühnlich sagen:
Er war ihr Freund, sobald sie sich
Nur an der Schwelle von Germania zeigten.
     
    Hermann (mit einer Verbeugung).
Arminius bewundert seine Weisheit.
– Ihr Herrn, wir werden uns noch weiter sprechen.
     
    (Ein Marsch in der Ferne.)
     

Sechster Auftritt
     
    Ein Herold tritt auf, Bald darauf das Römerheer. Die Vorigen.
     
    Der Herold (zum Volk das zusammengelaufen).
Platz hier, beliebts euch, ihr Cherusker!
Varus’, des Feldherrn Roms, Liktoren
Nahn festlich an des Heeres Spitze sich!
     
    Thusnelda.
Was gibts?
     
    Septimius (nähert sich ihr).
      Es ist das Römerheer,
Das seinen Einzug hält in Teutoburg!
     
    Hermann (zerstreut).
Das Römerheer?
(Er beobachtet Varus und Ventidius, welche heimlich mit einander sprechen.)
     
    Thusnelda.     Wer sind die ersten dort?
     
    Crassus.
Varus’ Liktoren, königliche Frau,
Die des Gesetzes heilges Richtbeil tragen.
     
    Thusnelda.
Das Beil? Wem! Uns?
     
    Septimius.       Vergib! Dem Heere,
Dem sie ins Lager feierlich voranziehn.
     
    (Das Römerheer zieht in voller Pracht vorüber.)
     
    Varus (zu Ventidius).
Was also, sag mir an, was hab ich
Von jenem Hermann dort mir zu versehn?
     
    Ventidius.
Quintilius! Das faß ich in zwei Worten!
Er ist ein Deutscher.
In einem Hämmling ist, der an der Tiber graset,
Mehr Lug und Trug, muß ich dir sagen,
Als in dem ganzen Volk, dem er gehört. –
     
    Varus.
So kann ich, meinst du, dreist der Sueven Fürsten
Entgegenrücken? Habe nichts von diesem,
Bleibt er in meinem Rücken, zu befürchten?
     
    Ventidius.
So wenig, wiederhol ich dir,
Als hier von diesem Dolch in meinem Gurt.
     
    Varus.
Ich werde doch den Platz, in dem Cheruskerland,
Beschaun, nach des Augusts Gebot,
Auf welchem ein Kastell erbaut soll werden.
– Marbod ist mächtig, und nicht weiß ich,
Wie sich am Weserstrom das Glück entscheiden wird.
(Er sieht ihn fragend an.)
     
    Ventidius.
Das lob ich sehr. Solch eine Anstalt
Wird stets, auch wenn du siegst, zu brauchen sein.
     
    Varus.
Wieso? Meinst du vielleicht, die Absicht sei, Cheruska
Als ein erobertes Gebiet –?
     
    Ventidius. Quintilius,
Die Absicht, dünkt mich, läßt sich fast erraten.
     
    Varus.
– Ward dir etwa bestimmte Kund hierüber?
     
    Ventidius.
Nicht, nicht! Mißhör mich

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