Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
ihn dir:
Doch wenn er die Orange ausgesaugt,
Die Schale, Herzchen, wirft er auf den Schutt.
     
    Thusnelda (empfindlich).
Dich macht, ich seh, dein Römerhaß ganz blind.
Weil als dämonenartig dir
Das Ganz’ erscheint, so kannst du dir
Als sittlich nicht den Einzelnen gedenken.
     
    Hermann.
Meinst du? Wohlan! Wer recht hat, wird sich zeigen.
Wie er die Lock, auf welche Weise,
Gebrauchen will, das weiß ich nicht;
Doch sie im Stillen an den Mund zu drücken,
Das kannst du sicher glauben, ist es nicht.
– Doch, Thuschen, willst du jetzt allein mich lassen?
     
    Thusnelda. O ja. Sehr gern.
Hermann.      Du bist mir doch nicht bös?
     
    Thusnelda.
Nein, nein! Versprich mir nur, für immer mich
Mit diesem Toren aus dem Spiel zu lassen!
     
    Hermann.
Topp! Meine Hand drauf! In drei Tagen,
Soll sein Besuch dir nicht zur Last mehr fallen!
     
    (Thusnelda und Gertrud ab.)
     

Neunter Auftritt
     
    Hermann und Eginhardt.
     
    Hermann.
Hast du mir den geheimen Boten
An Marbod, Fürst von Suevien, besorgt?
     
    Eginhardt.
Er steht im Vorgemach.
     
    Hermann. Wer ist es?
     
    Eginhardt.
Mein Fürst und Herr, es ist mein eigner Sohn!
Ich konnte keinen Schlechteren
Für diese wichtge Botschaft dir bestellen.
     
    Hermann.
Ruf ihn herein!
     
    Eginhardt.      Luitogar, erscheine!
     

Zehnter Auftritt
     
    Luitgar tritt auf. – Die Vorigen.
     
    Hermann.
Du bist entschlossen, hör ich, Luitgar,
An Marbod heimlich eine Botschaft zu besorgen?
     
    Luitgar.
Ich bins, mein hoher Herr.
     
    Hermann. Kann ich gewiß sein,
Daß das, was ich dir anvertraue,
Vor morgen nacht in seinen Händen ist?
     
    Luitgar.
Mein Fürst, so sicher, als ich morgen lebe,
So sicher auch ist es ihm überbracht.
     
    Hermann.
Gut. – Meine beide blonden Jungen wirst du,
Den Rinold und den Adelhart,
Empfangen, einen Dolch, und dieses Schreiben hier,
Dem Marbod, Herrn des Suevenreiches,
Von mir zu überliefern. – Die drei Dinge
Erklären sich, genau erwogen, selbst,
Und einer mündlichen Bestellung braucht es nicht;
Doch, um dich in den Stand zu setzen,
Sogleich jedwedem Irrtum zu begegnen,
Der etwa nicht von mir berechnet wäre,
Will ich umständlich, von dem Schritt,
Zu dem ich mich entschloß, dir Kenntnis geben.
     
    Luitgar.
Geruhe deinen Knecht zu unterrichten.
     
    Hermann.
Die Knaben schick ich ihm zuvörderst und den Dolch,
Damit dem Brief er Glauben schenke.
Wenn irgend in dem Brief ein Arges ist enthalten,
Soll er den Dolch sofort ergreifen,
Und in der Knaben weiße Brüste drücken.
     
    Luitgar.
Wohl, mein erlauchter Herr.
     
    Hermann. Augustus hat
Das Angebot der drei Legionen,
Die Varus führt, zum Schutze wider Marbod,
Zum drittenmal mir heute wiederholt.
Gründe von zwingender Gewalt bestimmten mich,
Die Truppen länger nicht mehr abzulehnen.
Sie rücken morgen in Cheruska ein,
Und werden, in drei Tagen schon,
Am Weserstrom, ins Angesicht ihm sehn.
Varus will schon am Idus des Augusts
(Also am Tag nach unserem
Hochheilgen Nornentag, das merk dir wohl),
Mit seinem Römerheer die Weser überschiffen,
Und Hermann wird, auf einen Marsch,
Mit dem Cheruskerheer, zu gleichem Zweck, ihm folgen.
An dem Alraunentag, Luitgar,
(Also am Tag vor unserm Nornentag)
Brech ich von Teutoburg mit meinen Scharen auf.
Jenseits der Weser wollen wir
Vereint auf Marbods Haufen plötzlich fallen;
Und wenn wir ihn erdrückt (wie kaum zu zweifeln steht),
Soll mir, nach dem Versprechen Augusts,
Die Oberherrschaft in Germanien werden.
     
    Luitgar.
Ich faß, o Herr, dich und bewundre
Schon im voraus, was noch erfolgen wird.
     
    Hermann.
Ich weiß inzwischen, daß Augustus sonst
Ihm mit der Herrschaft von Germanien geschmeichelt.
Mir ist von guter Hand bekannt,
Daß Varus heimlich ihn mit Geld,
Und Waffen selbst versehn, mich aus dem Feld zu schlagen.
Das Schicksal Deutschlands lehrt nur allzudeutlich mich,
Daß Augusts letzte Absicht sei,
Uns beide, mich wie ihn, zugrund zu richten,
Und wenn er, Marbod, wird vernichtet sein,
Der Suevenfürst, so fühl ich lebhaft,
Wird an Arminius die Reihe kommen.
     
    Luitgar.
Du kennst, ich seh, die Zeit, wie wenige.
     
    Hermann.
Da ich nun – soll ich einen Oberherrn erkennen,
Weit lieber einem Deutschen mich,
Als einem Römer unterwerfen will:
Von allen Fürsten Deutschlands aber ihm ,
Marbod, um seiner Macht, und seines Edelmuts,
Der Thron am unzweideutigsten gebührt:
So unterwerf ich mich hiermit demselben,
Als meinem Herrn und hohen König,
Und zahl ihm den Tribut, Luitogar, den er
Durch einen Herold, jüngst

Weitere Kostenlose Bücher