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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Dort!
     
    Attarin.    Das wären des Arminius Kinder?
     
    Marbod.
Arminius’, allerdings! Ich glaub du zweifelst?
In Teutoburg vor sieben Monden,
Als ich den Staatenbund verhandeln wollte,
Hab ich die Jungen, die dort stehn,
Wie oft an diese alte Brust gedrückt!
     
    Attarin.
Vergib, o Herr, das sind die Knaben nicht!
Das sind zwei unterschobene, behaupt ich,
An Wuchs den echten Prinzen ähnlich bloß.
Laß die Verräterbrut gleich in Verwahrsam bringen,
Und ihn, der sie gebracht dir hat, dazu!
     
    (Pause.)
     
    Marbod (nachdem er die Knaben aufmerksam betrachtet).
Rinold!
(Er setzt sich nieder.)
     
    Rinold (tritt dicht vor ihn).
     
    Marbod.   Nun, was auch willst du mir? Wer rief dich?
     
    Rinold (sieht ihn an).
Je, nun!
     
    Marbod.   Je, nun! – Den andern meint ich, Rinold!
(Er winkt den Adelhart.)
     
    Adelhart (tritt gleichfalls vor ihn).
     
    Marbod (nimmt ihn bei der Hand).
Nicht? Nicht? Du bist der Rinold? Allerdings!
     
    Adelhart.
Ich bin der Adelhart.
     
    Marbod. – So? Bist du das.
(Er stellt die beiden Knaben neben einander und scheint sie zu prüfen.)
Nun, Jungen, sagt mir; Rinold! Adelhart!
Wie stehts in Teutoburg daheim,
Seit ich, vergangnen Herbst her, euch nicht sah?
– Ihr kennt mich doch?
     
    Rinold. O ja.
     
    Marbod.    – Ich bin der Holtar,
Der alte Kämmrer, im Gefolge Marbods,
Der euch, kurz vor der Mittagsstunde,
Stets in des Fürsten Zelt herüber brachte.
     
    Rinold.
Wer bist du?
     
    Marbod.     Was! Das wißt ihr nicht mehr? Holtar,
Der euch mit glänzgem Perlenmutter,
Korallen und mit Bernstein noch beschenkte.
     
    Rinold (nach einer Pause).
Du trägst ja Marbods eisern’ Ring am Arm.
     
    Marbod.
Wo?
     
    Rinold.
    Hier!
     
    Marbod.     Trug Marbod diesen Ring damals?
     
    Rinold.
Marbod?
     
    Marbod.    Ja, Marbod, frag ich, mein Gebieter.
     
    Rinold.
Ach, Marbod! Was! Freilich trugst du den Ring!
Du sagtest, weiß ich noch, auf Vater Hermanns Frage,
Du hättest ein Gelübd getan,
Und müßtest an dem Arm den Ring von Eisen tragen,
So lang ein römischer Mann in Deutschland sei.
     
    Marbod.
Das hätt ich – wem? Euch? Nein, das hab ich nicht –!
     
    Rinold.
Nicht uns! Dem Hermann!
     
    Marbod. Wann?
     
    Rinold.     Am ersten Mittag,
Als Holtar beid in dein Gezelt uns brachte.
     
    (Marbod sieht den Attarin an.)
     
    Attarin (der die Knaben aufmerksam beobachtet).
Das ist ja sonderbar, so wahr ich lebe!
(Er nimmt Hermanns Brief noch einmal und überliest ihn. Pause.)
     
    Marbod (indem er gedankenvoll in den Haaren der Knaben spielt).
Ist denn, den Weserstrom zu überschiffen,
Vorläufig eine Anstalt schon gemacht?
     
    Einer der beiden Hauptleute (vortretend).
Mein Fürst, die Kähne liegen, in der Tat,
Zusamt am rechten Ufer aufgestellt.
     
    Marbod.
Mithin könnt ich – wenn ich den Entschluß faßte,
Gleich, in der Tat, wie Hermann wünscht,
Des Stromes andern Uferrand gewinnen.
     
    Der Hauptmann.
Warum nicht? In drei Stunden, wenn du willst.
Der Mond erhellt die Nacht; du hättest nichts,
Als den Entschluß nur schleunig zu erklären.
     
    Attarin (unruhig).
Mein Herr und Herrscher, ich beschwöre dich,
Laß zu nichts Übereiltem dich verführen!
Armin ist selbst hier der Betrogene!
Nach dem, wie sich Roms Cäsar zeigte,
Wärs eine Raserei, zu glauben,
Er werde den Cheruskern sich verbinden.
Hat er mit Waffen dich, dich nicht mit Geld versehn,
In ihre Staaten feindlich einzufallen?
Stählt man die Brust, die man durchbohren will?
Dein Lager ist von Römern voll,
Der herrlichsten Patrizier Söhnen,
Die hergesandt, dein Heer die Bahn des Siegs zu führen;
Die dienen dir, für Augusts Wort,
Als Geißel, Herr, und würden ja
Zusamt ein Opfer deiner Rache fallen,
Wenn ein so schändlicher Verrat dich träfe.
– Beschließe nichts, ich bitte dich,
Bis dir durch Fulvius, den Legaten Roms,
Von Varus’ Plänen näh’re Kunde ward.
     
    (Pause.)
     
    Marbod.
Ich will den Fulvius mindestens
Gleich über diese Sache doch vernehmen.
(Er steht auf und klingelt.)
     

Zweiter Auftritt
     
    Komar tritt auf. Die Vorigen.
     
    Marbod.
Den Fulvius Lepidus, Legaten Roms,
Ersuch ich, einen Augenblick,
In diesem Zelt, sein Antlitz mir zu schenken.
     
    Komar.
Den Fulvius? Vergib! Der wird nicht kommen;
Er hat soeben, auf fünf Kähnen,
Sich mit der ganzen Schar von Römern eingeschifft,
Die dein Gefolg bis heut vergrößerten. –
Hier ist ein Brief, den er zurückgelassen.
     
    Marbod.
Was sagst du mir?
     
    Attarin.      Er hat, mit allen

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