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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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glaub mir, alle anderen.
     
    Eginhardt.
So mög der Himmel dein Beginnen krönen!
     
    Hermann.
Horch! Still!
     
    Eginhardt.    Was gibts?
     
    Hermann. Rief man nicht dort Gewalt?
     
    Eginhardt.
Nein, mein erlauchter Herr! Ich hörte nichts,
Es war die Wache, die die Stunden rief.
     
    Hermann.
Verflucht sei diese Zucht mir der Kohorten!
Ich stecke, wenn sich niemand rührt,
Die ganze Teutoburg an allen Ecken an!
     
    Eginhardt.
Nun, nun! Es wird sich wohl ein Frevel finden.
     
    Hermann.
Komm, laß uns heimlich durch die Gassen schleichen,
Und sehn ob uns der Zufall etwas beut.
     
    (Beide ab.)
     

Vierter Auftritt
     
    Ein Auflauf. – Zuerst ein Greis und andere, bald darauf zwei Cherusker, welche eine Person aufführen, die ohnmächtig ist. Fackeln. Volk jeden Alters und Geschlechts.
     
    Der Greis (mit aufgehobenen Händen).
Wodan, den Blitz regierst du, in den Wolken:
Und ein Greul, entsetzensvoll,
Wie den, läßt du auf Erden sich verüben!
     
    Ein junges Mädchen.
Mutter, was gibts?
     
    Ein Anderes.      Was läuft das Volk zusammen?
     
    Die Mutter (mit einem Kinde an der Brust).
Nichts, meine Töchter, nichts! Was fragt ihr doch?
Ein Mensch, der auf der offnen Straß erkrankte,
Wird von den Freunden hier vorbeigeführt.
     
    Ein Mann (indem er auftritt).
Habt ihr gesehn? Den jungen Römerhauptmann,
Der plötzlich, mit dem Federbusch, erschien?
     
    Ein Anderer.
Nein, Freund! Von wo?
     
    Ein Dritter.       Was tat er?
     
    Der Mann.     Was er tat?
Drei’n dieser geilen apenninschen Hunden,
Als man die Tat ihm meldete,
Hat er das Herz gleich mit dem Schwert durchbohrt!
     
    Der Greis.
Vergib mir, Gott! ich kann es ihm nicht danken!
     
    Ein Weib (aus dem Haufen).
Da kommt die Unglücksel’ge schon heran!
     
    (Die Person, von zwei Cheruskern geführt, erscheint.)
     
    Der Greis.
Hinweg die Fackeln!
     
    Das Volk.       Seht, o seht!
     
    Der Greis.     Hinweg!
– Seht ihr nicht, daß die Sonne sich verbirgt?
     
    Das Volk.
O des elenden, schmachbedeckten Wesens!
Der fußzertretnen, kotgewälzten,
An Brust und Haupt, zertrümmerten Gestalt.
     
    Einige Stimmen.
Wer ists? Ein Mann? Ein Weib?
     
    Der Cherusker (der die Person führt).
      Fragt nicht, ihr Leute,
Werft einen Schleier über die Person!
(Er wirft ein großes Tuch über sie.)
     
    Der zweite Cherusker (der sie führt).
Wo ist der Vater?
     
    Eine Stimme (aus dem Volke).
  Der Vater ist der Teuthold!
     
    Der zweite Cherusker.
Der Teuthold, Helgars Sohn, der Schmied der Waffen?
     
    Mehrere Stimmen.
Teuthold, der Schmied, er, ja!
     
    Der zweite Cherusker.     Ruft ihn herbei!
     
    Das Volk.
Da tritt er schon, mit seinen Vettern, auf!
     

Fünfter Auftritt
     
    Teuthold und zwei andre Männer treten auf.
     
    Der zweite Cherusker.
Teuthold, heran!
     
    Teuthold.     Was gibts?
     
    Der zweite Cherusker.     Heran hier, sag ich! –
Platz, Freunde, bitt ich! Laßt den Vater vor!
     
    Teuthold.
Was ist geschehn?
     
    Der zweite Cherusker.
  Gleich, gleich! – Hier stell dich her!
Die Fackeln! He, ihr Leute! Leuchtet ihm!
     
    Teuthold.
Was habt ihr vor?
     
    Der zweite Cherusker.
  Hör an und faß dich kurz.
Kennst du hier die Person?
     
    Teuthold. Wen, meine Freunde?
     
    Der zweite Cherusker.
Hier, frag ich, die verschleierte Person?
     
    Teuthold.
Nein! Wie vermöcht ich das? Welch ein Geheimnis!
     
    Der Greis.
Du kennst sie nicht?
     
    Der erste der beiden Vettern.
  Darf man den Schleier lüften?
     
    Der erste Cherusker.
Halt, sag ich dir! Den Schleier rühr nicht an!
     
    Der zweite Vetter.
Wer die Person ist, fragt ihr?
(Er nimmt eine Fackel und beleuchtet ihre Füße.)
     
    Teuthold.   Gott im Himmel!
Hally, mein Einziges, was widerfuhr dir?
     
    (Der Greis führt ihn auf die Seite und sagt ihm etwas ins Ohr. Teuthold steht, wie vom Donner gerührt. Die Vettern, die ihm gefolgt waren, erstarren gleichfalls.
Pause.)
     
    Der zweite Cherusker.
Genug! Die Fackeln weg! Führt sie ins Haus!
Ihr aber eilt den Hermann herzurufen!
     
    Teuthold (indem er sich plötzlich wendet).
Halt dort!
     
    Der erste Cherusker.
      Was gibts?
     
    Teuthold.       Halt, sag ich, ihr Cherusker!
Ich will sie führen, wo sie hingehört.
(Er zieht den Dolch.)
– Kommt, meine Vettern, folgt mir!
     
    Der zweite Cherusker.       Mann, was denkst du?
     
    Teuthold (zu den Vettern).
Rudolf, du nimmst die Rechte, Ralf, die Linke!
– Seid ihr bereit, sagt an?
     
    Die Vettern (indem sie die Dolche

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