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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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    Agnes.       Horch!
Da kommt die Mutter.
     
    Sylvius.       Sags ihr gleich.
     
    Agnes       Nein, lieber
Sag du es ihr, sie möchte ungleich von
Mir denken.
     
    Sylvius.      Agnes, führe meine Hand
Zu deiner Wange.
     
    Agnes (ausweichend). Was soll das?
     
    (Gertrude tritt auf)
     
    Sylvius.
Gertrude, hier das Mädel klagt dich an,
Es rechne ihr das Herz das Alter vor,
Ihr blühend Leben sei der Reife nah
Und knüpft’ ihn einer nur, so würde, meint sie,
Ihr üppig Haupthaar einen Brautkranz fesseln –
Du aber hättst ihr noch die Einsegnung,
Den Ritterschlag der Weiber, vorenthalten.
     
    Gertrude.
Hat dir Jerome das gelehrt?
     
    Sylvius.    Gertrude,
Sprich, ist sie rot?
     
    Gertrude.       Ei nun, ich wills dem Vater sagen.
Gedulde dich bis morgen, willst du das?
(Agnes küßt die Hand ihrer Mutter.)
Hier, Agnes, ist die Schachtel mit dem Spielzeug.
Was wolltest du damit?
     
    Agnes.   Den Gärtnerkindern,
Den hinterlaßnen Freunden Philipps schenk
Ich sie.
     
    Sylvius.   Die Reuter Philipps? Gib sie her.
(Er macht die Schachtel auf)
Sieh, wenn ich diese Puppen halt, ist mirs,
Als säße Philipp an dem Tisch. Denn hier
Stellt’ er sie auf, und führte Krieg, und sagte
Mir an, wies abgelaufen.
     
    Agnes. Diese Reuter,
Sprach er, sind wir, und dieses Fußvolk ist
Aus Rossitz.
     
    Sylvius.      Nein, du sagst nicht recht. Das Fußvolk
War nicht aus Rossitz, sondern war der Feind.
     
    Agnes.
Ganz recht, so mein ich es, der Feind aus Rossitz.
     
    Sylvius.
Ei nicht doch, Agnes, nicht doch. Denn wer sagt dir,
Daß die aus Rossitz unsre Feinde sind?
     
    Agnes.
Was weiß ich. Alle sagens.
     
    Sylvius.    Sags nicht nach.
Sie sind uns ja die nahverwandten Freunde.
     
    Agnes.
Wie du nur sprichst! Sie haben dir den Enkel,
Den Bruder mir vergiftet, und das sollen
Nicht Feinde sein!
     
    Sylvius.      Vergiftet! Unsern Philipp!
     
    Gertrude.
Ei Agnes, immer trägt die Jugend das Geheimnis
Im Herzen, wie den Vogel in der Hand.
     
    Agnes.
Geheimnis! Allen Kindern in dem Schlosse
Ist es bekannt! Hast du, du selber es
Nicht öffentlich gesagt?
     
    Gertrude.       Gesagt? Und öffentlich?
Was hätt ich öffentlich gesagt? Dir hab
Ich heimlich anvertraut, es könnte sein,
Wär möglich, hab den Anschein fast –
     
    Sylvius.      Gertrude,
Du tust nicht gut daran, daß du das sagst.
     
    Gertrude.
Du hörst ja, ich behaupte nichts, will keinen
Der Tat beschuldgen, will von allem schweigen.
     
    Sylvius.
Der Möglichkeit doch schuldigst du sie an.
     
    Gertrude.
Nun, das soll keiner mir bestreiten. – Denn
So schnell dahin zu sterben, heute noch
In Lebensfülle, in dem Sarge morgen.
– Warum denn hätten sie vor sieben Jahren,
Als mir die Tochter starb, sich nicht erkundigt?
War das ein Eifer nicht! Die Nachricht bloß
Der Krankheit konnte kaum in Rossitz sein,
Da flog ein Bote schon herüber, fragte
Mit wildverstörter Hast im Hause, ob
Der Junker krank sei? – Freilich wohl, man weiß,
Was so besorgt sie macht’, der Erbvertrag,
Den wir schon immer, sie nie lösen wollten.
Und nun die bösen Flecken noch am Leibe,
Der schnelle Übergang in Fäulnis – Still!
Doch still! der Vater kommt. Er hat mirs streng
Verboten, von dem Gegenstand zu reden.
     
    (Sylvester und der Gärtner treten auf)
     
    Sylvester.
Kann dir nicht helfen, Meister Hans. Geb zu,
Daß deine Rüben süß wie Zucker sind. –
     
    Gärtner.
Wie Feigen, Herr.
     
    Sylvester.      Hilft nichts. Reiß aus, reiß aus –
     
    Gärtner.
Ein Gärtner, Herr, bepflanzt zehn Felder lieber
Mit Buchsbaum, eh er einen Kohlstrunk ausreißt.
     
    Sylvester.
Du bist ein Narr. Ausreißen ist ein froh Geschäft,
Geschiehts um etwas Besseres zu pflanzen.
Denk dir das junge Volk von Bäumen, die,
Wenn wir vorbeigehn, wie die Kinder tanzen,
Und uns mit ihren Blütenaugen ansehn.
Es wird dich freuen, Hans, du kannsts mir glauben.
Du wirst sie hegen, pflegen, wirst sie wie
Milchbrüder deiner Kinder lieben, die
Mit ihnen Leben ziehn aus deinem Fleiße.
Zusammen wachsen wirst du sie, zusammen
Sie blühen sehn, und wenn dein Mädel dir
Den ersten Enkel bringt, gib acht, so füllen
Zum Brechen unsre Speicher sich mit Obst.
     
    Gärtner.
Herr, werden wirs erleben?
     
    Sylvester. Ei, wenn nicht wir,
Doch unsre Kinder.
     
    Gärtner.      Deine Kinder? Herr,
Ich möchte lieber eine Eichenpflanzung
Groß ziehen, als dein Fräulein.
     
    Sylvester.    Wie meinst du das?
     
    Gärtner.
Denn

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