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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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ich,
Gesteh’ ich dir, die Spur von deinem Fußtritt
Auf ihrer rosenblüthnen Wange sehn.
     
    Achilles. (sein Blick fällt auf die Pferde.)
Sie schwitzen.
     
    Antilochus.     Wer?
     
    Automedon. (indem er ihre Hälse mit der Hand prüft)
  Wie Blei.
     
    Achilles.    Gut. Führe sie.
Und wenn die Luft sie abgekühlt, so wasche
Brüst’ ihnen und der Schenkel Paar mit Wein.
     
    Automedon.
Man bringt die Schläuche schon.
     
    Diomedes.    – Hier siehst du wohl,
Vortrefflicher, daß wir im Nachtheil kämpfen.
Bedeckt, so weit das schärfste Auge reicht,
Sind alle Hügel von der Weiber Haufen;
Heuschrecken lassen dichtgeschloßner nicht
Auf eine reife Saatenflur sich nieder.
Wem noch gelang ein Sieg, wie er ihn wünschte?
Ist Einer, außer dir, der sagen kann,
Er hab’ auch die Kenthaurinn nur gesehn?
Umsonst, daß wir, in goldnen Rüstungen,
Hervor uns drängen, unsern Fürstenstand
Lautschmetternd durch Trompeten ihr verkünden:
Sie rückt nicht aus dem Hintergrund hervor;
Und wer auch fern, vom Windzug hergeführt,
Nur ihre Silberstimme hören wollte,
Müßt’ eine Schlacht, unrühmlich, zweifelhaft,
Vorher mit losem Kriegsgesindel kämpfen,
Das sie, den Höllenhunden gleich, bewacht.
     
    Achilles. (in die Ferne hinaus schauend)
Steht sie noch da?
     
    Diomedes.      Du fragst? –
     
    Antilochus.    Die Königinn?
     
    Der Hauptmann.
Man sieht nichts – Platz! Die Federbüsch’ hinweg!
     
    Der Grieche. (der ihm den Arm verbindet)
Halt’! Einen Augenblick.
     
    Ein Griechenfürst.      Dort, allerdings!
     
    Diomedes.
Wo?
     
    Der Griechenfürst.
    Bei der Eiche, unter der sie fiel.
Der Helmbusch wallt schon wieder ihr vom Haupte,
Und ihr Misschicksal scheint verschmerzt. –
     
    Der erste Grieche.    Nun endlich!
     
    Der Zweite.
Den Arm jetzt magst du, wie du willst, gebrauchen.
     
    Der Erste.
Jetzt kannst du gehn.
     
    (Die Griechen verknüpfen noch einen Knoten und lassen seinen Arm fahren.)
     
    Odysseus.      Hast du gehört, Pelide,
Was wir dir vorgestellt?
     
    Achilles.   Mir vorgestellt?
Nein, nichts. Was war’s? Was wollt ihr?
     
    Odysseus.      Was wir wollen?
Seltsam. – Wir unterrichteten von den Befehlen
Dich der Atriden! Agamemnon will,
Daß wir sogleich ins Griechenlager kehren;
Den Antiloch sandt’ er, wenn du ihn siehst,
Mit diesem Schluß des Feldherrnraths uns ab.
Der Kriegsplan ist, die Amazonen-Königinn
Herab nach der Dardanerburg zu locken,
Wo sie in beider Heere Mitte nun
Von treibenden Verhältnissen gedrängt,
Sich muß, wem sie die Freundinn sei, erklären;
Und wir dann, sie erwähle, was sie wolle,
Wir werden wissen mindstens, was zu thun.
Ich traue deiner Klugheit zu, Pelide,
Du folgst der Weisheit dieser Anordnung.
Denn Wahnsinn wär’s, bei den Olympischen,
Da dringend uns der Krieg nach Troja ruft,
Mit diesen Jungfrau’n hier uns einzulassen,
Bevor wir wissen, was sie von uns wollen,
Noch überhaupt nur, ob sie uns was wollen?
     
    Achilles. (indem er sich den Helm wieder aufsetzt)
Kämpft ihr, wie die Verschnittnen, wenn ihr wollt;
Mich einen Mann fühl ich, und diesen Weibern,
Wenn keiner sonst im Heere, will ich stehn!
Ob ihr hier länger, unter kühlen Fichten,
Ohnmächtiger Lust voll, sie umschweift, ob nicht,
Vom Bette fern der Schlacht, die sie umwogt,
Gilt mir gleichviel: beim Styx, ich will’ge drein,
Daß ihr nach Ilium zurücke kehrt.
Was mir die Göttliche begehrt, das weiß ich:
Brautwerber schickt sie mir, gefederte,
Genug in Lüften zu, die ihre Wünsche
Mit Todgeflüster in das Ohr mir raunen.
Im Leben keiner Schönen war ich spröd;
Seid mir der Bart gekeimt, ihr lieben Freunde,
Ihr wißt’s, zu Willen jeder war ich gern:
Und wenn ich dieser mich gesperrt bis heute,
Beim Zevs, des Donners Gott, geschah’s, weil ich
Das Plätzchen unter Büschen noch nicht fand,
Sie ungestört, ganz wie ihr Herz es wünscht,
Auf Küßen heiß von Erz im Arm zu nehmen.
Kurz, geht: ins Griechenlager folg’ ich euch;
Die Schäferstunde bleibt nicht lang mehr aus:
Doch müßt ich auch durch ganze Monden noch,
Und Jahre, um sie frein: den Wagen dort
Nicht ehr zu meinen Freunden will ich lenken,
Ich schwör’s, und Pergamos nicht wiedersehn,
Als bis ich sie zu meiner Braut gemacht,
Und sie, die Stirn bekränzt mit Todeswunden,
Kann durch die Straßen häuptlings mit mir schleifen.
Folgt mir!
     
    Ein Grieche. (tritt auf)
       Penthesilea naht sich dir, Pelide!
     
    Achilles.
Ich auch. Bestieg sie schon den Perser

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