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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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du?
     
    Jakob Pech. Jakob Pech.
     
    Rheingraf. Tritt ab, Jakob Pech. –
     
    (Der Gastwirt ab.)
     
    Rheingraf. Ich will mich hier, wie die Spinne, zusammen knäueln, daß ich aussehe, wie ein Häuflein argloser Staub; und wenn sie im Netz sitzt, diese Kunigunde, über sie herfahren – den Stachel der Rache tief eindrücken in ihre treulose Brust: töten, töten, töten, und ihr Gerippe, als das Monument einer Erzbuhlerin, in dem Gebälke der Steinburg aufbewahren!
     
    Friedrich. Ruhig, ruhig Albrecht! Eginhardt, den du nach Thurneck gesandt hast, ist noch, mit der Bestätigung dessen, was du argwohnst, nicht zurück.
     
    Rheingraf. Da hast du recht, Freund; Eginhardt ist noch nicht zurück. Zwar in dem Zettel, den mir die Bübin schrieb, steht: ihre Empfehlung voran; es sei nicht nötig, daß ich mich fürder um sie bemühe; Stauffen sei ihr von dem Grafen vom Strahl, auf dem Wege freundlicher Vermittlung, abgetreten. Bei meiner unsterblichen Seele, hat dies irgend einen Zusammenhang, der rechtschaffen ist: so will ich es hinunterschlucken, und die Kriegsrüstung, die ich für sie gemacht, wieder auseinander gehen lassen. Doch wenn Eginhardt kommt und mir sagt, was mir das Gerüchte schon gesteckt, daß sie ihm mit ihrer Hand verlobt ist: so will ich meine Artigkeit, wie ein Taschenmesser, zusammenlegen, und ihr die Kriegskosten wieder abjagen: müßt ich sie umkehren, und ihr den Betrag hellerweise aus den Taschen herausschütteln.
     

Dritter Auftritt
     
    Eginhardt von der Wart tritt auf. Die Vorigen.
     
    Rheingraf. Nun, Freund, alle Grüße treuer Brüderschaft über dich! – Wie stehts auf dem Schlosse zu Thurneck?
     
    Eginhardt. Freunde, es ist alles, wie der Ruf uns erzählt! Sie gehen mit vollen Segeln auf dem Ozean der Liebe, und ehe der Mond sich erneut, sind sie in den Hafen der Ehe eingelaufen.
     
    Rheingraf. Der Blitz soll ihre Masten zersplittern, ehe sie ihn erreichen!
     
    Friedrich. Sie sind miteinander verlobt?
     
    Eginhardt. Mit dürren Worten, glaub ich, nein; doch wenn Blicke reden, Mienen schreiben und Händedrücke siegeln können, so sind die Ehepakten fertig.
     
    Rheingraf. Wie ist es mit der Schenkung von Stauffen zugegangen? Das erzähle!
     
    Friedrich. Wann machte er ihr das Geschenk?
     
    Eginhardt. Ei! Vorgestern, am Morgen ihres Geburtstags, da die Vettern ihr ein glänzendes Fest in der Thurneck bereitet hatten. Die Sonne schien kaum rötlich auf ihr Lager: da findet sie das Dokument schon auf der Decke liegen; das Dokument, versteht mich, in ein Briefchen des verliebten Grafen eingewickelt, mit der Versicherung, daß es ihr Brautgeschenk sei, wenn sie sich entschließen könne, ihm ihre Hand zu geben.
     
    Rheingraf. Sie nahm es? Natürlich! Sie stellte sich vor den Spiegel, knixte, und nahm es?
     
    Eginhardt. Das Dokument? Allerdings.
     
    Friedrich. Aber die Hand, die dagegen gefordert ward?
     
    Eginhardt. O die verweigerte sie nicht.
     
    Friedrich. Was! Nicht?
     
    Eginhardt. Nein. Gott behüte! Wann hätte sie je einem Freier ihre Hand verweigert?
     
    Rheingraf. Aber sie hält, wenn die Glocke geht, nicht Wort?
     
    Eginhardt. Danach habt Ihr mich nicht gefragt.
     
    Rheingraf. Wie beantwortete sie den Brief?
     
    Eginhardt. Sie sei so gerührt, daß ihre Augen, wie zwei Quellen, niederträufelten, und ihre Schrift ertränkten; – die Sprache, an die sie sich wenden müsse, ihr Gefühl auszudrücken, sei ein Bettler. – Er habe, auch ohne dieses Opfer, ein ewiges Recht an ihre Dankbarkeit, und es sei, wie mit einem Diamanten, in ihre Brust geschrieben; – kurz, einen Brief voll doppelsinniger Fratzen, der, wie der Schillertaft, zwei Farben spielt, und weder ja sagt, noch nein.
     
    Rheingraf. Nun, Freunde; ihre Zauberei geht, mit diesem Kunststück zu Grabe! Mich betrog sie, und keinen mehr; die Reihe derer, die sie am Narrenseil geführt hat, schließt mit mir ab. – Wo sind die beiden reitenden Boten?
     
    Friedrich (in die Tür rufend). He!
     

Vierter Auftritt
     
    Zwei Boten treten auf. Die Vorigen.
     
    Rheingraf (nimmt zwei Briefe aus dem Kollett). Diese beiden Briefe nehmt ihr – diesen du, diesen du; und tragt sie – diesen hier du an den Dominikanerprior Hatto, verstehst du? Ich würd Glock sieben gegen Abend kommen, und Absolution in seinem Kloster empfangen. Diesen hier du an Peter Quanz, Haushofmeister in der Burg zu Thurneck; Schlag zwölf um Mitternacht stünd ich mit meinem Kriegshaufen vor dem Schloß, und bräche ein. Du gehst nicht eher

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