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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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wohlan, so merk auf, und prüfe dein Herz wohl! – Du willst in das Kloster der Ursulinerinnen gehen, das tief im einsamen kieferreichen Gebirge seinen Sitz hat. Die Welt, der liebliche Schauplatz des Lebens, reizt dich nicht mehr; Gottes Antlitz, in Abgezogenheit und Frömmigkeit angeschaut, soll dir Vater, Hochzeit, Kind, und der Kuß kleiner blühender Enkel sein.
     
    Käthchen. Ja, mein lieber Vater.
     
    Theobald (nach einer kurzen Pause). Wie wärs, wenn du auf ein paar Wochen, da die Witterung noch schön ist, zu dem Gemäuer zurückkehrtest, und dir die Sache ein wenig überlegtest?
     
    Käthchen. Wie?
     
    Theobald. Wenn du wieder hingingst, mein ich, nach der Strahlburg, unter den Holunderstrauch, wo sich der Zeisig das Nest gebaut hat, am Hang des Felsens, du weißt, von wo das Schloß, im Sonnenstrahl funkelnd, über die Gauen des Landes herniederschaut?
     
    Käthchen. Nein, mein lieber Vater!
     
    Theobald. Warum nicht?
     
    Käthchen. Der Graf, mein Herr, hat es mir verboten.
     
    Theobald. Er hat es dir verboten. Gut. Und was er dir verboten hat, das darfst du nicht tun. Doch wie, wenn ich hinginge und ihn bäte, daß er es erlaubte?
     
    Käthchen. Wie? Was sagst du?
     
    Theobald. Wenn ich ihn ersuchte, dir das Plätzchen, wo dir so wohl ist, zu gönnen, und mir die Freiheit würde, dich daselbst mit dem, was du zur Notdurft brauchst, freundlich auszustatten?
     
    Käthchen. Nein, mein lieber Vater.
     
    Theobald. Warum nicht?
     
    Käthchen (beklemmt). Das würdest du nicht tun; und wenn du es tätest, so würde es der Graf nicht erlauben; und wenn der Graf es erlaubte, so würd ich doch von seiner Erlaubnis keinen Gebrauch machen.
     
    Theobald. Käthchen! Mein liebes Käthchen! Ich will es tun. Ich will mich so vor ihm niederlegen, wie ich es jetzt vor dir tue, und sprechen: mein hoher Herr! erlaubt, daß das Käthchen unter dem Himmel, der über Eure Burg gespannt ist, wohne; reitet Ihr aus, so vergönnt, daß sie Euch von fern, auf einen Pfeilschuß, folge, und räumt ihr, wenn die Nacht kömmt, ein Plätzchen auf dem Stroh ein, das Euren stolzen Rossen untergeschüttet wird. Es ist besser, als daß sie vor Gram vergehe.
     
    Käthchen (indem sie sich gleichfalls vor ihm niederlegt). Gott im höchsten Himmel; du vernichtest mich! Du legst mir deine Worte kreuzweis, wie Messer, in die Brust! Ich will jetzt nicht mehr ins Kloster gehen, nach Heilbronn will ich mit dir zurückkehren, ich will den Grafen vergessen, und, wen du willst, heiraten; müßt auch ein Grab mir, von acht Ellen Tiefe, das Brautbett sein.
     
    Theobald (der aufgestanden ist und sie aufhebt). Bist du mir bös, Käthchen?
     
    Käthchen. Nein, nein! Was fällt dir ein?
     
    Theobald. Ich will dich ins Kloster bringen!
     
    Käthchen. Nimmer und nimmermehr! Weder auf die Strahlburg, noch ins Kloster! – Schaff mir nur jetzt, bei dem Prior, ein Nachtlager, daß ich mein Haupt niederlege, und mich erhole; mit Tagesanbruch, wenn es sein kann gehen wir zurück. (Sie weint.)
     
    Gottfried. Was hast du gemacht, Alter?
     
    Theobald. Ach! Ich habe sie gekränkt!
     
    Gottfried (klingelt). Prior Hatto ist zu Hause?
     
    Pförtner (öffnet). Gelobt sei Jesus Christus!
     
    Theobald. In Ewigkeit, Amen!
     
    Gottfried. Vielleicht besinnt sie sich!
     
    Theobald. Komm, meine Tochter! (Alle ab.)
     
     
Szene: Eine Herberge.
     

Zweiter Auftritt
     
    Der Rheingraf vom Stein und Friedrich von Herrnstadt treten auf, ihnen folgt: Jakob Pech, der Gastwirt. Gefolge von Knechten.
     
    Rheingraf (zu dem Gefolge). Laßt die Pferde absatteln! Stellt Wachen aus, auf dreihundert Schritt um die Herberge, und laßt jeden ein, niemand aus! Füttert und bleibt in den Ställen, und zeigt euch, so wenig es sein kann; wenn Eginhardt mit Kundschaft aus der Thurneck zurückkommt, geh ich euch meine weitern Befehle.
     
    (Das Gefolge ab.)
     
    Wer wohnt hier?
     
    Jakob Pech. Halten zu Gnaden, ich und meine Frau, gestrenger Herr.
     
    Rheingraf. Und hier?
     
    Jakob Pech. Vieh.
     
    Rheingraf. Wie?
     
    Jakob Pech. Vieh. – Eine Sau mit ihrem Wurf, halten zu Gnaden; es ist ein Schweinstall, von Latten draußen angebaut.
     
    Rheingraf. Gut. – Wer wohnt hier?
     
    Jakob Pech. Wo?
     
    Rheingraf. Hinter dieser dritten Tür?
     
    Jakob Pech. Niemand, halten zu Gnaden.
     
    Rheingraf. Niemand?
     
    Jakob Pech. Niemand gestrenger Herr, gewiß und wahrhaftig. Oder vielmehr jedermann. Es geht wieder aufs offne Feld hinaus.
     
    Rheingraf. Gut. – Wie heißest

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