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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Ihr? Wollt Ihr?
     
    Natalie.
– Wenn ich ins innre Mark ihr wachsen darf?
(Sie legt sich an seine Brust.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Wie? Was war das?
     
    Natalie. Hinweg!
     
    Der Prinz von Homburg (hält sie).   In ihren Kern!
In ihres Herzens Kern, Natalie!
     
    (Er küßt sie; sie reißt sich los.)
     
    O Gott, wär er jetzt da, den wir beweinen,
Um diesen Bund zu schauen! Könnten wir
Zu ihm aufstammeln: Vater, segne uns!
     
    (Er bedeckt sein Gesicht mit seinen Händen; Natalie wendet sich wieder zur Kurfürstin zurück.)
     

Siebenter Auftritt
     
    Ein Wachtmeister tritt eilig auf. – Die Vorigen.
     
    Wachtmeister.
Mein Prinz, kaum wag ich, beim lebendgen Gott,
Welch ein Gerücht sich ausstreut, Euch zu melden!
– Der Kurfürst lebt!
     
    Der Prinz von Homburg. Er lebt!
     
    Wachtmeister.       Beim hohen Himmel!
Graf Sparren bringt die Nachricht eben her.
     
    Natalie.
Herr meines Lebens! Mutter; hörtest dus?
(Sie stürzt vor der Kurfürstin nieder und umfaßt ihren Leib.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Nein, sag –! Wer bringt mir –?
     
    Wachtmeister.   Graf Georg von Sparren,
Der ihn in Hackelwitz beim Truchßschen Korps,
Mit eignem Aug, gesund und wohl, gesehn!
     
    Der Prinz von Homburg.
Geschwind! Lauf, Alter! Bring ihn mir herein!
     
    (Wachtmeister ab.)
     

Achter Auftritt
     
    Graf Georg von Sparren und der Wachtmeister treten auf. Die Vorigen.
     
    Kurfürstin.
O stürzt mich zweimal nicht zum Abgrund nieder!
     
    Natalie.
Nein, meine teure Mutter!
     
    Kurfürstin. Friedrich lebt?
     
    Natalie (hält sie mit beiden Händen aufrecht).
Des Daseins Gipfel nimmt Euch wieder auf!
     
    Wachtmeister (auftretend).
Hier ist der Offizier!
     
    Der Prinz von Homburg. Herr Graf von Sparren!
Des Herrn Durchlaucht habt Ihr frisch und wohlauf,
Beim Truchßschen Korps, in Hackelwitz, gesehn?
     
    Graf Sparren.
Ja, mein erlauchter Prinz, im Hof des Pfarrers,
Wo er Befehle gab, vom Stab umringt,
Die Toten beider Heere zu begraben!
     
    Die Hofdamen.
O Gott! An deine Brust – (Sie umarmen sich.)
     
    Kurfürstin. O meine Tochter!
     
    Natalie.
Nein, diese Seligkeit ist fast zu groß!
(Sie drückt ihr Gesicht in der Tante Schoß.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Sah ich von fern, an meiner Reuter Spitze,
Ihn nicht, zerschmettert von Kanonenkugeln,
In Staub, samt seinem Schimmel, niederstürzen?
     
    Graf Sparren.
Der Schimmel, allerdings, stürzt’, samt dem Reuter,
Doch wer ihn ritt, mein Prinz, war nicht der Herr.
     
    Der Prinz von Homburg.
Nicht? Nicht der Herr?
     
    Natalie. O Jubel!
(Sie steht auf und stellt sich an die Seite der Kurfürstin.)
     
    Der Prinz von Homburg.      Sprich! Erzähle!
Dein Wort fällt schwer wie Gold in meine Brust!
     
    Graf Sparren.
O laßt die rührendste Begebenheit,
Die je ein Ohr vernommen, Euch berichten!
Der Landesherr, der, jeder Warnung taub,
Den Schimmel wieder ritt, den strahlendweißen,
Den Froben jüngst in England ihm erstand,
War wieder, wie bis heut noch stets geschah,
Das Ziel der feindlichen Kanonenkugeln.
Kaum konnte, wer zu seinem Troß gehörte,
Auf einen Kreis von hundert Schritt ihm nahn;
Granaten wälzten, Kugeln und Kartätschen,
Sich wie ein breiter Todesstrom daher,
Und alles, was da lebte, wich ans Ufer:
Nur er, der kühne Schwimmer, wankte nicht,
Und, stets den Freunden winkend, rudert’ er
Getrost den Höhn zu, wo die Quelle sprang.
     
    Der Prinz von Homburg.
Beim Himmel, ja! Ein Grausen wars, zu sehn.
     
    Graf Sparren.
Stallmeister Froben, der, beim Troß der Suite,
Zunächst ihm folgt, ruft dieses Wort mir zu:
»Verwünscht sei heut mir dieses Schimmels Glanz,
Mit schwerem Gold in London jüngst erkauft!
Wollt ich doch funfzig Stück Dukaten geben,
Könnt ich ihn mit dem Grau der Mäuse decken.«
Er naht, voll heißer Sorge, ihm und spricht:
»Hoheit, dein Pferd ist scheu, du mußt verstatten,
Daß ichs noch einmal in die Schule nehme!«
Mit diesem Wort entsitzt er seinem Fuchs,
Und fällt dem Tier des Herren in den Zaum.
Der Herr steigt ab, still lächelnd, und versetzt:
»Die Kunst, die du ihn, Alter, lehren willst,
Wird er, solang es Tag ist, schwerlich lernen.
Nimm, bitt ich, fern ihn, hinter jenen Hügeln,
Wo seines Fehls der Feind nicht achtet, vor.«
Dem Fuchs drauf sitzt er auf, den Froben reitet,
Und kehrt zurück, wohin sein Amt ihn ruft.
Doch Froben hat den Schimmel kaum bestiegen,
So reißt, entsendet aus der Feldredoute,
Ihn schon ein Mordblei, Roß und Reuter, nieder.
In Staub sinkt er, ein Opfer seiner Treue,
Und

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