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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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keinen Laut vernahm man mehr von ihm.
     
    (Kurze Pause.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Er ist bezahlt! – Wenn ich zehn Leben hätte,
Könnt ich sie besser brauchen nicht, als so!
     
    Natalie.
Der wackre Froben!
     
    Kurfürstin.       Der Vortreffliche!
     
    Natalie.
Ein Schlechtrer wäre noch der Tränen wert!
     
    (Sie weinen.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Genug! Zur Sache jetzt. Wo ist der Kurfürst?
Nahm er in Hackelwitz sein Hauptquartier?
     
    Graf Sparren.
Vergib! der Herr ist nach Berlin gegangen,
Und die gesamte Generalität
Ist aufgefordert, ihm dahin zu folgen.
     
    Der Prinz von Homburg.
Wie? Nach Berlin? – Ist denn der Feldzug aus?
     
    Graf Sparren.
Fürwahr, ich staune, daß dir alles fremd!
Graf Horn, der schwedsche General, traf ein;
Es ist im Lager, gleich nach seiner Ankunft,
Ein Waffenstillstand ausgerufen worden.
Wenn ich den Marschall Dörfling recht verstanden,
Ward eine Unterhandlung angeknüpft:
Leicht, daß der Frieden selbst erfolgen kann.
     
    Kurfürstin.
O Gott, wie herrlich klärt sich alles auf!
(Sie steht auf.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Kommt, laßt sogleich uns nach Berlin ihm folgen!
– Räumst du, zu rascherer Beförderung, wohl
Mir einen Platz in deinem Wagen ein?
– Zwei Zeilen nur an Kottwitz schreib ich noch,
Und steige augenblicklich mit dir ein.
(Er setzt sich nieder und schreibt.)
     
    Kurfürstin.
Von ganzem Herzen gern!
     
    Der Prinz von Homburg (legt den Brief zusammen und übergibt ihn dem Wachtmeister; indem er sich wieder zur Kurfürstin wendet, und den Arm sanft um Nataliens Leib legt).
    Ich habe so
Dir einen Wunsch noch schüchtern zu vertraun,
Des ich mich auf der Reis entlasten will.
     
    Natalie (macht sich von ihm los).
Bork! Rasch! Mein Halstuch, bitt ich!
     
    Kurfürstin.     Du? Einen Wunsch mir?
     
    Erste Hofdame.
Ihr tragt das Tuch, Prinzessin, um den Hals!
     
    Der Prinz von Homburg (zur Kurfürstin).
Was? Rätst du nichts?
     
    Kurfürstin.      Nein, nichts!
     
    Der Prinz von Homburg.      Was? Keine Silbe?
     
    Kurfürstin (abbrechend).
Gleichviel! – Heut keinem Flehenden auf Erden
Antwort ich: nein! was es auch immer sei;
Und dir, du Sieger in der Schlacht, zuletzt!
– Hinweg!
     
    Der Prinz von Homburg.
       O Mutter! Welch ein Wort sprachst du?
Darf ichs mir deuten, wie es mir gefällt?
     
    Kurfürstin.
Hinweg, sag ich! Im Wagen mehr davon!
     
    Der Prinz von Homburg.
Kommt, gebt mir Euren Arm! – O Cäsar Divus!
Die Leiter setz ich an, an deinen Stern!
     
    (Er führt die Damen ab; alle folgen.)
     
     
Szene: Berlin. Lustgarten vor dem alten Schloß. Im Hintergrunde die Schloßkirche, mit einer Treppe. Glockenklang; die Kirche ist stark erleuchtet; man sieht die Leiche Frobens vorübertragen, und auf einen prächtigen Katafalk niedersetzen.
     

Neunter Auftritt
     
    Der Kurfürst, Feldmarschall Dörfling, Obrist Hennings, Graf Truchß, und mehrere andere Obristen und Offiziere treten auf. Ihm gegenüber zeigen sich einige Offiziere mit Depeschen. – In der Kirche sowohl als auf dem Platz Volk jeden Alters und Geschlechts.
     
    Der Kurfürst.
Wer immer auch die Reuterei geführt,
Am Tag der Schlacht, und, eh der Obrist Hennings
Des Feindes Brücken hat zerstören können,
Damit ist aufgebrochen, eigenmächtig,
Zur Flucht, bevor ich Order gab, ihn zwingend,
Der ist des Todes schuldig, das erklär ich,
Und vor ein Kriegsgericht bestell ich ihn.
– Der Prinz von Homburg hat sie nicht geführt?
     
    Graf Truchß.
Nein, mein erlauchter Herr!
     
    Der Kurfürst.       Wer sagt mir das?
     
    Graf Truchß.
Das können Reuter dir bekräftigen,
Die mirs versichert, vor Beginn der Schlacht.
Der Prinz hat mit dem Pferd sich überschlagen,
Man hat verwundet schwer, an Haupt und Schenkeln,
In einer Kirche ihn verbinden sehn.
     
    Der Kurfürst.
Gleichviel. Der Sieg ist glänzend dieses Tages,
Und vor dem Altar morgen dank ich Gott.
Doch wär er zehnmal größer, das entschuldigt
Den nicht, durch den der Zufall mir ihn schenkt:
Mehr Schlachten noch, als die, hab ich zu kämpfen,
Und will, daß dem Gesetz Gehorsam sei.
Wers immer war, der sie zur Schlacht geführt,
Ich wiederhols, hat seinen Kopf verwirkt,
Und vor ein Kriegsrecht hiemit lad ich ihn.
– Folgt, meine Freunde, in die Kirche mir!
     

Zehnter Auftritt
     
    Der Prinz von Homburg, drei schwedische Fahnen in der Hand, Obrist Kottwitz, mit deren zwei, Graf Hohenzollern, Rittmeister Golz, Graf Reuß, jeder mit einer Fahne, mehrere andere Offiziere,

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