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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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widerfahren,
So bitt ich, sagts mir mit zwei Worten –
Und gleich den Degen schick ich Euch zurück.«
     
    (Natalie erblaßt. Pause. Der Prinz sieht sie fragend an.)
     
    Natalie (mit dem Ausdruck plötzlicher Freude).
Nun denn, da stehts! Zwei Worte nur bedarfs –!
O lieber süßer Freund! (Sie drückt seine Hand.)
     
    Der Prinz von Homburg.
  Mein teures Fräulein!
     
    Natalie.
O sel’ge Stunde, die mir aufgegangen!
Hier, nehmt, hier ist die Feder; nehmt, und schreibt!
     
    Der Prinz von Homburg.
Und hier die Unterschrift?
     
    Natalie. Das F; sein Zeichen!
O Bork! O freut euch doch! – O seine Milde
Ist uferlos, ich wußt es, wie die See. –
Schafft einen Stuhl nur her, er soll gleich schreiben.
     
    Der Prinz von Homburg.
Er sagt, wenn ich der Meinung wäre –?
     
    Natalie (unterbricht ihn).       Freilich!
Geschwind! Setzt Euch! Ich will es Euch diktieren.
(Sie setzt ihm einen Stuhl hin.)
     
    Der Prinz von Homburg.
– Ich will den Brief noch einmal überlesen.
     
    Natalie (reißt ihm den Brief aus der Hand).
Wozu? – Saht Ihr die Gruft nicht schon im Münster,
Mit offnem Rachen, Euch entgegengähn’n? –
Der Augenblick ist dringend. Sitzt und schreibt!
     
    Der Prinz von Homburg (lächelnd).
Wahrhaftig, tut Ihr doch, als würde sie
Mir, wie ein Panther, übern Nacken kommen.
(Er setzt sich, und nimmt eine Feder.)
     
    Natalie (wendet sich und weint).
Schreibt, wenn Ihr mich nicht böse machen wollt!
     
    (Der Prinz klingelt einem Bedienten; der Bediente tritt auf.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Papier und Feder, Wachs und Petschaft mir!
     
    (Der Bediente nachdem er diese Sachen zusammengesucht, geht wieder ab. Der Prinz schreibt. – Pause.)
     
    Der Prinz von Homburg (indem er den Brief, den er angefangen hat, zerreißt und unter den Tisch wirft).
Ein dummer Anfang. (Er nimmt ein anderes Blatt.)
     
    Natalie (hebt den Brief auf).
  Wie? Was sagtet Ihr?
Mein Gott, das ist ja gut; das ist vortrefflich!
     
    Der Prinz von Homburg (in den Bart).
Pah! – Eines Schuftes Fassung, keines Prinzen. –
Ich denk mir eine andre Wendung aus.
(Pause. – Er greift nach des Kurfürsten Brief, den die Prinzessin in der Hand hält.)
Was sagt er eigentlich im Briefe denn?
     
    Natalie (ihn verweigernd).
Nichts, gar nichts!
     
    Der Prinz von Homburg.
  Gebt!
     
    Natalie.   Ihr last ihn ja!
     
    Der Prinz von Homburg (erhascht ihn).   Wenn gleich!
Ich will nur sehn, wie ich mich fassen soll.
(Er entfaltet und überliest ihn.)
     
    Natalie (für sich).
O Gott der Welt! Jetzt ists um ihn geschehn!
     
    Der Prinz von Homburg (betroffen).
Sieh da! Höchst wunderbar, so wahr ich lebe!
– Du übersahst die Stelle wohl?
     
    Natalie.     Nein! – Welche?
     
    Der Prinz von Homburg.
Mich selber ruft er zur Entscheidung auf!
     
    Natalie.
Nun, ja!
     
    Der Prinz von Homburg.
     Recht wacker, in der Tat, recht würdig!
Recht, wie ein großes Herz sich fassen muß!
     
    Natalie.
O seine Großmut, Freund, ist ohne Grenzen!
– Doch nun tu auch das Deine du, und schreib,
Wie ers begehrt; du siehst, es ist der Vorwand,
Die äußre Form nur, deren es bedarf:
Sobald er die zwei Wort in Händen hat,
Flugs ist der ganze Streit vorbei!
     
    Der Prinz von Homburg (legt den Brief weg).
      Nein, Liebe!
Ich will die Sach bis morgen überlegen.
     
    Natalie.
Du Unbegreiflicher! Welch eine Wendung?
Warum? Weshalb?
     
    Der Prinz von Homburg (erhebt sich leidenschaftlich vom Stuhl).
  Ich bitte, frag mich nicht!
Du hast des Briefes Inhalt nicht erwogen!
Daß er mir unrecht tat, wies mir bedingt wird,
Das kann ich ihm nicht schreiben; zwingst du mich,
Antwort, in dieser Stimmung, ihm zu geben,
Bei Gott! so setz ich hin, du tust mir recht!
(Er läßt sich mit verschränkten Armen wieder an den Tisch nieder und sieht in den Brief.)
     
    Natalie (bleich).
Du Rasender! Was für ein Wort sprachst du?
(Sie beugt sich gerührt über ihn.)
     
    Der Prinz von Homburg (drückt ihr die Hand).
Laß, einen Augenblick! Mir scheint –
(Er sinnt.)
     
    Natalie.      Was sagst du?
     
    Der Prinz von Homburg.
Gleich werd ich wissen, wie ich schreiben soll.
     
    Natalie (schmerzvoll).
Homburg!
     
    Der Prinz von Homburg (nimmt die Feder).
      Ich hör! Was gibts?
     
    Natalie.   Mein süßer Freund!
Die Regung lob ich, die dein Herz ergriff.
Das aber schwör ich dir: das Regiment
Ist kommandiert, das dir Versenktem morgen,
Aus Karabinern, überm Grabeshügel,
Versöhnt die Totenfeier halten soll.
Kannst du dem

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