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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Rechtsspruch, edel wie du bist,
Nicht widerstreben, nicht ihn aufzuheben,
Tun, wie ers hier in diesem Brief verlangt:
Nun so versichr’ ich dich, er faßt sich dir
Erhaben , wie die Sache steht, und läßt
Den Spruch mitleidsvoll morgen dir vollstrecken!
     
    Der Prinz von Homburg (schreibend).
Gleichviel!
     
    Natalie.     Gleichviel?
     
    Der Prinz von Homburg.   Er handle, wie er darf;
Mir ziemts hier zu verfahren, wie ich soll!
     
    Natalie (tritt erschrocken näher).
Du Ungeheuerster, ich glaub, du schriebst?
     
    Der Prinz von Homburg (schließt).
»Homburg; gegeben, Fehrbellin, am zwölften –«;
Ich bin schon fertig. – Franz!
(Er kuvertiert und siegelt den Brief.)
     
    Natalie.   O Gott im Himmel!
     
    Der Prinz von Homburg (steht auf).
Bring diesen Brief aufs Schloß, zu meinem Herrn!
     
    (Der Bediente ab.)
     
    Ich will ihm, der so würdig vor mir steht,
Nicht, ein Unwürdger, gegenüber stehn!
Schuld ruht, bedeutende, mir auf der Brust,
Wie ich es wohl erkenne; kann er mir
Vergeben nur, wenn ich mit ihm drum streite,
So mag ich nichts von seiner Gnade wissen.
     
    Natalie (küßt ihn).
Nimm diesen Kuß! – Und bohrten gleich zwölf Kugeln
Dich jetzt in Staub, nicht halten könnt ich mich,
Und jauchzt und weint und spräche: du gefällst mir!
– Inzwischen, wenn du deinem Herzen folgst,
Ists mir erlaubt, dem meinigen zu folgen.
– Graf Reuß!
     
    (Der Läufer öffnet die Tür; der Graf tritt auf.)
     
    Graf Reuß.     Hier!
     
    Natalie.       Auf, mit Eurem Brief,
Nach Arnstein hin, zum Obersten von Kottwitz!
Das Regiment bricht auf, der Herr befiehlts;
Hier, noch vor Mitternacht, erwart ich es!
     
    (Alle ab.)
     

Fünfter Akt
     
    Szene: Saal im Schloß.
     

Erster Auftritt
     
    Der Kurfürst kommt halbentkleidet aus dem Nebenkabinett, ihm folgen Graf Truchß, Graf Hohenzollern, und der Rittmeister von der Golz. – Pagen mit Lichtern.
     
    Der Kurfürst.
Kottwitz? Mit den Dragonern der Prinzessin?
Hier in der Stadt?
     
    Graf Truchß (öffnet das Fenster).
  Ja, mein erlauchter Herr!
Hier steht er vor dem Schlosse aufmarschiert.
     
    Der Kurfürst.
Nun? – Wollt ihr mir, ihr Herrn, dies Rätsel lösen?
– Wer rief ihn her?
     
    Hohenzollern.     Das weiß ich nicht, mein Kurfürst.
     
    Der Kurfürst.
Der Standort, den ich ihm bestimmt, heißt Arnstein!
Geschwind! Geh einer hin, und bring ihn her!
     
    Golz.
Er wird sogleich, o Herr, vor dir erscheinen!
     
    Der Kurfürst.
Wo ist er?
     
    Golz.      Auf dem Rathaus, wie ich höre,
Wo die gesamte Generalität,
Die deinem Hause dient, versammelt ist.
     
    Der Kurfürst.
Weshalb? Zu welchem Zweck?
     
    Hohenzollern.   – Das weiß ich nicht.
     
    Graf Truchß.
Erlaubt mein Fürst und Herr, daß wir uns gleichfalls,
Auf einen Augenblick, dorthin verfügen?
     
    Der Kurfürst.
Wohin? Aufs Rathaus?
     
    Hohenzollern.      In der Herrn Versammlung!
Wir gaben unser Wort, uns einzufinden.
     
    Der Kurfürst (nach einer kurzen Pause).
– Ihr seid entlassen!
     
    Golz. Kommt, ihr werten Herrn!
     
    (Die Offiziere ab.)
     

Zweiter Auftritt
     
    Der Kurfürst. – Späterhin zwei Bediente.
     
    Der Kurfürst.
Seltsam! – Wenn ich der Dei von Tunis wäre,
Schlüg ich bei so zweideutgem Vorfall, Lärm.
Die seidne Schnur, legt ich auf meinen Tisch;
Und vor das Tor, verrammt mit Palisaden,
Führt ich Kanonen und Haubitzen auf.
Doch weils Hans Kottwitz aus der Priegnitz ist,
Der sich mir naht, willkürlich, eigenmächtig,
So will ich mich auf märksche Weise fassen:
Von den drei Locken, die man silberglänzig,
Auf seinem Schädel sieht, faß ich die eine,
Und führ ihn still, mit seinen zwölf Schwadronen,
Nach Arnstein, in sein Hauptquartier, zurück.
Wozu die Stadt aus ihrem Schlafe wecken?
     
    (Nachdem er wieder einen Augenblick ans Fenster getreten, geht er an den Tisch und klingelt; zwei Bediente treten auf.)
     
    Der Kurfürst.
Spring doch herab und frag, als wärs für dich,
Was es im Stadthaus gibt?
     
    Erster Bedienter.      Gleich, mein Gebieter! (Ab.)
     
    Der Kurfürst (zu dem andern).
Du aber geh und bring die Kleider mir!
     
    (Der Bediente geht und bringt sie; der Kurfürst kleidet sich an und legt seinen fürstlichen Schmuck an.)
     

Dritter Auftritt
     
    Feldmarschall Dörfling tritt auf. – Die Vorigen.
     
    Feldmarschall.
Rebellion, mein Kurfürst!
     
    Der Kurfürst (noch im Ankleiden beschäftigt).
   Ruhig, ruhig! –
Es ist verhaßt mir, wie dir wohl bekannt,
In mein Gemach zu treten,

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