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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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was er nicht begreifen kann,
Und steckt zerstreut den Handschuh ins Kollett.
     
    Der Kurfürst.
Nun? Drauf?
     
    Hohenzollern.    Drauf tritt er nun mit Stift und Tafel,
Ins Schloß, aus des Feldmarschalls Mund, in frommer
Aufmerksamkeit, den Schlachtbefehl zu hören;
Die Fürstin und Prinzessin, reisefertig
Befinden grad im Herrensaal sich auch.
Doch wer ermißt das ungeheure Staunen,
Das ihn ergreift, da die Prinzeß den Handschuh,
Den er sich ins Kollett gesteckt, vermißt.
Der Marschall ruft, zu wiederholten Malen:
Herr Prinz von Homburg! Was befiehlt mein Marschall?
Entgegnet er, und will die Sinne sammeln;
Doch er, von Wundern ganz umringt – –: der Donner
Des Himmels hätte niederfallen können! –! (Er hält inne.)
     
    Der Kurfürst.
Wars der Prinzessin Handschuh?
     
    Hohenzollern.   Allerdings!
     
    (Der Kurfürst fällt in Gedanken.)
     
    Hohenzollern (fährt fort).
Ein Stein ist er, den Bleistift in der Hand,
Steht er zwar da und scheint ein Lebender;
Doch die Empfindung, wie durch Zauberschläge,
In ihm verlöscht; und erst am andern Morgen,
Da das Geschütz schon in den Reihen donnert,
Kehrt er ins Dasein wieder und befragt mich:
Liebster, was hat schon Dörfling, sag mirs, gestern
Beim Schlachtbefehl, mich treffend, vorgebracht?
     
    Feldmarschall.
Herr, die Erzählung, wahrlich, unterschreib ich!
Der Prinz, erinnr’ ich mich, von meiner Rede
Vernahm kein Wort; zerstreut sah ich ihn oft,
Jedoch in solchem Grad abwesend ganz
Aus seiner Brust, noch nie, als diesen Tag.
     
    Der Kurfürst.
Und nun, wenn ich dich anders recht verstehe,
Türmst du, wie folgt, ein Schlußgebäu mir auf:
Hätt ich, mit dieses jungen Träumers Zustand,
Zweideutig nicht gescherzt, so blieb er schuldlos:
Bei der Parole wär er nicht zerstreut,
Nicht widerspenstig in der Schlacht gewesen.
Nicht? Nicht? Das ist die Meinung?
     
    Hohenzollern.    Mein Gebieter,
Das überlaß ich jetzt dir, zu ergänzen.
     
    Der Kurfürst.
Tor, der du bist, Blödsinniger! hättest du
Nicht in den Garten mich herabgerufen,
So hätt ich, einem Trieb der Neugier folgend,
Mit diesem Träumer harmlos nicht gescherzt.
Mithin behaupt ich, ganz mit gleichem Recht,
Der sein Versehn veranlaßt hat, warst du! –
Die delphsche Weisheit meiner Offiziere!
     
    Hohenzollern.
Es ist genug, mein Kurfürst! Ich bin sicher,
Mein Wort fiel, ein Gewicht, in deine Brust!
     

Sechster Auftritt
     
    Ein Offizier tritt auf. – Die Vorigen.
     
    Der Offizier.
Der Prinz, o Herr, wird augenblicks erscheinen!
     
    Der Kurfürst.
Wohlan! Laßt ihn herein.
     
    Offizier. In zwei Minuten! –
Er ließ nur flüchtig, im Vorübergehn,
Durch einen Pförtner sich den Kirchhof öffnen.
     
    Der Kurfürst.
Den Kirchhof?
     
    Offizier.      Ja mein Fürst und Herr!
     
    Der Kurfürst.    Weshalb?
     
    Offizier.
Die Wahrheit zu gestehn, ich weiß es nicht;
Es schien das Grabgewölb wünscht’ er zu sehen,
Das dein Gebot ihm dort eröffnen ließ.
     
    (Die Obersten treten zusammen und sprechen miteinander.)
     
    Der Kurfürst.
Gleichviel! Sobald er kömmt, laßt ihn herein.
(Er tritt wieder an den Tisch und sieht in die Papiere.)
     
    Graf Truchß.
Da führt die Wache schon den Prinzen her.
     

Siebenter Auftritt
     
    Der Prinz von Homburg tritt auf. Ein Offizier mit Wache. Die Vorigen.
     
    Der Kurfürst.
Mein junger Prinz, Euch ruf ich mir zu Hülfe!
Der Obrist Kottwitz bringt, zu Gunsten Eurer,
Mir dieses Blatt hier, schaut, in langer Reihe
Von hundert Edelleuten unterzeichnet;
Das Heer begehre, heißt es, Eure Freiheit,
Und billige den Spruch des Kriegsrechts nicht. –
Lest, bitt ich, selbst, und unterrichtet Euch!
(Er gibt ihm das Blatt.)
     
    Der Prinz von Homburg (nachdem er einen Blick hineingetan, wendet sich, und sieht sich im Kreis der Offiziere um).
Kottwitz, gib deine Hand mir, alter Freund!
Du tust mir mehr, als ich, am Tag der Schlacht,
Um dich verdient! Doch jetzt geschwind geh hin
Nach Arnstein wiederum, von wo du kamst,
Und rühr dich nicht; ich habs mir überlegt,
Ich will den Tod, der mir erkannt, erdulden!
(Er übergibt ihm die Schrift.)
     
    Kottwitz (betroffen).
Nein, nimmermehr, mein Prinz! Was sprichst du da?
     
    Hohenzollern.
Er will den Tod –?
     
    Graf Truchß.      Er soll und darf nicht sterben!
     
    Mehrere Offiziere (vordrängend).
Mein Herr und Kurfürst! Mein Gebieter! Hör uns!
     
    Der Prinz von Homburg.
Ruhig! Es ist mein unbeugsamer Wille!
Ich will das heilige Gesetz des Kriegs,
Das ich verletzt’, im Angesicht des

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