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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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angebeteter -?
     
    Der Kurfürst.
Wollt ihr? Wollt ihr?
     
    Kottwitz.       Bei dem lebendgen Gott,
Du könntest an Verderbens Abgrund stehn,
Daß er, um dir zu helfen, dich zu retten,
Auch nicht das Schwert mehr zückte, ungerufen!
     
    Der Kurfürst (zerreißt das Todesurteil).
So folgt, ihr Freunde, in den Garten mir!
     
    (Alle ab.)
     
     
Szene: Schloß, mit der Rampe, die in den Garten hinabführt; wie im ersten Akt. – Es ist wieder Nacht.
     

Zehnter Auftritt
     
    Der Prinz von Homburg wird vom Rittmeister Stranz mit verbundenen Augen durch das untere Gartengitter aufgeführt. Offiziere mit Wache. – In der Ferne hört man Trommeln des Totenmarsches.
     
    Der Prinz von Homburg.
Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!
Du strahlst mir, durch die Binde meiner Augen,
Mir Glanz der tausendfachen Sonne zu!
Es wachsen Flügel mir an beiden Schultern,
Durch stille Ätherräume schwingt mein Geist;
Und wie ein Schiff, vom Hauch des Winds entführt,
Die muntre Hafenstadt versinken sieht,
So geht mir dämmernd alles Leben unter:
Jetzt unterscheid ich Farben noch und Formen,
Und jetzt liegt Nebel alles unter mir.
     
    (Der Prinz setzt sich auf die Bank, die in der Mitte des Platzes, um die Eiche aufgeschlagen ist; der Rittmeister Stranz entfernt sich von ihm, und sieht nach der Rampe hinauf.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Ach, wie die Nachtviole lieblich duftet!
– Spürst du es nicht?
     
    (Stranz kommt wieder zu ihm zurück.)
     
    Stranz.       Es sind Levkojn und Nelken.
     
    Der Prinz von Homburg.
Levkojn? – Wie kommen die hierher?
     
    Stranz.      Ich weiß nicht. –
Es scheint, ein Mädchen hat sie hier gepflanzt.
– Kann ich dir eine Nelke reichen?
     
    Der Prinz von Homburg.      Lieber! –
Ich will zu Hause sie in Wasser setzen.
     

Eilfter Auftritt
     
    Der Kurfürst mit dem Lorbeerkranz, um welchen die goldne Kette geschlungen ist, Kurfürstin, Prinzessin Natalie, Feldmarschall Dörfling, Obrist Kottwitz, Hohenzollern, Golz usw., Hofdamen, Offiziere und Fackeln erscheinen auf der Rampe des Schlosses. – Hohenzollern tritt, mit einem Tuch, an das Geländer und winkt dem Rittmeister Stranz; worauf dieser den Prinzen von Homburg verläßt, und im Hintergrund mit der Wache spricht.
     
    Der Prinz von Homburg.
Lieber, was für ein Glanz verbreitet sich?
     
    Stranz (kehrt zu ihm zurück).
Mein Prinz, willst du gefällig dich erheben?
     
    Der Prinz von Homburg.
Was gibt es?
     
    Stranz.      Nichts, das dich erschrecken dürfte! –
Die Augen bloß will ich dir wieder öffnen.
     
    Der Prinz von Homburg.
Schlug meiner Leiden letzte Stunde?
     
    Stranz.     Ja! –
Heil dir und Segen, denn du bist es wert!
     
    (Der Kurfürst gibt den Kranz, an welchem die Kette hängt, der Prinzessin, nimmt sie bei der Hand und führt sie die Rampe herab. Herren und Damen folgen. Die Prinzessin tritt, umgeben von Fackeln, vor den Prinzen, welcher erstaunt aufsteht; setzt ihm den Kranz auf, hängt ihm die Kette um, und drückt seine Hand an ihr Herz. Der Prinz fällt in Ohnmacht.)
     
    Natalie.
Himmel! die Freude tötet ihn!
     
    Hohenzollern (faßt ihn auf).    Zu Hülfe!
     
    Der Kurfürst.
Laßt den Kanonendonner ihn erwecken!
     
    (Kanonenschüsse. Ein Marsch. Das Schloß erleuchtet sich.)
     
    Kottwitz.
Heil, Heil dem Prinz von Homburg!
     
    Die Offiziere.    Heil! Heil! Heil!
     
    Alle.
Dem Sieger in der Schlacht bei Fehrbellin!
     
    (Augenblickliches Stillschweigen.)
     
    Der Prinz von Homburg.
Nein, sagt! Ist es ein Traum?
     
    Kottwitz.   Ein Traum, was sonst?
     
    Mehrere Offiziere.
Ins Feld! Ins Feld!
     
    Graf Truchß.      Zur Schlacht!
     
    Feldmarschall. Zum Sieg! Zum Sieg!
     
    Alle.
In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!
     
    (Ende.)
     

Erzählungen
     
     

    Wilhelmine von Zenge, Kleists Verlobte, 1800

DAS ERDBEBEN IN CHIL I

     
     
    Die Novelle wurde vermutlich im Jahre 1806 verfasst und in Cottas „Morgenblatt für gebildete Stände“ zunächst unter dem Titel Jeronimo und Josephe . Eine Szene aus dem Erdbeben zu Chili , vom Jahr 1647 1807 veröffentlicht, und 1810 erneut unter dem nun bekannten Titel im ersten Band der Erzählungen .
    Während das Erdbeben von 1647 in Santiago de Chile (bei Kleist „St. Jago, [die] Hauptstadt des Königreichs Chili“) die historische Vorlage für den Text bietet, ist ideengeschichtlich vor allem das Lissabonner Erdbeben von 1755 für Kleist Anlass gewesen.   Auch andere zeitgenössische Philosophen und Dichter, wie

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