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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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meiner.
     
    Amphitryon: Auf denn!
     
    Sosias: Hier leg ich mich zu Euren Füßen,
Mein echter, edler und verfolgter Herr.
Gekommen bin ich völlig zur Erkenntnis,
Und warte jetzt auf meines Frevels Lohn.
Schlagt, ohrfeigt, prügelt, stoßt mich, tretet mich,
Gebt mir den Tod, mein Seel ich muckse nicht.
     
    Amphitryon: Steh auf. Was ist geschehen?
     
    Sosias: Vom aufgetragnen Essen
Nicht den Geruch auch hat man mir gegönnt.
Das andre Ich, das andre Ihr Bedienter,
Vom Teufel wieder völlig wars besessen,
Und kurz ich bin entsosiatisiert,
Wie man Euch entamphitryonisiert.
     
    Amphitryon: Ihr hörts, ihr Bürger.
     
    Sosias: Ja, ihr Bürger Thebens!
Hier ist der wirkliche Amphitryon;
Und jeder, der bei Tische sitzt,
Ist wert, daß ihn die Raben selber fressen.
Auf! Stürmt das Haus jetzt, wenn ihr wollt so gut sein,
So finden wir den Kohl noch warm.
     
    Amphitryon: Folgt mir.
     
    Sosias: Doch seht. Da kommt er selber schon. Er und sie.
     

Elfte Szene
     
     
     
    Jupiter. Alkmene. Merkur. Feldherren. Die Vorigen.
     
    Alkmene: Entsetzlicher! Ein Sterblicher sagst du,
Und schmachvoll willst du seinem Blick dich zeigen?
     
    Volk: Ihr ewgen Götter! Was erblicken wir!
     
    Jupiter: Die ganze Welt, Geliebte, muß erfahren,
Daß niemand deiner Seele nahte,
Als nur dein Gatte, als Amphitryon.
     
    Amphitryon: Herr, meines Lebens! Die Unglückliche!
     
    Alkmene: Niemand! Kannst ein gefallnes Los du ändern?
     
    Die Obersten: All ihr Olympischen! Amphitryon dort.
     
    Jupiter: Du bist dirs, Teuerste, du bist mirs schuldig,
Du mußt , du wirst, mein Leben, dich bezwingen;
Komm, sammle dich, dein wartet ein Triumph!
     
    Amphitryon: Blitz, Höll und Teufel! Solch ein Auftritt mir?
     
    Jupiter: Seid mir willkommen, Bürger dieser Stadt.
     
    Amphitryon: Mordhund! Sie kamen dir den Tod zu geben.
Auf jetzt! Er zieht.
     
    Zweiter Feldherr tritt ihm in den Weg:
Halt dort!
     
    Amphitryon: Auf, ruf ich, ihr Thebaner!
     
    Erster Feldherr auf Amphitryon deutend:
Thebaner, greift ihn, ruf ich, den Verräter!
     
    Amphitryon: Argatiphontidas!
     
    Erster Oberster: Bin ich behext?
     
    Das Volk: Kann sich ein menschlich Auge hier entscheiden?
     
    Amphitryon: Tod! Teufel! Wut und keine Rache!
Vernichtung! Er fällt dem Sosias in die Arme.
     
    Jupiter: Tor, der du bist, laß dir zwei Worte sagen.
     
    Sosias: Mein Seel! Er wird schlecht hören. Er ist tot.
     
    Erster Oberster: Was hilft der eingeknickte Federbusch?
– »Reißt eure Augen auf, wie Maulwürfe!«
Der ists, den seine eigne Frau erkennt.
     
    Erster Feldherr: Hier steht, ihr Obersten, Amphitryon.
     
    Amphitryon erwachend:
Wen kennt die eigne Frau hier?
     
    Erster Oberster: Ihn erkennt sie,
Ihn an, mit dem sie aus dem Hause trat.
Um welchen, wie das Weinlaub, würd sie ranken,
Wenn es ihr Stamm nicht ist, Amphitryon?
     
    Amphitryon: Daß mir so viele Kraft doch wär, die Zung
In Staub zu treten, die das sagt!
Sie anerkennt ihn nicht! Er erhebt sich wieder.
     
    Erster Feldherr: Das lügst du dort!
Meinst du des Volkes Urteil zu verwirren,
Wo es mit eignen Augen sieht?
     
    Amphitryon: Sie anerkennt ihn nicht, ich wiederhols!
– Wenn sie als Gatten ihn erkennen kann,
So frag ich nichts danach mehr, wer ich bin:
So will ich ihn Amphitryon begrüßen.
     
    Erster Feldherr:
Es gilt. Sprecht jetzt.
     
    Zweiter Feldherr: Erklärt Euch jetzo, Fürstin.
     
    Amphitryon: Alkmene! Meine Braut! Erkläre dich:
Schenk mir noch einmal deiner Augen Licht!
Sag, daß du jenen anerkennst, als Gatten,
Und so urschnell, als der Gedanke zuckt,
Befreit dies Schwert von meinem Anblick dich.
     
    Erster Feldherr: Wohlan! Das Urteil wird sogleich gefällt sein.
     
    Zweiter Feldherr:
Kennt Ihr ihn dort?
     
    Erster Feldherr: Kennt Ihr den Fremdling dort?
     
    Amphitryon: Dir wäre dieser Bursche unbekannt,
Von dem so oft dein Ohr dir lauschend sagte,
Wie viele Schläge liebend er dir klopft?
Du solltest diese Töne nicht erkennen,
Die du so oft, noch eh sie laut geworden,
Mit Blicken schon mir von der Lippe stahlst?
     
    Alkmene: Daß ich zu ewger Nacht versinken könnte!
     
    Amphitryon: Ich wußt es wohl. Ihr sehts, ihr Bürger Thebens,
Eh wird der rasche Peneus rückwärts fließen,
Eh sich der Bosphorus auf Ida betten,
Eh wird das Dromedar den Ozean durchwandeln,
Als sie dort jenen Fremdling anerkennen.
     
    Volk: Wärs möglich? Er, Amphitryon? Sie zaudert.
     
    Erster Feldherr: Sprecht!
     
    Zweiter Feldherr: Redet!
     
    Dritter Feldherr: Sagt uns! –
     
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    Zweiter

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