Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)
Antlitz hin!
Alles wirft sich zur Erde außer Amphitryon.
Jupiter: Zeus hat in deinem Hause sich gefallen,
Amphitryon, und seiner göttlichen
Zufriedenheit soll dir ein Zeichen werden.
Laß deinen schwarzen Kummer jetzt entfliehen,
Und öffne dem Triumph dein Herz.
Was du, in mir, dir selbst getan, wird dir
Bei mir, dem, was ich ewig bin, nicht schaden.
Willst du in meiner Schuld den Lohn dir finden,
Wohlan, so grüß ich freundlich dich, und scheide.
Es wird dein Ruhm fortan, wie meine Welt,
In den Gestirnen seine Grenze haben.
Bist du mit deinem Dank zufrieden nicht,
Auch gut: Dein liebster Wunsch soll sich erfüllen,
Und eine Zunge geb ich ihm vor mir.
Amphitryon: Nein, Vater Zeus, zufrieden bin ich nicht!
Und meines Herzens Wunsche wächst die Zunge.
Was du dem Tyndarus getan, tust du
Auch dem Amphitryon: Schenk einen Sohn
Groß, wie die Tyndariden, ihm.
Jupiter: Es sei. Dir wird ein Sohn geboren werden,
Deß Name Herkules: es wird an Ruhm
Kein Heros sich, der Vorwelt, mit ihm messen,
Auch meine ewgen Dioskuren nicht.
Zwölf ungeheure Werke, wälzt er türmend
Ein unvergänglich Denkmal sich zusammen.
Und wenn die Pyramide jetzt, vollendet,
Den Scheitel bis zum Wolkensaum erhebt,
Steigt er auf ihren Stufen himmelan
Und im Olymp empfang ich dann, den Gott.
Amphitryon: Dank dir! – Und diese hier, nicht raubst du mir?
Sie atmet nicht. Sieh her.
Jupiter: Sie wird dir bleiben;
Doch laß sie ruhn, wenn sie dir bleiben soll! –
Hermes!
Er verliert sich in den Wolken, welche sich mittlerweile in der Höhe geöffnet haben, und den Gipfel des Olymps zeigen, auf welchem die Olympischen gelagert sind.
Alkmene: Amphitryon!
Merkur: Gleich folg ich dir, du Göttlicher! –
Wenn ich erst jenem Kauze dort gesagt,
Daß ich sein häßliches Gesicht zu tragen,
Nun müde bin, daß ichs mir mit Ambrosia jetzt
Von den olympschen Wangen waschen werde;
Daß er besingenswürdge Schläg empfangen,
Und daß ich mehr und minder nicht, als Hermes,
Der Fußgeflügelte der Götter bin! Ab.
Sosias: Daß du für immer unbesungen mich
Gelassen hättst! Mein Lebtag sah ich noch
Solch einen Teufelskerl, mit Prügeln, nicht.
Erster Feldherr:
Fürwahr! Solch ein Triumph –
Zweiter Feldherr: So vieler Ruhm –
Erster Oberster:
Du siehst durchdrungen uns –
Amphitryon: Alkmene!
Alkmene: Ach!
DIE HERMANNSSCHLACH T
Das Drama wurde 1798 geschrieben und war erste durchgeführte 1801.
Kleist verfasste diese Drama es 1808, nach der preußischen Niederlage gegen Frankreich. Ob Kleist damit anhand der historischen Varusschlacht die Deutschen zum Widerstand gegen Napoleon aufrufen wollte, wird in der Forschung seit jüngerer Zeit eher in Frage gestellt. Das Stück wurde 1821 gedruckt, erst 1860 uraufgeführt und dann im weiteren Verlauf seiner Wirkungsgeschichte bis 1945 zunehmend im Sinne eines übersteigerten deutschen Nationalismus missbraucht.
Hermann, der Fürst der Cherusker, wird von zwei Seiten bedrängt. Der Suebenfürst Marbod steht im Südosten seines Landes und fordert Tribut von ihm. Der römische Feldherr Varus bedroht ihn mit drei Legionen aus dem Westen und bietet seine Hilfe gegen Marbod an, dem er aber insgeheim angeboten hat mit ihm gegen Hermann vorzugehen. Die bei Hermann versammelten germanischen Fürsten drängen ihn zum Krieg gegen die Römer, was er aber mit Hinweis auf die militärische Unterlegenheit der Germanen ablehnt.
Hermanns Frau Thusnelda wird von dem römischen Legaten Ventidius umworben, der heimlich eine Locke ihres blonden Haares abschneidet. Ventidius überbringt ein ultimatives Hilfsangebot der Römer, das Hermann zum Schein schließlich annimmt. Gleichzeitig setzt dieser sich aber mit Marbod in Verbindung, den er über das doppelte Spiel von Varus informiert und ihm anbietet gemeinsam gegen ihn in den Kampf zu ziehen.
Die Hermannsschlacht, Theaterzettel von 1923
Personen
Hermann, Fürst der Cherusker
Thusnelda, seine Gemahlin
Rinold und Adelhart, seine Knaben
Eginhardt, sein Rat
Luitgar, Astolf und Winfried, dessen Söhne, seine Hauptleute
Egbert, ein andrer cheruskischer Anführer
Gertrud und Bertha, Frauen der Thusnelda
Marbod, Fürst der Sueven, Verbündeter des Hermann
Attarin, sein Rat
Komar, ein suevischer Hauptmann,
Wolf, Fürst der Katten,
Thuiskomar, Fürst der Sicambrier,
Dagobert, Fürst der Marsen, und
Selgar, Fürst der Brukterer, Mißvergnügte
Fust, Fürst der Cimbern,
Gueltar, Fürst der Nervier,
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