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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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einer Blume herab und sie hauchte ihn wieder entzweigeteilt als heiligen Weihrauch empor. – Hoch über dem Blütenfeld stand Gottes Paradies, aus dem das Echo seiner himmlischen Töne in Gestalt eines Bachs in die Ebene herniederwallete; sein Wohllaut durchkreuzte in allen Krümmungen das Unter-Paradies und die trunknen Seelen stürzten sich aus Wonne von den Ufer-Blumen in den Flötenstrom; im Nachhall des Paradieses erstarben ihnen alle Sinne und die zu endliche Seele ging, in eine helle Freuden-Träne aufgelöset, auf der laufenden Welle weiter. – Dieses Blumengefilde stieg unaufhaltsam empor, dem erhöheten Paradiese entgegen, und die durcheilte Himmelluft schwang sich von oben herab und ihr Niederwehen faltete alle Blumen auseinander und bog sie nicht. – Aber oft ging Gott in der dunkelsten Höhe weit über der wehenden Aue hinweg; wenn der Unendliche dann oben seine Unendlichkeit in zwei Wolken verhüllte, in eine blitzende, oder die ewige Wahrheit, und in eine warm auf alles niederträufelnde und weinende, oder die ewige Liebe: alsdann stand gehalten die steigende Au, der sinkende Äther, der nachhallende Bach, das rege Blumenblatt; alsdann gab Gott das Zeichen, daß er vorübergehe, und eine unermeßliche Liebe zwang alle Seelen, in dieser hohen Stille sich zu umarmen und keine sank an eine, sondern alle an alle – ein Wonne-Schlummer fiel wie ein Tau auf die Umarmung. Wenn sie dann wieder auseinander erwachten, so gingen aus dem ganzen Blumenfelde Blitze, so rauchten alle Blüten, so sanken alle Blätter unter den Tropfen der warmen Wolke, so klangen alle Krümmungen des tönenden Baches zusammen, es wetterleuchtete das ganze Paradies über ihnen und nichts verstummte als die liebenden Seelen, die zu selig waren….
     
     
    *
     
    Gustav erwachte in eine nähere Welt, die ein schönes Gegenspiel seiner geträumten war; die Sonne war in einen einzigen glühenden Strahl verwandelt, und dieser Strahl knickte auch an der Erde ab; die Wolke der Dämmerung zog herum, Blumen und Vögel hingen ihre schlafenden Häupter in den Tau hin und bloß der Abendwind kramte noch in den Blättern umher und blieb die ganze Nacht auf….
    So schleichen unsere grünen Stunden durch unser unbesuchtes Tal, sie gleiten mit einem ungehörten Schmetterling-Fittich durch unsern Luftkreis, nicht mit der schnurrenden Käfer-Flügeldecke – die Freude legt sich leise wie ein Abendtau an und prasselt nicht wie ein Gewitterguß herab. Unsere glückliche Badzeit wird uns zum Mut, zu Geschäften, zum Erdulden auf lange, auf immer erfrischen; das grüne Lilienbad wird in unserer Phantasie eine grüne Rasenstelle bleiben, auf der, wenn einmal die Jahre alle elysische Felder, die ganze Gegend unserer Freude tief überschneiet haben, unter ihrem warmen Hauche aller Schnee zergeht und die uns immer angrünet, damit wir auf ihr, wie Maler auf grünern Tuche, unsere alten Augen erquicken…. Ich wünsch’ euch, meine Leser, für euer Alter recht viele solche offen bleibende Stellen und jedem Kranken sein Lilienbad.
    Tät’ ichs nicht dem deutschen Publikum zu Gefallen: so würd’ ich schwerlich vor Freude zur Beschreibung derselben gelangen. Und doch werd’ ich keinen neuen Freuden-Sektor anfangen vor dem Geburttage Beatens. Dieser wird auf der kleinen Molukke Teidor begangen, dahin sind wir vom Doktor eingeladen; der hat sein Landhaus auf dieser Insel; das Wetter wird auch schön verbleiben. – – Ich kann so viel ohne großes prophetisches Talent leicht voraussehen, daß der Geburttags- oder Teidors-Sektor alles Schöne, was je in der Alexandrinischen Bibliothek verbrannt oder in Ratbibliotheken vermodert oder in andern erhalten worden, nicht sowohl vereinigen als völlig überbieten werde.
    Im nämlichen Brief, der uns nach der molukkischen Insel lockt, schreibt mir der Doktor eine Neuigkeit, die insofern hier einen Platz verdient, weil einer da ist und ich den Sektor gern voll haben möchte, indem ich bloß abschriebe.
    »Der Professor Hoppedizel, der außer dem Philosophieren und Prügeln nichts so liebt als Spaßmachen, will, sobald der Mond wieder später aufgeht, den machen, daß er ein Spitzbube ist. Ich traf ihn vor einigen Tagen an, daß er sich einen langen Bart zurechtsott, ferner Brecheisen versteckte und Masken wählte. Ich fragte ihn, auf welcher Redoute er stehlen wolle. Er sagte, in der Maußenbachschen – kurz er will deinen Gerichtprinzipal dadurch, daß er mit der kleinen Bande einbricht und statt Beute Spaß

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