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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Aufwärtsschauen dichterisch und erquickend werden. Die Poesie mache nur keck die Erdgruft auf, aber sie zeige auch, wie sie zwischen zwei Halbhimmeln liegt und wie wir aus dem zugedeckten uns dem aufgedeckten zudrehen. – Und wenn wir nur als spielende Eintagmücken, eigentlich Einabendmücken in den Strahlen der untergehenden Sonne uns sonnen und dann senken: so geht nicht bloß die Mücke, auch die Sonne unter; aber im weiten Freien der Schöpfung, wo kein Erdboden sich dazwischenstellt, haben Sonnen und Geister keinen Untergang und kein Grab.
    Und so mögen denn diese zwei Mumien, weniger mit neuen Gewürzen zur Fortdauer einbalsamiert als hie und da mit den Zeichen-Binden anders eingewickelt, sich wieder der frühern Zuziehung und Einladung zu den Gastmahlen der Leser zu erfreuen haben! Und die dritte oder Schlußmumie soll nachgeschickt werden – als die dritte Parze im schönen griechischen Sinne –, wenn nicht den Mumien-Vater selber vorher das Schicksal zur großen Mumie macht. Also im einen und im andern Falle kann es an einer dritten Schlußmumie nicht fehlen.
    Baireuth den 24 ten Jun. 1821.
    Jean Paul Fr. Richter.

Vorredne r
     
    in Form einer Reisebeschreibung
    Ich wollte den Vorredner anfangs in Sichersreuth oder Alexandersbad bei Wonsiedel verfertigen, wo ich mir das Podagra wieder in die Füßen hinunterbaden wollte, das ich mir bloß durch gegenwärtiges Buch zu weit in den Leib hinaufgeschrieben. Aber ich habe mir meinen Vorredner, auf den ich mich schon seit einem Jahre freue, aus einem recht vernünftigen Grunde bis heute aufgespart. Der recht vernünftige Grund ist der Fichtelberg, auf welchen ich eben fahre. – Ich muß nun diese Vorrede schreiben, damit ich unter dem Fahren nicht aus der Schreibtafel und Kutsche hinaussehe, ich meine, damit ich die grenzenlose Aussicht oben nicht wie einen Frühling nach Kubikruten, die Ströme nach Ellen, die Wälder nach Klaftern, die Berge nach Schiffpfunden, von meinen Pferden zugebröckelt bekomme, sondern damit ich den großen Zirkus und Paradeplatz der Natur mit allen seinen Strömen und Bergen auf einmal in die aufgeschlossene Seele nehme. – Daher kann dieser Vorredner nirgends aufhören als unweit des Ochsenkopfs, auf dem Schneeberg.
    Das nötigt mich aber, unterweges mich in ihm an eine Menge Leute gesprächsweise zu wenden, um nur mit ihm bis auf den Ochsenkopf hinauf zu langen; ich muß wenigstens reden mit Rezensenten – Weltleuten – Holländern – Fürsten – Buchbindern – mit dem Einbein und der Stadt Hof – mit Kunstrichtern und mit schönen Seelen, also mit neun Parteien. Es wird mein Schade nicht sein, daß ich hier, wie es scheint, in den Klimax meiner Pferde den Klimax der Poeten verflechte…..
    Der Wagen stößet den Verfasser dermaßen, daß er mit Nro. 1, den Rezensenten, nichts Vernünftiges sprechen, sondern ihnen bloß erzählen will, was sein guter grauer Schwiegervater begeht – nämlich alle Tage seinen ordentlichen Mord und Totschlag. Ich geb’ es zu, viele Schwiegerväter können hektisch sein, aber wenige sind dabei in dem Grade offizinell und arsenikalisch als meiner, den ich in meinem Hause – ich hab’s erst aus Hallers Physiologie T. II. erfahren, daß Schwindsüchtige mit ihrem Atem Fliegen töten können – statt eines giftigen Fliegenschwamms mit Nutzen verbrauche. Der Hektiker wird nicht klein geschnitten, sondern er gibt sich bloß die kleine Mühe, den ganzen Morgen statt einer Seuche in meinen Stuben zu grassieren und mit dem Schirokkowind seines phlogistischen Atems aus seiner Lunge der Fliegen ihre anzuwehen; aber die Rezensenten können sich leicht denken, ob so kleine Wesen und Nasen, die sich keinen antimephitischen Respirator vom Herrn Pilatre de Rozier applizieren können, einen solchen abscheulichen Schwaden auszuhalten fähig sind. Die Fliegen sterben hin wie – Fliegen, und statt der bisherigen Mücken-Einquartierung hab’ ich bloß den guten giftigen Schwiegervater zu beköstigen, der mit ihnen auf den Fuß eines Mücken-Freund-Hein umgeht. Nun glaub’ ich, den ordentlichen guten Rezensenten einem Schwiegervater von solchem Gift und Wert gleichsetzen zu dürfen; ja ich möchte jenen bei der Hand anfassen und, auf den grassierenden Phthisiker hindeutend, ihn anfeuern und fragen: »ob er nicht merke, daß er selber gar nicht zu verachten sei, sondern daß er – wenn der Hektikus, mit seinen Lungenflügeln das feinste und nötigste Miasma unter die Fliegen wehend, ein edles seltenes

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