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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich mich nicht irre, so schauert es auch!«
    »Die rothen Teufel streifen in der Nähe herum.«
    Da erklang draußen ein Alarmruf. Ein Reiter kam mit verhängtem Zügel herbeigaloppirt, und in der Ferne ließ sich Wiehern und Pferdegetrappel hören.
    »Es ist Cuchillo!« rief der Vaquero.
    »Zu den Waffen! Zu den Waffen!« schrie Cuchillo zu gleicher Zeit und schoß auf seinem Pferde durch die Oeffnung herein, welche die Wachen in der Verschanzung gemacht hatten.
    In einem Augenblicke war das ganze Lager auf den Beinen. Die Verwirrung, welche der Ruf Cuchillo’s hervorgebracht hatte, dauerte einige Minuten; die Karabinerpyramiden, welche man aufgestellt hatte, verschwanden. Die Pferde und Maulthiere bebten und zitterten; sie zerrten, ganz wie in der Nähe des Tigers, an den Riemen und Seilen, mit denen sie angebunden waren – so gewaltig ist der schreckenerregende Einfluß, den diese Söhne der Wüste selbst auf die Thiere ausüben.
    Allein die Verwirrung hörte bald auf, und Jeder nahm den Posten ein, welchen der Anführer im Falle eines Angriffes ihm im Voraus angewiesen hatte.
    Benito und Baraja waren die ersten, welche an Cuchillo Fragen stellten.
    »Wie haben die Indianer uns entdecken können, wenn Ihr ihnen nicht auf die Spur geholfen habt?« sagte der alte Vaquero, dem Banditen einen argwöhnischen Blick zuwerfend.
    »Ich habe sie allerdings hierher gelockt,« gestand Cuchillo frech, während er abstieg. »Wenn Euch hundert solcher Teufel verfolgen, so reitet Ihr gerade so wie ich im Galopp nach dem Lager, um da Schutz zu suchen!«
    »In einem solchen Falle,« antwortete Benito ernst, »muß man vor allen Dingen daran denken, seine Gefährten zu retten. Man flieht also nicht, sondern läßt sich eher die Kopfhaut über den Schädel ziehen, als daß man sie verräth. Ich wenigstens hätte das gethan!« setzte er einfach hinzu.
    »Das hält ein Jeder, wie er mag. Ich habe wohl meinem Chef, nicht aber seinem Diener Rechenschaft über meine Handlungen abzulegen.«
    »Sind die Apachen zahlreich?« frug Baraja. Er hatte noch niemals einem Kampfe beigewohnt und fühlte ein fürchterliches Grauen vor dem Zusammentreffen mit Leuten, welche ihre Gefangenen länger als fünf bis sechs Minuten martern.
    »Ich hatte keine Zeit, sie zu zählen,« beschied ihn Cuchillo. »Ich kann nur sagen, daß sie nicht mehr weit von hier sein müssen.«
    Ohne noch ein Wort zu verlieren, durchschritt er das Lager und trat zu Don Estevan, welcher vor der Thür seines Zeltes stand.
    Der Bandit hatte hier eine vollständig verstörte Miene   angenommen. Er warf seine langen Haare nach hinten, wie wenn der Wind einer wilden Jagd sie ihm um den Kopf getrieben hätte. Dann trat er in das Zelt wie ein Mensch, der eben erst wieder zu Athem kommt, und trocknete einen nicht vorhandenen Schweiß von seiner Stirn.
    Sein Bericht war kurz: er war auf seiner Rekognition einer Indianerhorde begegnet, von derselben verfolgt worden und ihr nur durch die Trefflichkeit seines Pferdes entgangen.
    »Warum führtet Ihr sie nicht irre?« frug Arechiza.
    »Ich konnte nicht daran denken, sondern mußte nur auf meine Sicherheit bedacht sein, da Sie ohne mich die Bonanza nicht finden.«
    Der Anführer lächelte eigenthümlich.
    »Heißt das vielleicht, daß ich Euch von dem Kampfe, welcher uns bevorsteht, dispensiren soll?«
    »Das steht in Ihrem Belieben!«
    »Cuchillo, Ihr werdet kämpfen; versteht Ihr mich? Wir werden das Placer auch ohne Euch finden; das will ich Euch versichern, und Ihr dürft also Eurer wohlbekannten Tapferkeit alle Zügel schießen lassen. Uebrigens durchschaue ich Euch. Das will ich Euch beweisen durch mein Wort, daß Ihr den zehnten Theil der Bonanza erhaltet, hört Ihr es, den zehnten Theil, aber – achtzig Gambusinos gerechnet. Wenn ich Euch nicht eine solche Schranke setze, bleibt von der Expedition niemand übrig als nur Ihr. Jetzt hinaus!«
    Sie verließen das Zelt. Cuchillo ging zähneknirschend an seinen Posten, und Arechiza blieb auf dem Hügel stehen, um einen Blick auf die vom Monde erleuchtete Ebene zu werfen.
    Einer der Jäger nahm einen Brand aus dem Feuer, um die Reisbündel anzuzünden.
    »Noch nicht!« rief der Chef. »Vielleicht ist es nur blinder Lärm. So lange wir noch keine Gewißheit haben, daß wir wirklich angegriffen werden sollen, dürfen wir das Feld nicht erleuchten. Auf jeden Fall sattle ein Jeder sein Pferd und mache sich parat!«
    »Freund Baraja, das bedeutet,« sagte Benito, »daß, wenn der Befehl

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