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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verschanzungslinie. Allein nur mit vieler Mühe konnten inmitten des Gebrülles, welches die Kämpfenden ausstießen, die von ihm gegebenen Befehle gehört werden. Mehr als einmal entfernte eine leichte englische Doppelflinte, welche er ebenso geschwind wie geschickt handhabte, das drohende Messer, die schon erhobene Axt oder die hoch geschwungene Mordkeule von einem der Seinigen. Hurrah’s, die dem Gebrülle der Apachen entsprachen, begrüßten solche Erfolge seines sichern Blickes.
    Neben seinem noch ganz gesattelten, den Bewegungen seines Herrn mit dem Verstande eines Hühnerhundes folgenden Pferde stand Cuchillo hinter Don Estevan, und zwar, mit mehr Klugheit als Tapferkeit, so viel wie möglich abseits vom Handgemenge. Er schien mit sorgenvollem Auge den Wechselfällen des Kampfes zu folgen, als er plötzlich taumelte, wie tödtlich verwundet zurückwich und in einiger Entfernung von den Wagen wie tödtlich verwundet hinstürzte.
    Dieser Zwischenfall wurde während des Gefechtes kaum bemerkt. Nur Zwei nahmen davon Notiz, das Pferd Cuchillo’s und Don Estevan. Das Erstere folgte seinem Herrn und blies bei dem Anblicke des scheinbar Verwundeten die Nüstern auf. Der Letztere hatte die klugen   Kunstgriffe des Banditen, sich vom Kampfe verschont zu erhalten, beobachtet und sagte kalt:
    »Wir haben einen Feigling weniger!«
    Einige Augenblicke lang blieb Cuchillo unbeweglich; dann richtete er den Kopf langsam empor und sah sich vorsichtig um. Eine Sekunde später lag er eine ziemliche Strecke von dem Orte entfernt, an welchem er zuerst niedergefallen war. Sein Pferd folgte ihm und beroch ihn von Neuem. Wären jetzt nicht alle Mitglieder der Expedition zu sehr von ihren Feinden bedrängt gewesen, so hätten sie sehen können, wie er sich nach einem Punkte der Verschanzung hinwälzte, den die Indianer freigelassen hatten. Nachdem dies geschehen war, wartete er noch einen Augenblick und schlüpfte endlich, unter den Rädern des Wagens weg, aus dem Lager hinaus.
    Dort richtete er sich auf und stand fest auf dem Boden. Ein Lächeln des Hohnes und der Schadenfreude flog über seine Lippen. Der Tumult und die Dunkelheit begünstigten sein Unternehmen.
    Ganz behutsam löste er die eisernen Ketten zweier Wagen und öffnete auf diese Weise einen Durchgang für sein Pferd. Beinahe ohne die Steigbügel zu berühren, saß er im Sattel, gab dem Thiere die Sporen und verschwand in der Ferne.
    In einiger Entfernung von dem Kampfplatze hielt ein Trupp von dreißig Indianern. Die Rothen hatten die Taktik befolgt, eine Reserve zurückzulassen, welche von einem alten Krieger befehligt wurde, der allerdings kein Häuptling war.
    Sie verfolgten die Stimmen des Kampfes mit jener äußerlichen Ruhe, welche den Indianer selbst in den aufgeregtesten   Augenblicken nicht verlassen darf, doch in ihrem Innern brannten sie vor Begierde, sich an dem Streite betheiligen zu können.
    Auch ihre Rosse befanden sich in Aufregung. Die muthigsten Thiere spitzten bei jedem Schlachtruf, der vom Lagerplatz herüberdrang, die Ohren, wirbelten die reich behaarten Schwänze in der Luft, stiegen, auf die Zügelkette knirschend, in die Höhe und konnten nur mit Mühe an der Stelle gehalten werden, auf welcher sie standen.
    Da kam ein Reiter aus der Richtung des Flusses herbeigesprengt. Er hatte die Beine hoch emporgezogen, ein sicheres Zeichen, daß er Ursache zur größten Eile habe. Bei dem Hinterhalte angekommen, ließ er die Beine sinken, stieß einen kurzen Ruf aus, und das Roß blieb mitten im stärksten Galopp halten, als sei es aus dem Boden gewachsen.
    »Wer befehligt meine Brüder?« frug er.
    »Der ›schleichende Wolf,‹« antwortete der alte Indianer.
    »Warum stehen sie hier und nehmen nicht am Kampfe Theil, den ich im Lager der Bleichgesichter toben höre?«
    »Die Häuptlinge haben dem ›schleichenden Wolfe‹ geboten, zurückzubleiben.«
    »Der Gedanke des Hinterhaltes ist weise aber nicht tapfer. Meine Brüder sollen Gelegenheit finden, ihre Büchsen und Pfeile sprechen zu lassen. Sie mögen zum Flusse kommen, sagt der Schwarzvogel.«
    »Der ›schleichende Wolf‹ darf die Stelle nicht verlassen, auf welcher ihn die Häuptlinge zurückgelassen haben. Bedarf der Schwarzvogel ihrer so nothwendig?«
    »Die Insel im Wasser trägt die drei berühmtesten Bleichgesichter, welche es gibt. Sie haben die rothen Männer mit ihren Kugeln getödtet und werden uns entgehen, wenn der ›schleichende Wolf‹ nicht mit mir kommt.«
    »Wer sind die

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