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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besten Schützen auf den Hügel neben sein Zelt gestellt. Die Feuer leuchteten so gut, daß sie ihre Feinde ganz trefflich auf das Korn nehmen konnten, und es stand zu erwarten, daß die vortheilhafte Stellung der Karavane die wahrscheinliche Ueberzahl der Indianer ausgleichen werde.
    Unterdessen hatten sich die Wilden durch ihr scharfes Auge und die Berichte derjenigen, welche von ihnen sich am weitesten vorgewagt hatten, von dieser festen Stellung überzeugt, denn nach dem ersten demonstrativen Brüllen ließ sich eine gewisse Unschlüssigkeit unter ihnen bemerken. Dieselbe dauerte jedoch nicht lange.
    Das Geschrei mit seinen furchtbaren Modulationen wiederholte sich; der Boden zitterte unter einer Lawine von Pferden, welche gedankenschnell herbeischoß, und inmitten eines Kugel-, Pfeil- und Steinhagels fand sich das Lager durch eine unordentliche Menge von Kriegern mit flatternden Haaren von drei Seiten angegriffen.
    Sofort ließ sich vom Hügel herab ein wohlgenährtes Feuer hören, und das Auge, welches sich dorthin richtete,   konnte von dort ohne Unterlaß ausgehende lange Blitze bemerken.
    Unter diesem mörderischen Feuer galoppirten herrenlose Pferde auf der Ebene umher; Reiter befreiten sich von der Last gestürzter Thiere; die Apachen versuchten, die Wagen zu ersteigen oder unter ihnen hinwegzukriechen; die Weißen wehrten dies ab, und so begann ein heißer Kampf Mann gegen Mann.
    Petro Diaz, Benito, Baraja und Oroche standen hart neben einander. Bald wichen sie zurück, um die langen Spieße ihrer Feinde zu vermeiden, bald rückten sie wieder vor, um ihrerseits Stoß und Hieb auszuführen. Dabei munterten sie einander auf und warfen zuweilen einen Blick auf ihren Führer.
    Bei Oroche und Baraja wirkte die Goldsucht beinahe ebenso stark, wie bei andern die Kampfesbegeisterung. Benito kämpfte wie die Recken des Alterthums, indem er das Wort die That begleiten ließ, während Diaz vollständig lautlos unter den Angreifern wüthete.
    »Caramba,« rief Baraja, dem mit dem Kampfe der Muth gekommen war, »ich wehre mich meiner Haut, denn ich sehe nicht ein, warum ich mich erschlagen lassen soll, noch ehe ich meinen Antheil an der Bonanza verspielt oder vertrunken habe!«
    »Ganz recht,« begleitete ihn Oroche, »wer eine Bonanza hat, ist unverwundbar, ist sogar unsterblich, denn – –«
    Ein Schlag mit der Mordkeule, die seinen Schädel traf, ließ ihn verstummen. Er sank zu Boden.
    Der Indianer, welcher diesen Hieb geführt hatte, stützte, von der Heftigkeit des Schlages fortgerissen, eine Hand auf die Deichsel, welche die Kämpfenden trennte.   Diaz erfaßte ihn am Arme und zog ihn, sich auf die Radnabe stützend, mit unwiderstehlicher Gewalt vom Pferde herab. Der apachische Krieger fiel in das Lager herein. Er hatte den Boden noch nicht berührt, so war durch den scharfschneidenden Dolch des Mexikaners sein Kopf beinahe vom Rumpfe getrennt.
    Da die auf der Anhöhe postirten Schützen unnütz geworden waren, weil ihre Kugeln in dem dichten Gedränge ebenso gut die Ihrigen wie die Indianer treffen konnten, so kamen sie herab, um sich in die Reihen der Kämpfenden zu mischen.
    »Holla, da kommt neue Kraft,« rief Benito. »Halt, Sennor Baraja, da will Euch Einer an den Hals!«
    Ein Indianer hatte Baraja gefaßt und wollte ihm sein Messer durch die Kehle ziehen, bekam aber von dem alten Vaquero einen Kolbenschlag, daß er niederstürzte.
    »Thut ihn vollends ab, Don Baraja; ich will einstweilen – – ach, Sennor Oroche, seid Ihr wieder munter? Ja, wer solche Locken und einen so dicken Hut hat, in dem der Staub von dreihundert Jahren sich festgenistet, der kann schon einen Hieb mit der Macana überwinden.«
    In diesem Augenblicke schleuderte ihm Diaz einen bereits verwundeten Indianer zu, während er einen andern, der unter dem Wagen hindurchgekrochen war und sich neben ihm emporrichtete, den Dolch bis an den Griff in die Brust stieß.
    »Hier, Benito!«
    »Danke, Sennor Diaz! Habt Ihr noch mehr übrig? Ich helfe gern!«
    Er rannte dem Wilden den Lauf seiner Büchse in die Magengrube, daß der Getroffene, dessen Munde ein erstickender   Blutstrom entquoll, todt hintenübergeschleudert wurde.
    Don Estevan und Cuchillo standen in einer Ecke der Verschanzung und hatten einen nicht minder wüthenden Anfall auszuhalten.
    Der Erstere warf, während er an seine persönliche Vertheidigung dachte, denn in einem solchen Falle muß ein Anführer sich wie ein gewöhnlicher Soldat schlagen, einen Blick auf die ganze

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