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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn, wenn mir’s klopften?«
    »Versuche es!« lachte Old Shatterhand. »Ich aber will sehen, ob wirklich alles verdorben ist.«
    »Na, vielleicht is een Schtück da, welches noch nich ganz zu gar so großer Charakterfestigkeet gediehen is. Lassen Sie mich nur suchen; ich wisch die Asche ab!«
    Es gab glücklicherweise einige Stücke, welche noch leidlich genießbar waren und für die vier Personen ausreichten; aber Frank war sehr kleinlaut geworden; er zog sich an eine dunkle Stelle zurück und that, als ob er schliefe. Doch hörte er alles, was gesprochen wurde und sah auch, was draußen im Lager vorging.
    Morgen sollten Knox und Hilton am Marterpfahle sterben und die andern Weißen vielleicht ein gleiches Schicksal erfahren. Das gab für die Roten ein großes Fest, zu welchem sie zeitig gerüstet sein mußten. Darum legten sie sich nach dem späten Essen zur Ruhe; die Feuer verlöschten bis auf zwei, nämlich dasjenige an dem Zelte, in welchem sich Old Shatterhand mit seinen drei Gefährten befand, und dasjenige, an welchem Knox und Hilton mit ihren Wächtern lagen. Um das erstere hatte sich ein dreifacher Kreis von Roten gelagert und draußen vor dem Dorfe standen zahlreiche Posten. Ein Entkommen wäre, wenn nicht unmöglich, so doch schwer und sehr gefährlich gewesen.
    Old Shatterhand hatte, um nicht während der ganzen Nacht die Augen der Roten auf sich zu haben, die Matte am Eingange herabgelassen. Nun lagen die Weißen im Dunkeln und gaben sich vergeblich Mühe, einzuschlafen.
    »Wie wird es morgen um diese Zeit mit uns stehen!« meinte Davy.
    »Vielleicht haben uns da die Roten in die ewigen Jagdgründe befördert.«
    »Wenigstens einen oder zwei oder drei von uns,« antwortete Jemmy.
    »Warum das?« fragte Old Shatterhand.
    »Ich denke, sie werden sich nicht an Sie wagen.«
    »Also nur an euch? Hm! Was denkst du da von mir! Wir gehören zusammen und keiner von uns darf denken, sich von dem Schicksale der andern ausschließen zu können. Solltet ihr für den Tod bestimmt werden, so kann es mir nicht einfallen, mir das Leben bieten zu lassen. Wir würden in diesem Falle kämpfen bis auf den letzten Mann.«
    »Aber Ihr habt ja versprochen, Euch nicht zu wehren.«
    »Allerdings, und dieses Versprechen halte ich wörtlich. Aber ich habe nicht versprochen, nicht zu fliehen. Zu diesem letzteren würden wir wenigstens den Versuch machen und wer sich uns da in den Weg stellt, der trägt dann selbst die Schuld daran, daß er weggeräumt wird. Übrigens sind meine Sorgen ganz andrer Art, denn ich vermute, daß die Roten nicht direkt unsern Tod beschließen werden.«
    »Sondern, daß sie uns freigeben?«
    »Auch das nicht. Ihre Erbitterung gegen die Weißen ist so groß und, wie ich eingestehen muß, so gerecht, daß sie keinem gefangenen Bleichgesichte so mir nichts dir nichts die Freiheit schenken werden. Aber unsre Namen haben einen guten Klang bei ihnen, und außerdem haben sie Angst vor meinem Stutzen, den sie so fürchten, daß sie sich nicht einmal getrauen, ihn anzugreifen. Ich halte es also nicht nur für möglich, sondern sogar für wahrscheinlich, daß sie eine Ausnahme mit uns machen werden. Das heißt, sie werden uns nicht Leben und Freiheit schenken, sondern uns um dieselben kämpfen lassen.«
    »Alle Teufel! Das wäre ja wunderbar schön. Das wäre ganz genau so, als ob sie uns direkt ermordeten, denn sie würden die Bedingungen so stellen, daß wir untergehen müßten.«
    »Allerdings. Aber wir brauchen den Mut dennoch nicht zu verlieren. Der Weiße ist bei dem Roten in die Schule gegangen; er besitzt ebensoviel List und Gewandtheit wie dieser, und in Beziehung auf die Ausdauer ist er ihm überlegen. Diese Erfahrung haben wir alle gemacht, und sie wird uns nicht täuschen. Soll ich die Summa ziehen, so muß ich sagen, daß im offenen Nahekampf es drei Weiße mit vier Indianern aufnehmen, wenn nämlich die Waffen gleich sind und auch die Kräfte gleich stehen. Der kriegerische Stolz der Roten aber wird sie verhindern, uns eine zu große Überzahl gegenüber zu stellen. Thäten sie dies dennoch, so würden wir sie durch Spott veranlassen, es zurückzunehmen.«
    »Aber,« meinte Hobble-Frank, welcher bisher geschwiegen hatte, »die Perschpektive, die Sie uns da zeigen, is off keenen Fall beglückend. Diese Kerle werden uns die Geschichte natürlich so sauer wie möglich machen. Ja, Sie mit Ihrer Körperkraft und Elefantenschtärke haben gut lachen; Sie hauen, schlagen und schtoßen sich durch; aber wir

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