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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Büsche oder Bäume schien es in der Nähe nicht zu geben; die Umgebung des Sees war flach und offen.
    An jedem Feuer saßen Indianer, welche ihren mit dem Braten des Fleisches beschäftigten Frauen zusahen. Zuweilen erhob sich einer oder der andre, um, langsam an dem Zelte vorübergehend, einen Blick auf die Weißen zu werfen. Von Knox und Hilton war nichts zu sehen und zu hören, doch durfte man vermuten, daß ihre Lage keineswegs eine für den Augenblick so befriedigende sei, wie diejenige Old Shatterhands und seiner Gefährten. Nach Verlauf einer Stunde kam Hobble-Frank mit der dampfenden Pfanne in das Zelt zurück; er setzte sie den Gefährten hin und sagte in sehr selbstbewußtem Tone: »Hier habt ihr eure Herrlichkeet. Ich bin neugierig, was ihr für Oogen machen werdet. Zwar fehlt das Gewürze, aber meine angeborene Talenthaftigkeet hat leicht darüber hinwegzukommen gewußt.«
    »Auf welche Weise denn?« fragte Jemmy, indem er sein kleines Näschen über die Pfanne hielt. Das Fleisch brodelte nicht nur, sondern es rauchte, und zwar nicht wenig; das Zelt war in Zeit von einigen Augenblicken von einem scharfen, brenzlichen Geruche erfüllt.
    »Off eene so eenfache Weise, daß der Erfolg een wahres Wunder is,« antwortete der Kleine. »Ich habe mal gelesen, daß Holzkohle nich nur das Salz ersetzt, welches uns hier fehlt, sondern sogar ooch solchem Fleesche, welches eene ziemliche Anrüchigkeet besitzt, den Hohguhgeruch benimmt. Unser Braten war mit eener sehr dissidenten Müffigkeet begabt und so habe ich denn zu dem erwähnten Mittel gegriffen und ihn in hölzerne Asche geschmort, was sehr leicht war, da wir ja Holzfeuer haben. Das Feuer is mir zwar dabei een bißchen mit in die Pfanne hineingeraten, aber gerade das wird, wie mir mein genialer Küchenverschtand mitteelt, von derjenigen knusperigen Wirkung sein, welche eenen gefühlvollen und wohlschmeckenden Menschen bei Tische in Exstasibilität versetzt.«
    »O weh! Elkbraten in Holzasche! Bist du denn gescheit!«
    »Rede doch keenen Äpfelsalat! Ich bin schtets gescheit. Das mußt du doch nu endlich wissen. Die Asche is een chemischer Gegner aller alchimistischen Unreenlichkeet. Genieße also diesen Elk mit dem dazu gehörigen Menschenverschtand; so wird er dir sehr gut bekommen und deiner Konschtitution diejenigen körperlichen und geistigen Kräfte verleihen, ohne welche der Mensch vom schnöden Unorganismus vollschtändig verschlungen wird.«
    »Aber,« meinte Jemmy kopfschüttelnd, »du sagst ja selbst, daß dir das Feuer in die Pfanne geraten ist. Das Fleisch hat gebrannt; es ist verdorben.«
    »Rede nich, sondern kaue!« fuhr Frank auf. »Es is höchst ungesund, beim Essen zu singen oder zu schprechen, weil dabei die unrechte Kehle offgeklappt wird und die Schpeise in die Milz anschtatt in den Magen kommt.«
    »Ja, kauen, wer soll das Zeug kauen! Da, schau her! Ist das noch Fleisch?«
    Er spießte mit dem Messer ein Stück an, hob es empor und hielt es dem Kleinen an die Nase. Das Fleisch war schwarz gebrannt und von einer dunkeln, fettigen Aschenlage umgeben.
    »Natürlich is es Fleesch. Was soll es denn sonst sein!« antwortete Frank.
    »Aber schwarz, wie chinesische Tusche!«
    »So beiß doch nur zu! Da wirscht du sofort dein Wunder schmecken!«
    »Das glaube ich gern. Und diese Asche!«
    »Die wird abgeputzt und abgewischt.«
    »Das mache mir erst einmal vor!«
    »Mit königlicher Leichtigkeet!«
    Er langte sich ein Stück heraus und rieb es so lange an der ledernen Zeltwand hin und her, bis die Asche an derselben kleben geblieben war. »So muß man’s machen,« fuhr er dann fort. »Dir aber fehlt’s schtets an der nötigen Fingerfertigkeet und Geistesgegenwart. Und nun sollst du sehen, wie delikat das schmeckt, wenn ich jetzt so een Endchen abbeiße und zwischen der Zunge zerdrücke. Das – –«
    Er hielt plötzlich inne. Er hatte in das Fleisch gebissen, nahm die Zähne weit auseinander, behielt den Mund offen und sah seine drei Gefährten einen nach dem andern betroffen an.
    »Nun,« erinnerte Jemmy, »so beiße doch!«
    »Beißen – – wie? Weeß der Kuckuck, das schnorpst und prasselt gerade wie – wie – wie, na, wie gebratene Scheuerbürschte. Sollte man das für menschenmöglich halten!«
    »Das war vorauszusehen. Ich glaube, die alte Pfanne ist weicher als das Fleisch. Jetzt kannst du die Schöpfung deines Geistes selbst verzehren!«
    »Oho! Es soll nich von mir gesagt werden, daß ihr meinetwegen hungern müßt. Wie wärsch

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