Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
knochiger Kerl, fast vier Ellen lang, schmal, aber mit hochgewölbter Brust und ewig langen Armen und Beinen. Der Häuptling stellte ihn vor den Hobble-Frank hin und meinte dabei: »Und hier steht To-ok-tey, welcher bereit ist, mit diesem Bleichgesichte um das Leben zu laufen.«
    Armer Hobble-Frank! Während dieser »springende Hirsch« mit seinen Siebenmeilenbeinen zwei Schritte machte, mußte der Kleine zehn machen! Ja, die Roten waren außerordentlich auf ihren Vorteil bedacht gewesen. »Und wer kämpft mit mir?« fragte Old Shatterhand.
    »Ich,« antwortete der »große Wolf« in stolzem Tone, indem er seine Hünengestalt hoch aufrichtete. »Du glaubtest, wir fürchten uns; ich will dir zeigen, daß du dich irrtest.«
    »Das ist mir lieb,« antwortete der Weiße freundlich. »Ich habe meine Gegner bisher stets unter den Häuptlingen gesucht.«
    »Du wirst unterliegen!«
    »Old Shatterhand wird nicht besiegt!«
    »Und Ovuts-avaht auch nicht! Wer könnte erzählen, daß er mich besiegt habe!«
    »Ich werde es schon heute erzählen!«
    »Und ich werde Herr deines Lebens sein!«
    »Kämpfen wir nicht mit Redensarten, sondern mit der Flinte!«
    Old Shatterhand sagte das in leicht ironischem Tone; er wußte, daß der Häuptling nicht darauf eingehen werde. Und wirklich antwortete dieser schnell: »Ich habe nichts mit deinem Todesgewehre zu schaffen. Zwischen uns soll das Messer und der Tomahawk entscheiden.«
    »Ich bin auch dies zufrieden.«
    »So wirst du in kurzem eine Leiche und ich werde im Besitze all deines Eigentums, auch des Pferdes, sein!«
    »Ich glaube, daß mein Pferd deine Wünsche erregt; aber die Zauberflinte ist noch wertvoller. Was wirst du mit ihr beginnen?«
    »Ich mag sie nicht, und auch kein andrer trägt Verlangen nach ihr. Sie ist zu gefährlich, denn wer sie berührt, der trifft seine besten Freunde. Wir werden sie tief in der Erde vergraben, wo sie verrosten und verfaulen mag.«
    »So mag derjenige, welcher sie dabei berührt, sehr vorsichtig sein, sonst wird er böses Unheil über den ganzen Stamm der Yampa-Utahs bringen. Und nun sag, wann und in welcher Reihenfolge die Einzelkämpfe vor sich gehen sollen.«
    »Erst soll geschwommen werden. Aber ich weiß, daß die Christen gern vor ihrem Tode geheimnisvolle Gebräuche befolgen. Ich will euch dazu diejenige Zeit geben, welche ihr Bleichgesichter eine Stunde nennt.«
    Die Roten hatten den Kreis um die Weißen wohl nur deshalb wieder geschlossen, um alle deutlich sehen zu können, wie erschrocken die Bleichgesichter über die ihnen zuerteilten Gegner sein würden. Aber sie hatten nichts derartiges gesehen und gingen nun wieder auseinander. Man schien sich jetzt gar nicht um die Jäger zu bekümmern; aber diese wußten gar wohl, daß sie sehr scharf beobachtet wurden. Sie saßen bei einander und sprachen über die Chancen, welche ihnen bevorstanden. Dem langen Davy war die Gefahr am nächsten getreten, da er der erste war, welcher zu kämpfen hatte. Er machte zwar kein verzweifeltes, aber doch ein sehr ernstes Gesicht.
    »Der »rote Fisch«!« brummte er. »Natürlich hat dieser Halunke seinen Namen nur aus dem Grunde erhalten, weil er ein vorzüglicher Schwimmer ist.«
    »Und aber du?« fragte Old Shatterhand. »Ich habe dich zwar schwimmen sehen, aber nur beim Baden und bei Flußübergängen. Wie steht es mit deiner Fertigkeit?«
    »Nicht allzugut.«
    »O weh!«
    »Ja, o weh! Ich kann nicht dafür, daß mein Korpus nur aus schweren Knochen besteht. Und ich glaube, meine Knochen haben ein noch viel größeres Gewicht als diejenigen eines jeden andern Menschenkindes.«
    »Also mit der Schnelligkeit ist’s nichts. Hältst du denn aber aus?«
    »Aushalten? Pah! So lange wie Ihr wollt. Kräfte habe ich ja genug; aber mit dem Vorwärtskommen hapert es. Ich werde meinen Skalp wohl hergeben müssen.«
    »Das ist noch nicht so bestimmt zu sagen. Noch verliere ich nicht die Hoffnung. Hast du vielleicht auch schon auf dem Rücken geschwommen?«
    »Ja, und da scheint es leichter zu gehen.«
    »Allerdings macht man die Erfahrung, daß hagere und ungeübte Leute hinten besser schwimmen als vorn. Lege dich also auf den Rücken; nimm den Kopf recht tief und die Beine hoch; stoße recht regelmäßig und ausgiebig mit den Füßen aus, und hole stets nur dann Atem, wenn du die Hände unter den Rücken schlägst.«
    »Well! Aber das kann nichts nützen, denn dieser »rote Fisch« wird mich trotzdem ausstechen.«
    »Vielleicht doch nicht, wenn mir meine List

Weitere Kostenlose Bücher