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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hirsch«; also ist Schnelligkeit seine Haupteigenschaft.«
    »Wie er heeßt, das is mir Wurscht, wenn ich nur eher als er ans Ziel gelange.«
    »Das aber wirst du eben nicht.«
    »Oho! Warum nich?«
    »Ich sagte es ja schon, und du gabst es zu. Vergleiche deine Beine mit den seinigen!«
    »Ach so, die Beene! Sie denken also, es kommt off die Beene an?«
    »Natürlich! Auf was soll es denn bei einem Wettlaufe, bei welchem es sich gar um Tod und Leben handelt, ankommen?«
    «Off die Beene, ja, ooch mit, aber die sind noch lange nich die Hauptsache. Merschtenteels hat’s der Kopp zu entscheiden.«
    »Der läuft doch nicht mit!«
    »Freilich leeft er mit. Oder soll ich etwa meine Beene ganz alleene fortschpringen lassen und mit dem übrigen Korpus warten, bis sie wiederkommen? Das wäre eene gefährliche Geschichte. Wenn sie mich nich wiederfänden, könnte ich sitzen bleiben, bis mir neue gewachsen wären, und das soll nur bei den Krebsen geschehen. Nee, der Kopp muß mit, denn der hat die Hauptarbeit.«
    »Ich begreife dich nicht!« rief Old Shatterhand aus, ganz erstaunt über die Ruhe des Kleinen.
    »Ich ooch nich, wenigstens jetzt noch nich. In diesem Momente weeß ich nur, daß een eenziger guter Gedanke besser is als een ganzes Hundert Schritte oder Schprünge, die am Ziele vorüberführen.«
    »So hast du einen Gedanken?«
    »Noch nich. Aber ich denke, wenn ich dem Jemmy eenen guten Rat habe geben können, so werde ich mich doch nich selber im Schtiche lassen. Jetzt weeß ich doch noch gar nich, wo geloofen werden soll. Wenn das entschieden is, dann werde ich wohl sehen, wo und wie das Häkchen anzunageln is. Lassen Sie sich’s nur um mich nicht bange werden! Es sagt mir eene innere Tenorschtimme, daß ich der Welt hier noch nich den Rücken kehre. Ich bin noch zu Großem geboren, und weltgeschichtliche Persönlichkeeten schterben niemals vor der Erfüllung ihrer Aufgabe und so abseits von den sanften Genüssen der Zivilisation.«
    Jetzt kam der »große Wolf« wieder mit den andern Häuptlingen herbei, um die Weißen aufzufordern, sich mit an den See zu begeben. Dort wimmelte es bereits von Menschen jeden Alters und Geschlechts, denn es sollte da der Schwimmkampf entschieden werden.
    Als sie am Ufer anlangten, sah Old Shatterhand, daß er nicht falsch vermutet hatte; es gab eine bedeutende Strömung. Der See hatte beinahe die Gestalt einer Ellipse. Oben, an der einen Schmalseite, trat das Bergwasser ein und strömte erst der linken Lang-, dann der unteren Schmalseite entlang dem Ausflusse zu, welcher sich auf der rechten Langseite und gar nicht weit von dem Einflusse befand. Diese Strömung folgte also fast zu drei Vierteilen der Uferstrecke. Wenn sie für Davy benutzt werden konnte, war dieser vielleicht gerettet.
    Die Frauen, Mädchen und Knaben verbreiteten sich weit am Ufer hin. Die Krieger ließen sich an der unteren Schmalseite nieder, denn dort sollte der Kampf beginnen. Aller Augen waren auf die beiden Interessenten gerichtet. Der »rote Fisch« blickte stolz und selbstbewußt über das Wasser hin wie einer, welcher seiner Sache vollständig sicher ist. Auch Davy schien ruhig zu sein, aber er schluckte oft; sein Kehlkopf war in steter Bewegung. Wer ihn kannte, dem war das ein Zeichen innerer Erregung. Endlich wendete sich der »große Wolf« zu Old Shatterhand: »Denkst du, daß wir beginnen sollen?«
    »Ja, aber wir kennen die näheren Bedingungen noch nicht,« antwortete der Gefragte.
    »Die sollt ihr hören. Gerad hier vor mir steigen beide in das Wasser. Wenn ich mit einem Klatschen der Hände das Zeichen gebe, stoßen sie ab. Es wird einmal um den ganzen See geschwommen und die Schwimmer haben sich stets genau eine Manneslänge vom Ufer zu halten. Wer einbiegt, um den Weg zu kürzen, ist besiegt. Der, welcher zuerst hier ankommt, stößt den andern mit dem Messer nieder.«
    »Gut! Aber nach welcher Seite schwimmen sie ab? Nach rechts oder links?«
    »Links. Sie kehren dann von rechts her zurück.«
    »Sollen sie nebeneinander schwimmen?«
    »Natürlich!«
    »Also mein Gefährte zur rechten und der »rote Fisch« zur linken Hand?«
    »Nein, umgekehrt.«
    »Warum?«
    »Weil derjenige, welcher links schwimmt, dem Ufer näher ist und also den weitesten Weg zurückzulegen hat.«
    »So ist es falsch und ungerecht, sie beide nach derselben Richtung gehen zu lassen. Du liebst nicht den Betrug und wirst zugeben, daß es richtiger ist, wenn sie nach verschiedenen Seiten abgehen. Der eine schwimmt von hier

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