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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Häuptling fort und läßt uns einen gewöhnlichen Krieger hier zurück?«
    Die Andern blickten ihn erwartungsvoll an, ohne seine Frage beantworten zu können.
    »Ich bin zwar kein Kenner von Indianern, aber – – –«
    »Aber – – – nur weiter, Sennor Benito! Spannt uns doch nicht so auf die Folter! Ihr seid der beste Tiger-und Indianerkenner von Mexiko; das habt Ihr bewiesen, und werdet also auch wissen, warum der Häuptling fort ist und der Kerl dort nicht.«
    »Wenn die Apachen wirklich erfahren sollen, daß Don Arechiza und Sennor Diaz nichts geschehen darf, so konnte der Läufer die Botschaft ausrichten. Daß aber der Häuptling diese Botschaft selbst überbringen will, giebt mir Veranlassung zu der Ansicht, daß« – – –
    »Daß – – –? So redet doch endlich!«
    »Daß sie etwas Schlimmes im Schilde führen.«
    »Was denn zum Beispiel, Sennor Benito?«
    »Sie wissen, daß wir ohne Anführer sind, und daß der Häuptling zu den Seinen zurückgekehrt ist, dient mir als Zeichen, daß er ihnen einen Plan mitzutheilen hat. Sie werden Sennor Arechiza von uns abschneiden und uns überfallen, sobald es dunkel ist.«
    »Ihr vermuthet falsch, Don Benito,« entgegnete Gomez, dem sehr viel daran lag, sein Verhalten zu beschönigen. »Sie sind mit friedlichen Absichten gekommen, wozu sie auch alle Veranlassung haben, denn sie haben gestern große Verluste gehabt. Und diese Absichten haben sie auch jetzt noch, sonst würde Antilope nicht zurückgeblieben sein.«
    »Hm, das klingt wahrscheinlich, aber – – –«
    »Aber – – –? Sprecht doch weiter, Sennor Benito!«
    »Ich bin kein Indianerkenner, aber ich war in meiner Jugend einmal Gefangener bei ihnen und vermuthe, daß sie nichts Gutes im Schilde führen.«
    »Und die Geißel, die dort im Zelte sitzt?«
    »Ist der Kerl bewaffnet?«
    »Nein. Die beiden Rothen ließen ihre Waffen bei den Pferden zurück.«
    »So! Hm! Wenn doch Don Estevan bald käme! Aber wie leicht kann ihm ein Unfall passiren, so daß er gar nicht wiederkehrt. Ich schlage vor, wir wählen uns auf alle Fälle einen Anführer, damit wir wenigstens wissen, auf wen wir zu hören haben, wenn ein Ueberfall stattfinden sollte.«
    »Und ich schlage vor,« meinte Gomez, »wir unternehmen gar nichts. Don Arechiza könnte nicht zufrieden   sein, und wir müssen uns vor allen Dingen sehr hüten, den Indianer mißtrauisch zu machen.«
    Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall. Beni to’s wiederholtes Mahnen wurde überstimmt, so daß er sich schließlich ärgerlich zurückzog, nicht aber ohne vorher den Entschluß auszusprechen:
    »Gut, wie Ihr wollt, Sennores! Ich aber sage Euch, daß ich mich neben das Zelt postiren und den rothen Hallunken sofort niederstechen werde, sobald ich nur das Geringste bemerke, was mich auf einen Ueberfall schließen läßt!«
    Er führte diesen Vorsatz auch augenblicklich aus, indem er die kleine Anhöhe erstieg und sich hart neben dem Zelte auf den Erdboden ausstreckte.
    Von hier aus konnte er die Gegend in einem weiten Umkreise überblicken, aber so scharf und wachsam sein Auge war, er vermochte nicht das geringste Verdächtige zu bemerken.
    Der Tag verging; die Sonne sank im Westen nieder, und jene Helle machte sich bemerkbar, die in den öden, von der Hitze ausgeglühten Sand- und Steinsteppen der schnell hereinbrechenden Nacht voranzugehen pflegt.
    Da richtete sich Benito in die Höhe; er hatte, den Indianer verstohlen beobachtend, bemerkt, daß sich die geschlossenen Augen desselben öffneten, um einen kurzen, aber durchdringenden Blick hinaus auf die Ebene zu werfen. Die Lider hatten sich sofort wieder geschlossen, aber über das dunkle Gesicht hatte es wie eine Befriedigung geblitzt.
    Der Vaquero musterte die Steppe. Er mußte sich geirrt haben, denn es war da draußen nichts zu bemerken, als eine Heerde wilder Pferde, welche, von drei oder vier   Indianern gejagt, mit wehenden Schwänzen und Mähnen hin und her galoppirte.
    Die Cavallada verschwand öfters hinter einer Bodenanschwellung, kam dann wieder auf eine Minute zum Vorscheine, sprengte zuweilen näher herbei, entfernte sich wieder und wurde von ihren Verfolgern hin und her gehetzt, bis die kurze Dämmerung hereinbrach, welcher nach wenigen Minuten eine vollständige Dunkelheit zu folgen pflegt.
    Die Heerde war jetzt nur noch als ein dunkler Punkt zu erkennen, welcher nach und nach deutlicher wurde. Die Pferde suchten einen Ausweg vor ihren Verfolgern und kamen in gerader Richtung auf das

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